Mülheim. Die Mülheimer Gastronomen und der Handel haben sich bereits darauf eingestellt, Plastikverpackungen durch Mehrwegmaterial zu ersetzen.
Plastikgeschirr, Plastikbesteck, Styroporverpackungen und Plastikstrohhalme sollen der Vergangenheit angehören. Am 3. Juli ist eine entsprechende Richtlinie der Europäischen Union in Kraft getreten. Sie verbietet die Produktion dieser Artikel, für die es schon heute umweltverträgliche Alternativen gibt. Damit soll die Plastikvermüllung der Natur reduziert und langfristig beseitigt werden.
Produktion von Plastikartikeln verboten
Das Produktionsverbot bedeutet eine Kehrtwende, die sich auf Handel, Gastronomie und Verbraucher auswirkt. Allerdings dürfen gelagerte Restbestände der jetzt nicht mehr hergestellten Einwegverpackungen vorerst weiter abverkauft werden. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums gelangen durch Verpackungsmüll jährlich rund 6 Millionen Tonnen Plastik in die Umwelt und in die Blutbahnen der Menschen. Achtlos in der Natur entsorgter Plastikmüll verunreinigt nicht nur Landschaft, Flüsse und Meere. Er kommt auch als krankmachender Bumerang auf uns zurück.
Entsprechend verständnisvoll reagieren Vertreter von Gastronomie und Handel auf die schon seit 3 Jahren absehbare Umstellung von Einweg auf Mehrweg. Der Vorsitzende des örtlichen Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, Jörg Thon sagt: „Die Entscheidung der Europäischen Union ist im Sinne des Umweltschutzes richtig, auch wenn das für uns Gastronomen und unsere Kunden insgesamt teurer wird.“
Gastronomie und Einzelhandel zeigen Verständnis
Thon und seine Frau Janet betreiben den Bürgergarten und den Ratskeller. Sie haben regelmäßig Gäste, die sich ihr Essen zum Mitnehmen einpacken lassen oder sich Mahlzeiten für zuhause abholen. In ihren Gasthäusern kommen jetzt keine Plastik- oder Styroporverpackungen mehr zum Einsatz, sondern wiederverwendbare Hartplastik-Tupperdosen. Diese geben die Thons gegen eine Pfandgebühr von 5 Euro an die Kunden ab. „Bisher sind wir damit bei unseren Gästen auf viel Verständnis gestoßen“, erklärt Jörg Thon und weist darauf hin, „dass es für Gastronomie Einzelhandel darauf ankommt, mit den Kunden ins Gespräch zu kommen und sie über die Veränderungen im Sinne der umweltschützenden Müllvermeidung zu informieren.
„Zurzeit macht uns die Corona-Pandemie den Informationsaustausch nicht leichter. Aber wir versuchen verstärkt auch Trinkhallenbetreiber mit ins Boot zu holen und über die Auswirkungen der EU-Richtlinie zu informieren“, unterstreicht Jörg Thon. Für ihn ist es auch kein Problem, wenn Kunden sich ihre Mahlzeiten, wie zu Großvaters- und Großmutters Zeiten im eigenen Henkelmann oder in einer Flasche mit nach Hause nehmen. Voraussetzung: Die mitgebrachten Behältnisse müssen sauber sein oder vorab durch die Spülmaschine des Restaurants laufen.
Restbestände können noch unter Kunden gebracht werden
„Für uns ist das EU-Verbot kein Problem. Der Einzelhandel hat seine Hausaufgaben gemacht und sich in den letzten Jahren auf die absehbare Umstellung beim Verpackungsmaterial eingestellt. Wir kommen damit auch den Wünschen unserer Kunden entgegen“, erklärt der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Ruhr, Marc Heistermann. Er weist darauf hin, dass aufgrund des Corona-Lockdowns bei einigen Einzelhändlern noch mehr Plastiktüten auf Lager liegen, die jetzt noch unter die Kunden gebracht werden.
Edeka-Einzelhändler Falk Paschmann verweist auf die Genossenschaft Rhein Ruhr, in der er sich mit mehr als 4000 Händlern zusammengeschlossen hat. Deren Sprecherin Kerstin Holla stellt fest: „Das Thema Nachhaltigkeit und ein verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen der Natur sind uns wichtig. Selbstverständlich befolgt Edeka Rhein Ruhr die neuen gesetzlichen Regelungen und bietet Alternativen zu den verbotenen Produkten aus Einwegkunststoff an, beispielsweise Glas-Trinkhalme oder Holzbesteck. Der Abverkauf von bereits bestehenden Lagerbeständen ist für die Edeka-Kaufleute weiterhin erlaubt, um eine gebrauchslose Vernichtung der Einwegprodukte zu vermeiden.“
Verbraucherzentrale: Steuerzahler werden entlastet
Die Verbraucherzentrale, die in Mülheim von Christiane Lersch geleitet wird und an der Leineweberstraße 54 ansässig ist, weist darauf hin, dass die Vermeidung von Plastikverpackungsmüll die Verbraucher als Steuer- und Gebührenzahler entlaste, weil sie pro Kopf und Jahr 5,50 Euro zahlen müssten.