Mülheim. Aus sechs Monaten als Hebamme in Westafrika wurden für Christina Krappe aus Saarn sechs Jahre. Wie die Mülheimerin Corona und Malaria überstand.

Es sollten sechs Monate werden in Westafrika, schließlich blieb Christina Krappe, Hebamme aus Saarn, beinahe sechs Jahre in Benin und betreute als Missionarin werdende Mütter. Gottes Wort ist dabei ihr Motor – bis heute. Ihr Glaube hat ihr nicht nur geholfen, das Leid in dem extrem armen Land auszuhalten, die 42-Jährige ist überzeugt, dass die Führung von oben ihr auch geholfen hat, ihre Corona-Erkrankung zu überstehen. Hygiene nach europäischen Vorstellungen wird im westafrikanische Busch belächelt.

Christina Krappe war erst im März 2020 von einem sechsmonatigen Heimataufenthalt in Saarn zurück nach Benin im Westen Afrikas geflogen, als die Pandemie in Europa gerade Fahrt aufnahm. Als sie zurück in Bembéréké, einer kleinen Stadt im Norden des Landes war, wurde der Mülheimerin mit Blick auf Corona schnell klar: „Wir hatten gar nichts, um uns zu schützen. Deshalb haben wir von einem einheimischen Schneider erstmal Stoffmasken nähen lassen.“

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Anfang des Jahres stiegen die Corona-Zahlen im westafrikanischen Benin

Über Monate hielten sich die Infektionszahlen in ihrem westafrikanische Zuhause zunächst in Grenzen. Anfang dieses Jahres aber häuften sich die Corona-Fälle auch dort. „Wir hatten dann erstmals auch im Krankenhaus diagnostizierte Fälle“, schildert die 42-Jährige, die vor ihrer Missionarszeit in Westafrika als Hebamme im Evangelischen Krankenhaus in Oberhausen gearbeitet hat.

Christina Krappe mit den Zwillingen Paul und Pauline, denen sie in Benin auf die Welt geholfen hat. Die alleinerziehende Mutter der Kinder bekam Hilfe von der Hebamme.
Christina Krappe mit den Zwillingen Paul und Pauline, denen sie in Benin auf die Welt geholfen hat. Die alleinerziehende Mutter der Kinder bekam Hilfe von der Hebamme. © Krappe

„Die Nachlässigkeit bei der Versorgung der Patienten ohne Mundschutz oder Handschuhe, zudem Besucherströme für die Covid-Patienten, wo die Tür des „Isolierzimmers“ sperrangelweit offen stand – das fühlte sich an wie ein Fass ohne Boden.“ Schließlich erkrankte die Saarnerin selbst an Corona. „Gott sei Dank hatte ich keinen sehr schlimmen Verlauf, aber es hat mir gereicht, vor allem die Müdigkeit und Erschöpfung danach. Jetzt geht es mir aber wieder gut.“

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In Westafrika ist Corona eine weitere schlimme Krankheit auf der langen Liste

Der Umgang mit solch einer Krankheit sei in Westafrika ganz anders als in Deutschland „Für viele dort ist es einfach eine weitere schlimme Krankheit auf der langen Liste. Dort gehen die Menschen auch mit Malaria um, als sei es ein Schnupfen“, schildert Krappe, die die Tropenkrankheit während ihres Aufenthaltes selbst auch schon durchgemacht hatte.

Einsatz wird durch Spenden finanziert

Unterstützung und Rückhalt fand Christina Krappe in ihrer Zeit als Missionarin in Westafrika nicht zuletzt in ihrer Gemeinde, der Credo Gemeinde Saarn, zu der sie aus Benin über die meilenweite Entfernung engen Kontakt hielt.

Die Arbeit der Hebamme finanzierte sich durch Spenden – etwa von Freunden, Gemeindemitgliedern und von Frauen, die die Saarnerin zu Hause als Hebamme betreut hatte. Wie bereits ihr Missionseinsatz in Benin wird auch ihre neue Stelle bei der Missionsgemeinschaft DMG über Spenden finanziert. Kontakt: krappechristina@gmail.com

Trotz aller Hürden und Gefahren hat die Mülheimerin nie an ihrer Bestimmung gezweifelt. Ihre Aufgabe, in einem der ärmsten Länder der Welt zu helfen, hat sie als gläubige und praktizierende Christin auch als Ruf Gottes verstanden, ihr Wissen um die Geburtshilfe anzuwenden und an Schülerinnen vor Ort weiterzugeben, um Frauen zu helfen, damit diese nicht an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt sterben. Denn die Mütter- und Säuglingssterblichkeit ist in Benin, wie in vielen afrikanischen Ländern, extrem hoch.

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Christina Krappe: „Ich hab das Evangelium auf meine Weise weitergeben, in dem ich die Frauen behandelt habe.“

Ihr Weg war für sie klar, seit sie 2014 ein Bibelwort gelesen hatte, das sie in seinen Bann zog: „Mache dich auf und handle! Und der Herr möge mit dir sein!“ (1. Chronik 22.16). So lautete die Losung, die die Saarnerin als Ansporn verstand. Zurück in Deutschland sagt die Hebamme: „Ich hab keine Kirche gebaut und nicht gepredigt, aber ich hab das Evangelium auf meine Weise weitergeben, in dem ich die Frauen behandelt habe.“

Christina Krappe erfuhr in Westafrika das traditionelle Leben der Dorfgemeinschaft.
Christina Krappe erfuhr in Westafrika das traditionelle Leben der Dorfgemeinschaft. © Krappe

Ihr Einsatz in Westafrika ist nun abgeschlossen, sie hat Abschied genommen von Bembéréké, den Kolleginnen und den vielen Freundschaften, die entstanden sind in ihrem afrikanischen Leben. Einen Sack mit Kleidung hat sie dort gelassen, bei ihrer besten Freundin. „Damit sie weiß, dass ich wiederkomme.“

Zurück in Deutschland hat sie ein sogenanntes Debriefing gemacht, um all das Erlebte aus ihren Jahren in Westafrika zu verarbeiten und gut abzuschließen. „Seitdem spüre ich deutlich, wie ich besser hier ankomme. Kraft und Motivation kehren zurück und ich kann mich nun auch auf das freuen, was vor mir liegt.“ Denn nun beginnt für die Mülheimerin ein neuer Lebensabschnitt.

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Nicht zurück an in den Kreißsaal, sondern an den Schreibtisch

Doch sie kehrt nicht zurück in einen Kreißsaal im Ruhrgebiet, sondern in ein baden-württembergisches Büro: „Ich werde in der Heimatzentrale der Missionsgemeinschaft DMG in der Nähe von Sinsheim neue Missionare auf ihren Einsatz vorbereiten und ihnen dabei hoffentlich zum Segen werden.“

Sie habe es geliebt, Hebamme zu sein, sagt Christina Krappe, die ihrem neuen Ruf ebenso gerne folgt: „Ich kann nur darüber staunen, wie Gott mich in den letzten Jahren auf die neue Aufgabe vorbereitet hat und auch darüber, wie er die Dinge führt.“