Mülheim. Das Hochwasser hat in Mülheim erhebliche Schäden angerichtet. Am schlimmsten traf es die Schleuseninsel und Mintard. Die die Müga wurde geflutet.
Der Krisenstab der Stadtverwaltung hat am Montag getagt: Es geht um die Bilanz der Schäden, die die Ruhr beim Verlassen ihres Bettes in der Stadt hinterlassen hat. „Wir sind“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels, „mit einem dicken blauen Auge davon gekommen.“ Die gute Nachricht: Menschen kamen nicht zu Schaden, und alle Straßen sind auch schon wieder befahrbar. Die schlechte Nachricht: Mintard und die Schleuseninsel hat es schwer erwischt. Es wird noch sehr lange dauern, bis die Hochwasserschäden dort nicht mehr zu sehen sind. Die Schleuseninsel ist besonders stark betroffen und vorerst für Fußgänger, Radler und den Verkehr nicht mehr zugänglich. Auch in der Müga gibt es immense Schäden.
Saarner Damm in Mülheim: Die Sandsäcke bleiben bis Mittwoch
Der Saarner Damm an der Mintarder Straße hat den Wassermassen standgehalten, wird aber beim ehemaligen Restaurant „Dicken am Damm“ vorsichtshalber bis zum Mittwoch weiter mit Sandsäcken gesichert. „Wir werden uns kurzfristig mit der Bezirksregierung über ein Sanierungsprogramm abstimmen“, so Stadtsprecher Wiebels. In Mintard sind an der Straße „Durch die Aue“ mehrere private Häuser stark vom Hochwasser betroffen, aber auch die Sportplatzanlage dort. „Der Sportplatz und die Gebäude müssen komplett saniert werden“, so der Stadtsprecher am Montag. Eine Kostenschätzung gibt es noch nicht.
Die gibt es auch noch nicht für die Schleuseninsel und den Wasserbahnhof. Statiker werden die Gebäude, den Wasserbahnhof und das Haus Ruhrnatur, prüfen. „Da werden wir“ prognostiziert Wiebels, „noch monatelang zu tun haben.“ Diesen Bereich hat es von allen öffentlichen Flächen am schlimmsten getroffen; am Montag gab es dort noch keinen Strom. Erdreich und Pflasterung wurden weggespült, Kabel und Versorgungsleitungen liegen frei, wurden aber schon von der Feuerwehr gesichert. Wege und Rasenflächen auf der Schleuseninsel wurden unterspült und sind abgesackt.
Polizei hat in der Nacht Eindringlinge von der abgesperrten Schleuseninsel vertrieben
Obwohl der Zugang zur Schleuseninsel abgesperrt ist, städtisches Ordnungspersonal dort kontrolliert, haben in der Nacht zum Samstag etliche Menschen die Warnbaken weggeräumt und sich Zugang verschafft, so dass die Stadt die Polizei zur Hilfe rufen musste. Die Stadt spricht von „Lebensgefahr“ und appelliert an die Bürger, „zur eigenen Sicherheit die abgesperrten Bereiche nicht zu betreten“. Es könnte dort immer noch weitere Absackungen geben.
Die Ruhrschifffahrt ist eingestellt, die Bezirksregierung muss erst den Schifffahrtskanal wieder freigeben. Dazu müsste ein Sonarboot die Ruhr kontrollieren. „Doch selbst, wenn die Weiße Flotte wieder fahren darf, wissen wir noch gar nicht, wie die Leute überhaupt auf das Schiff kommen sollen“, so der Stadtsprecher mit Blick auf den verschlammten Wasserbahnhof. Die drei Schiffe davor sind augenscheinlich unversehrt geblieben.
Die „Moornixe“ wurde unter Wasser gesichtet. Auch die Ruhr-Fontäne ist gefunden
Das kann man von der „Moornixe“ nicht sagen. Das alte Ausflugsschiff aus Essen wurde von der reißenden Ruhr losgerissen und vom Kahlenbergwehr spektakulär verschlungen. Filme von Zeugen gingen im Netz viral. Am Montag hat die Mülheimer Feuerwehr das Schiff bei Aufklärungsflügen mit einer Drohne unter dem Wasser gesichtet, etwa 150 Meter unterhalb des Kahlenbergwehrs, links der Ruhr.
Am Hafenbecken in der Innenstadt, an den Ostruhranlagen und am Leinpfad wird der Schlamm seit Montag weggespritzt und aufgeräumt. Damit ist es in der Müga allerdings nicht getan: Der Stadthallengarten und Teile der Müga wurden ebenfalls überflutet. Die Ruhrfontäne mitten im Wasser wurde abgerissen. Sie konnte an der Ruhrufermauer gesichert werden. Der Hersteller wird die Fontäne in der kommenden Woche mit Hilfe der Mülheimer Firma Kleinholz bergen und ein Reparaturangebot machen. Die Stadt glaubt aber nicht, dass die Fontäne noch in diesem Jahre wieder in Betrieb gehen kann.
In der Müga funktionieren die Brunnen, die Teiche und der Wasserspielplatz nicht
Die Pumpenkammer für die Wasserachse im Stadthallengarten wurde ebenfalls überflutet. Hier muss einiges, etwa die Pumpensteuerung, erneuert werden. Die Kammer vom Tiefbrunnen in der Müga ist ebenfalls voll Wasser gelaufen, und die Steuerung funktioniert derzeit nicht. Die Teiche in der Müga können daher nicht aufgefüllt und auch der Wasserspielplatz kann nicht betrieben werden. Mehrere Schaltschränke für den Strom in der Müga sind ebenfalls überflutet worden, da wird erst in der kommenden Woche eine Bestandsaufnahme der Schäden erfolgen. Die Fuß-und Radwegeverbindung vom Stadthallengarten durch den Steinhofer Bruch zur Spirale an der Bergstraße ist unterspült worden und derzeit nicht verkehrssicher. Der Stadthallengarten wurde überschwemmt und muss noch gereinigt werden.
Baden und sonnen muss noch ausfallen
Der Ruhrstrand und die Liegewiesen wurden auch überschwemmt. Es soll in Abstimmung mit dem Umweltamt untersucht werden, was dort an Hinterlassenschaften der Flut noch abgeräumt werden muss.
Das Naturbad ist außer Betrieb, weil das Pumpenwerk unter Wasser steht.
Straßen und Brücken im Bereich der Ruhr werden in den kommenden Wochen noch einmal auf Unterspülungen untersucht. Die extra von der Stadt geschaltete Hotline hatte bis Montag genau einen Anrufer registriert.
„Wir glauben, dass wir noch sehr glimpflich davongekommen sind“, sagte Stadtsprecher Volker Wiebels am Montag.
Stromausfall: Gesundheits- und Sozialamt stehen noch leer
Im Gebäude des Gesundheitsamts, das nahe der Ruhr steht, kann derzeit noch nicht wieder gearbeitet werden. Die Mitarbeitenden wurden auf andere Büros verteilt. Wassereinbrüche im Keller sorgten für einen kompletten Stromausfall. Das hofft die Stadtverwaltung bis Ende der Woche im Griff zu haben. Ähnlich sieht es im Sozialamt im Thyssen-Schachtbau-Gebäude an der Ruhrstraße aus
Das Abkochgebot der Stadt Mülheim für das Trinkwasser aus dem Hahn gilt bis auf weiteres, seit die Wassergewinnungsanlage in Mülheim-Styrum überflutet wurde. Wie der Wasserversorger RWW mitteilte, wird das Wasser regelmäßig untersucht. Weitere Informationen werden in diesen Tagen erwartet.