Mülheim. Mülheimer Kinderschutzbund will Alleinerziehende mit einem besonderen Betreuungsangebot unterstützen. Es braucht dafür Ehrenamtliche und Spenden.
Der Kinderschutzbund in Mülheim musste vor einem Jahr seine Beratungsstelle gegen Vernachlässigung, Misshandlung und sexuellen Missbrauch von Kindern aus finanziellen Gründen schließen. Der Verein setzt sich aber weiterhin für Kinder mit schwierigen Startbedingungen ein, nimmt künftig die wachsende Kinderarmut in Mülheim in den Fokus. Es soll – möglichst schon ab Januar - ein Betreuungsangebot speziell für Einelternfamilien geben. Denn deren Kinder seien besonders armutsgefährdet.
Die Aufgabe der Mülheimer Beratungsstelle im vergangenen Jahr sei sehr bitter gewesen, erinnert sich Dr. Melanie Oechler, die erste Vorsitzende des Vereins, der in Mülheim rund 170 Mitglieder hat. Man habe ja lange gekämpft, aber diese Leistung sei für den Kinderschutzbund derzeit finanziell einfach nicht drin. Auch wegen der Coronazeit seien einige Pläne – etwa die Hausaufgabenbetreuung oder die Ferienspiele – nicht umsetzbar gewesen, berichtet sie. Zum Januar plant der Kinderschutzbund nun neu mit einem Angebot speziell für Alleinerziehende. Denn diesen seien die Zugänge zu einer Ausbildung oder zu besseren Beschäftigungsmöglichkeiten etwa durch mehr Wochenstunden oft erschwert, weil sie sich um ihre Kinder kümmern müssen.
Das Angebot für Mülheimer Alleinerziehende mit Kindern bis zu zwölf Jahren
Der Kinderschutzbund Mülheim möchte ein Angebot ergänzender Kinderbetreuung zu Kita und OGS etablieren. Das Angebot soll sich speziell an Alleinerziehende mit Kindern bis zu zwölf Jahren richten, die eine Ausbildung machen, eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufnehmen wollen oder die den vorhandenen Job zeitlich aufstocken möchten. Geplant sei, so Melanie Oechler, eine individuelle Betreuung zwischen Schule/OGS oder Kita ganz nach Bedarf, also bei der Abwesenheit der Mütter oder Väter.
Die Betreuung der Kinder würde durch eine zuvor geschulte ehrenamtliche Person zu Hause bei der Familie stattfinden, damit die Kinder in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Die Kinder könnten, so der Plan, falls nötig schon am frühen Morgen vor Schul- oder Kitabeginn betreut werden, auch spätnachmittags nach der OGS oder auch am Wochenende, wenn der Elternteil auch samstags oder sonntags arbeiten muss.
Dieses Projekt zur ergänzenden Kinderbetreuung wird in der Nachbarstadt Essen vom VAMV (Verband allein erziehender Mütter und Väter) bereits praktiziert. „Sonne, Mond und Sterne“ heißt das dort, und seit Kurzem gibt es in Essen auch eine Transferstelle, die anderen Kommunen mit den gemachten Erfahrungen bei der Umsetzung helfen möchte. Die Notwendigkeit, vorhandene Betreuungslücken auch in Mülheim zu schließen, sieht der Kinderschutzbund deutlich. Bei der Finanzierung des Projektes erhofft sich der Mülheimer Verein nicht nur Spenden, sondern will auch öffentliche Träger ansprechen. Möglicherweise, so Oechler, könne man auch Studierende als Honorarkräfte einstellen.
Der Ausbau des Projektes soll Schritt für Schritt erfolgen
Spenden und Ehrenamtler gesucht
Um das Betreuungs- und weitere Projekte stemmen zu können, freut sich der Kinderschutzbund Mülheim nicht nur über Spenden (IBAN: DE96 3625 0000 0300 0264 51), sondern auch über engagierte Ehrenamtliche.
Auch eine Mitgliedschaft beim Kinderschutzbund Mülheim hilft weiter. Der Jahresbeitrag liegt bei 25 Euro. https://kinderschutzbund-mh.de/
Das Projekt steht und fällt mit der Finanzierung. Aber es geht nicht allein nur ums Geld. „Es liegt uns sehr am Herzen, Ehrenamtliche für das Projekt zu gewinnen“, sagt Melanie Oechler. Für die Schulung der Ehrenamtlichen muss der Verein noch eine Sozialpädagogische Fachkraft finden, die das Schulungsprogramm für die Ehrenamtlichen erstellt und durchführt. Dieser Fachkraft würde es dann auch obliegen, die Familien mit den Ehrenamtlichen zusammenzubringen. Das müsse ja vom zeitlichen Rahmen und auch von der Chemie her passen.
„Wir planen einen stufenweisen Ausbau“, erklärt die Vereinsvorsitzende. Fünf Mülheimer Alleineltern-Familien hofft man im ersten Halbjahr 2022 unterstützen zu können, zehn dann möglicherweise im ganzen Jahr. Die Nachfrage dürfte auch in Mülheim nicht das Problem sein, davon ist Melanie Oechler überzeugt.