Mülheim. In seltener Eintracht sprach sich der Rat für den Verzicht auf den zweiten Ruhrbahn-Geschäftsführer aus. Doch geht die Rechnung für Mülheim auf?
Worauf nicht wenige hofften und womit manche im wahrsten Sinne rechneten, hat der Rat am Donnerstag besiegelt: Die Stelle des zweiten Ruhrbahn-Geschäftsführers, die bis neulich noch Uwe Bonan bekleidet hatte, soll nach dem Willen Mülheims nicht nachbesetzt werden. Wie viel das jedoch für das geplagte Mülheimer Stadtsäckel sparen würde – und ob dies die Ruhrstadt nicht sogar etwas kosten kann – ist damit längst nicht geklärt.
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CDU, Grüne und SPD stimmten dem Antrag der Mülheimer Bürgerinitiativen zu
Auf der Oberfläche stimmten sämtliche Ratsfrauen und -herren daher dem Antrag der Mülheimer Bürgerinitiativen zu. Initiator und MBI-Fraktionschef Lothar Reinhard wollte den Antrag gleich auch als Appell verstanden wissen, dass die Verkehrsgesellschaften im Ruhrgebiet intensiver zusammenarbeiten sollten.
So weit, so richtig, gingen auch CDU und Grüne in der Sache mit. Und argumentierten überraschend angesichts der Herausforderungen an den Mülheimer ÖPNV genau entgegengesetzt als zuvor noch beim Entscheid über einen weiteren, dann fünften Dezernenten. Dabei hatten sich die Gesellschaft und der Aufsichtsrat noch wenige Monate zuvor für die Verlängerung beider Verträge entschieden, eben weil noch viel zu erledigen sei.
Sollte nun auch der Essener Rat diesem Beschluss folgen, wäre das also für die kommenden drei bis vier Jahre entschieden.
Doch wer nun beflügelt von dem eingesparten Gehalt des ehemaligen Geschäftsführers von gut 200.000 Euro neue Bus-Linien planen wollte, durfte sich vom verkehrspolitischen Sprecher der CDU und überdies Aufsichtsratsmitglied, Siegfried Rauhut, auf den Boden der Tatsachen zurückholen lassen.
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Wie viel spart der Verzicht auf einen zweiten Geschäftsführer tatsächlich ein?
Der verbleibende Geschäftsführer Michael Feller sei zwar kompetent, die Essener und Mülheimer Seite des gemeinsamen Betriebs zu führen, erklärte der CDU-Stadtverordnete, doch im Mitbestimmungsgesetz einer paritätisch mitbestimmten GmbH sei festgelegt, dass die Gesellschaft neben der Geschäftsführung noch einen Arbeitsdirektor haben muss.
Bislang habe in der Doppelspitze diese Funktion ebenfalls Feller ausgeübt, nun allerdings könnte die Arbeitnehmerschaft auf einen solchen Interessenvertreter neben der Geschäftsführung pochen, der finanziell durchaus ähnlich ausgestattet werden könnte.
Doch auch ohne diesen seien die Einsparungen für Mülheim weniger üppig als man vermuten würde: Denn jeder Euro Ausgabe der Ruhrbahn würde drei zu eins zwischen Essen und Mülheim aufgeteilt, erläutert Rauhut auf Anfrage der Redaktion. Umgekehrt also spart auch Mülheim an jedem Euro weniger lediglich 25 Cent.
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Und was könnte diese Sparmaßnahme die Ruhrstadt kosten?
Angesichts dieser eher ernüchternden Sparmaßnahme von günstigstenfalls 50.000 Euro auf Mülheimer Seite könnte die Ruhrstadt teuer zu stehen kommen, dass sie „ihre“ Vertretung in der Geschäftsführung nun einbüßt. Daniel Mühlenfeld, verkehrspolitischer Sprecher der SPD, machte deutlich, dass es vielleicht nicht nur um Einsparungen gehe, sondern auch um die Abbildung der Belange beider Seiten der Verkehrsgesellschaft.
Aus seiner Sicht sei Mülheim beim Ausbau von Angebot und Innovationen in der Vergangenheit zu kurz gekommen, der Fokus habe auf Essen gelegen, bemängelte Mühlenfeld. Der Einwand sei nicht unberechtigt, erklärte Rauhut gegenüber der Redaktion und versicherte: „Wir werden uns die Entwicklung genau anschauen.“