oberhausen. . Die Saarner Hebamme Christina Krappe, die seit einem Jahr in Westafrika lebt, besucht ihre Familie und blickt von Zuhause auf ihr Leben dort.

Urlaub in Mülheim, das macht zurzeit Christina Krappe und sagt darüber: „Es fühlt sich seltsam an.“ Die Hebamme hat vor einem Jahr ihre Wohnung in Saarn aufgelöst und lebt seitdem im westafrikanischen Benin, wo sie als Langzeitmissionarin in einem Krankenhaus im Auftrag des christlichen Missions- und Hilfswerks DMG mitarbeitet und dabei hilft, Frauen zu Hebammen auszubilden sowie Initiativen zu starten, damit die Menschen in den Dörfern selbst mehr für ihre Gesundheit tun können. Denn die Mütter- und Säuglingssterblichkeit ist in Benin, wie in vielen afrikanischen Ländern, extrem hoch.

Familie ist das Allerwichtigste

Jetzt aber ist die 39-Jährige auf Heimaturlaub für vier Wochen, Grund ist der runde Geburtstag ihres Vaters. Zunächst habe sie gezögert, ihren Aufenthalt in Benin zu unterbrechen. Zumal ihr Projekt in den vergangenen Wochen „richtig gut gelaufen ist“, wie sie berichtet. „Aber für die Menschen in Benin ist die Familie das Allerwichtigste, da war es überhaupt keine Frage, ob ich nach Hause fahre oder nicht“, erzählt die Saarnerin.

Und aus vollem Herzen sagt sie: „Benin und die Stadt Bembéréké, in der ich lebe, sind auch zu meinem Zuhause geworden.“ Dabei waren die ersten Eindrücke, die Erlebnisse, das Leid und die Not der Menschen in dem bitterarmen Land bei ihrem ersten, sechsmonatigen Aufenthalt von Herbst 2015 nicht nur erfreulich durch gelungene Geburten, sondern durchaus auch belastend.

Dass Frauen dort unter der Geburt sterben, sei an der Tagesordnung, Neugeborene bekommen zunächst keine Namen, zu unsicher ist, ob sie überleben. Und trotzdem, Christina Krappe weiß, dass sie in Benin gebraucht wird, dass sie, die gläubige Christin, ihrem Ruf zu helfen, weiter folgen wird. Längst sieht sie vor Ort, was ihre Arbeit bewirkt: „Die Menschen dort fassen jetzt langsam Vertrauen zu mir und merken: Die bleibt wirklich bei uns.“

Die Saarnerin bleibt Exotin im beninischen Dorf

Die Nachhaltigkeit ist es, die ihr wichtig ist – auf zwei Jahre ist ihr Aufenthalt nun angelegt. „Ich will nicht nur etwas aus dem Boden stampfen, sondern etwas zusammen mit den Menschen aufbauen“, sagt die Mülheimerin, räumt aber auch ein: „Die Zeit vergeht so schnell und man schafft gar nicht so viel, wie man sich vorgenommen hat. Aber es sind die Kleinigkeiten, die auch so wichtig sind.“ Inzwischen spricht sie eine der örtlichen Sprachen, bleibt aber dennoch die Exotin, wenn sie durchs Dorf geht, schildert die Saarnerin.

Mangel oder aber Entbehrung, das empfinde sie in ihrem afrikanischen Leben nicht. „Ich hab da einfach ein paar Sachen nicht, genieße aber das Leben hier gerade total.“ Nach vier Wochen wird ihr Heimaturlaub wieder zu Ende sein. Doch bereits zu Weihnachten wird Christina Krappe das nächste Mal Mülheim begegnen. Dann kommt ihre beste Freundin sie in Benin besuchen – für die gläubige Christin ein schönes Geschenk.

>>> INFO: Kontakt und Unterstützung für Christina Krappe

Christina Krappes Einsatz in Benin unter dem Dach der DMG ist ehrenamtlich. Die Arbeit der Hebamme finanziert sie sich durch Spenden – etwa von Freunden, Gemeindemitgliedern und von Frauen, die die Saarnerin zu Hause als Hebamme betreut hat. Kontakt per E-Mail: krappechristina@ gmail.com