Mülheim. Die Mülheimer Hebamme Christina Krappe ist aus Westafrika zurück. Hier berichtet sie von ihrem Leben – und einer ganz besonderen Beziehung.

Es ist der erste richtige „Urlaub“ in ihrer Heimat, wenn man das so nennen kann. Denn ein Besuch ist es nicht, ein Aufenthalt vielleicht, vielmehr ist es ja eine Rückkehr zu den eigenen Wurzeln. Die Mülheimer Hebamme Christina Krappe ist nun schon seit vier Jahren eine Reisende zwischen zwei Welten. Auf der einen Seite die Heimat Deutschland, Mülheim, Saarn, auf der anderen Seite der Arbeits-, der Lebensort: Benin. Seit Anfang September ist „die Weiße“, wie sie in Afrika schon fast liebevoll von allen genannt wird, zurück in der einen Welt, in Mülheim.

Die Mülheimerin ist vor Ort als Hebamme und Langzeitmissionarin tätig

Heute, nach vielen weiteren Tagen und Monaten Erfahrung im afrikanischen Busch, kann sie zurückblicken auf zahlreiche glückliche, gute, hoffnungsfrohe Zeiten, leider aber auch auf schlimme, frustrierende, traurige Momente. Vor Ort in Benin ist Christina Krappe als Langzeitmissionarin in einem Krankenhaus im Auftrag des christlichen Missions- und Hilfswerks DMG (Damit Menschen Gott begegnen) tätig. Und eben als Hebamme.

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Über ihre Arbeit in der Geburtshilfe sagt die Weiße auch: „In Benin geht es viel mehr um Leben und Tod als hier, man spürt viel mehr die Grenzen.“ In der jüngsten Vergangenheit konnte sie sich vor allem der Vorsorge widmen, einem Bereich ihrer Arbeit, den sie sehr schätzt. In ihrem Rundbrief, in dem sie über das berichtet, was sie in Afrika erlebt, schreibt sie: „In den letzten Monaten ist für mich gefühlt ein wenig Alltag eingetreten.“ Es sei mit der Zeit ein selbstständigeres Arbeiten geworden. Und dennoch ist sie so manches Mal noch immer auf die Hilfe ihrer Kolleginnen angewiesen.

„Es ist oft so schwierig, hier in Deutschland zu helfen.“

Christina Krappe hält auch Vorträge in Mülheim

Während ihres Heimaturlaubes wird Christina Krappe häufig unterwegs sein – auch und vor allem, um über ihre Arbeit im Rahmen von Vorträgen und Berichten zu informieren. In Mülheim wird es auch den einen oder anderen Termin geben:

Am 13. November ist sie beim Frauenfrühstück der Evangelischen Kirchengemeinde Broich-Saarn zu Gast. In der Zeit von 9.30 bis 12 Uhr wird sie unter dem Titel „Als Hebamme am richtigen Ort – ein Bericht vom Leben und Arbeiten in Benin/Westafrika“ berichten. Anmeldungen unter 427120 beim Gemeindebüro.

Zwei Tage später, am 15. November, hält Christina Krappe einen Vortrag über das Leben und Arbeiten in Benin für alle Interessierten: Beginn ist um 19.30 Uhr in der Credo Gemeinde Saarn, an der Solinger Straße 11b.

Ihr Eindruck nach ihrem letzten, langen Aufenthalt auf dem anderen Kontinent: „Es ist manchmal total schwierig, Dinge zu verändern.“ Dabei seien es oftmals nur Kleinigkeiten, die mit einem Mal große Wirkung entfalten können. Die 40-Jährige sagt aber auch: „Es ist oft so schwierig, hier in Deutschland zu helfen. Mir fällt es dort viel leichter.“ Denn die Nöte und Probleme der Menschen in Benin seien oftmals „so offensichtlich“.

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Obwohl dort, wo die Welt so anders ist, auch viel im Verborgenen bleibt. „Es herrscht eine große Schamkultur“, berichtet Christina Krappe beispielsweise. Oftmals seien die Frauen unter der Geburt ganz still, durchleben die größten Schmerzen ohne ein einziges Mal einen Laut von sich zu geben. Und überhaupt würden Kinder in Benin „ganz anders geschätzt und geliebt.“ Christina Krappe sagt aber auch: „Die Menschen dort brauchen Kinder, sie sind ihre Altersvorsorge.“

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Die Mülheimerin ist ausgesandt von der Credo Gemeinde Saarn

Bei all ihrem Tun und Handeln steht für die Saarnerin immer eins ganz besonders im Vordergrund: „Ich liebe die Menschen, ich habe total viel Segen in meinem Leben bekommen und hatte immer das starke Gefühl, dass ich davon etwas abgeben wollte.“ Nun als Hebamme in Afrika, als Missionarin ausgesandt von ihrer Heimatgemeinde in Saarn, der Credo-Gemeinde im Hintergrund.

Die Mülheimer Hebamme Christina Krappe sagt über ihr Leben und Wirken in Benin: „Es hat mich mehr zu Gott gebracht. Wenn man alleine im Busch ist und sich einsam fühlt, hilft das sehr.“
Die Mülheimer Hebamme Christina Krappe sagt über ihr Leben und Wirken in Benin: „Es hat mich mehr zu Gott gebracht. Wenn man alleine im Busch ist und sich einsam fühlt, hilft das sehr.“ © Christina Krappe

Und haben sie ihre Aufenthalte in dem fast elf Millionen Einwohner zählenden Land verändert? Christina Krappe muss diese Frage sofort bejahen. „Auf jeden Fall. Es hat mich mehr zu Gott gebracht. Wenn man alleine im Busch ist und sich einsam fühlt, hilft das sehr.“ Wenn sie nicht ihren Glauben hätte und das Vertrauen darauf, dass Benin der Ort ist, an „den Gott mich gestellt hat“ – vielleicht würde sie dann nicht noch weiter nachdenken, über einen weiteren Aufenthalt fernab ihrer Mülheimer Wurzeln, in Afrika.

Im Frühjahr geht es wieder zurück, rechtzeitig zur Hitze und den Mangos

Das Datum steht bereits: Am 1. März 2020 findet der Aussendungs-Gottesdienst für Christina Krappe im Kreise ihrer Credo Gemeinde Saarn statt. Danach geht es zurück, viele tausend Kilometer entfernt, nach Benin, „rechtzeitig zur Hitze und den Mangos“, wie sie in ihrem Rundbrief schreibt. Und raus aus dem alten Mülheimer Kinderzimmer, wo Christina Krappe seit September bei ihren Eltern gelebt hat, zurück in das kleine, 50 Quadratmeter große Häuschen, mit den Ziegen und Hühnern im Garten. Mit ganz vielen schönen Erinnerungen an ihre Heimat Mülheim im Gepäck, dazu zahlreichen Ideen und einigen geplanten Projekten für Afrika – und Gott im Hintergrund.