Essen. Welterbe Ruhrgebiet? Der Chef der CDU-Fraktion im Ruhrparlament lehnt eine Bewerbung ab und erntet dafür Gegenwind aus den eigenen Reihen

Die mögliche Bewerbung des Ruhrgebiets um einen Welterbe-Status sorgt in der Ruhrgebiets-CDU offenbar für Zoff. Oliver Wittke, Vorsitzender der CDU Ruhr, widerspricht seinem Parteikollegen Roland Mitschke, dem Chef der CDU-Fraktion im Ruhrparlament. Mitschke hatte das Streben nach einem Unesco-Siegel für die Region als rückwärtsgewandt abgelehnt hat.

„Diese Bewerbung ist eine Riesenchance für die Region, wie sie seit der Kulturhauptstadt 2010 nicht mehr bestanden hat“, ist Wittke überzeugt. „Wir haben hier die Möglichkeit, eine kulturelle Klammer unserer Region zu schaffen und nebenbei auch noch ein Stück Geschichte zu schreiben.“ Es gebe kein deutsches Welterbe, dass so gemeindeübergreifend konzipiert sei wie es in der Ruhrgebiets-Bewerbung geplant werde.

Das Ruhrgebiet könnte sich in diesem Jahr zum zweiten Mal um den Welterbestatus bewerben. Bislang hatte die Landesregierung die volle Unterstützung der Region vorausgesetzt, um das Ruhrgebiet als „industrielle Kulturlandschaft“ mit 132 Elementen für die gesamtdeutsche Vorschlagsliste an die Unesco in Position zu bringen. Nach einem Nein des Bochumer Stadtrats vor den Osterferien wird besonders auf die Debatte im Ruhrparlament geschaut. Roland Mitschke, Chef der dortigen CDU-Fraktion, hatte sich gegen eine Bewerbung gestellt. „Wir müssen den Blick nach vorne richten und diese Region weiterentwickeln“, hatte Mitschke gegenüber dieser Redaktion gesagt.

Wittke hält dagegen, dass dies auch unter dem Welterbe-Status geschehe. „Wenn man etwas Neues entwickeln will, muss man auch seine Geschichte kennen.“ Ein Welterbe-Status sei ein touristischer Anreiz für die Region und biete Chancen. Der Vorsitzende des Bezirks CDU Ruhr verweist auf das Regionalprogramm der Partei, in dem sich die CDU klar zur Industriekultur als herausragendes Alleinstellungsmerkmal mit Identifikationscharakter für die gesamte Region bekennt. Ein mögliches Ausscheren der CDU-Fraktion bei der Welterbe-Bewerbung kommentiert Wittke so: „Das müssen wir noch einmal besprechen.“