Mülheim. Der Rat der Stadt lehnte das Konzept ab, Mülheimer Landmarken unter den Schutz eines Weltkulturerbes zu stellen. Die Gründe überraschten manchen.
Dass Mülheim ein Schmuckstück ist, würden wohl die Wenigsten bezweifeln. Auch der Mülheimer Rat fühlte sich durchaus geschmeichelt, dass die Stadt mit dem gesamten Ruhrgebiet ins Unesco „Welterbe Industrielle Kulturlandschaft“ einziehen könnte: Thyssen-Villa, Aquarius, Bergisch-Märkische-Eisenbahn und Uhlenhorster Wald als geschützte Tourismus-Magnete. Coole Sache? „Nein danke“ – lehnte der Rat das Konzept überraschend mit überwiegender Mehrheit ab.
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Und schloss sich damit jener Hälfte der Ruhrgebietsstädte an, die den Antrag der Stiftung Industriedenkmalpflege am liebsten in den Schredder der Geschichte geben würden. FDP-Fraktionschef Peter Beitz kommentierte die Idee gar als „verkopftes Thema – man meint, man würde uns etwas Gutes tun“ und sogar als „Einschränkung in der Stadtentwicklung“.
Die Idee hat das Ruhrgebiet offenbar tief gespalten. Schon Bochum, Gelsenkirchen und Essen ,kloppten’ das Konzept in die Tonne – freilich nicht immer aus ganz uneigennützigen Gründen. Der Essener OB Thomas Kufen etwa räumte freiheraus ein, dass damit „seine“ Zeche Zollverein gar die Exklusivität verlöre und es wohl schwerer hätte bei der Bewerbung um Fördertöpfe.
Deutlich kritisierte die CDU-Fraktionsvorsitzende Christina Küsters die konzeptionellen Schwachpunkte. So waren ihr die Folgekostenschätzungen für die Betreuung und Verwaltung des Welterbes nicht absehbar. Müsste am Ende Mülheim dafür gerade stehen? Auch die planerischen Auswirkungen von „Pufferzonen“ um die unter Schutz gestellten Elemente erschienen der CDU zu ungewiss. Denn diese Zonen könnten Stadtentwicklung bremsen.
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Zu guter Letzt ließ Küsters auch kein gutes Haar am offenbar mangelhaften Beteiligungsverfahren der Kommunen an dem von der Stiftung Industriedenkmalpflege erstellten Antrag. Die Grüne Stadtverordnete Daniela Grobe begrüßte zwar das Anliegen, das Ruhrgebiet unter „einer gemeinsamen Überschrift präsentieren“ zu wollen, doch hatte auch sie Zweifel an der Einzigartigkeit und den „touristischen Mehrwert“.
Eine ähnlich deutliche Kritik an der Konzeption hatte zuvor eine vom NRW-Heimatministerium berufene Fachjury geäußert. Ist die Idee eines Welterbes „Ruhrgebiet“ damit gänzlich vom Tisch? Es käme darauf an, ob sich die Grundidee mit den Städten weiter entwickeln lässt. Die SPD-Fraktionsvorsitzende Margarete Wietelmann zeigte sich durchaus „angetan“ von dem Gedanken – wenn es denn kein Alleingang einzelner Städte, sondern ein gemeinsames Projekt würde: „Wir haben ein großes Potenzial“, bescheinigte sie.
Und wies damit die oftmals geäußerte Kritik zurück, das Ruhrgebiet würde damit von einer Metropole zu einem verstaubten, womöglich rückwärtsgewandten Museum herabgewertet werden: „Ich kenne einige Museen, die sehr fortschrittlich sind, insofern kann es eine Aufwertung des Ruhrgebiets sein“, merkt Wietelmann auf Anfrage der Redaktion an. Im Rat allerdings stimmten auch die Genossen gegen das Konzept: Es sei nicht ausgewogen und ebenso die Kosten seien nebulös geblieben.