Mülheim. Ärzte dürfen ab Montag unbegrenzt Impfstoff bestellen. Mit mehr Biontech sollen Mülheimer Kinder geimpft werden. Im Herbst will man fertig sein.

Was bedeutet es für Mülheim, wenn die an der Impfkampagne beteiligten Haus- und Fachärzte ab der kommenden Woche (5. Juli) in unbegrenzter Menge Impfstoff bestellen können? Die verbliebenen Impflücken könnten mit den dann verfügbaren Impfdosen rasch geschlossen und auch die Kinder ab zwölf Jahren geimpft werden, heißt es aus der Mülheimer Ärzteschaft. Denn vor allem bei Kindern und Jugendlichen sei die Nachfrage wirklich groß, auch angesichts der Delta-Variante des Virus.

Bis zum Herbst auch den Großteil der Mülheimer Kinder und Jugendlichen impfen

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„Wir sind mit den Impfungen in Mülheim ziemlich weit vorn“, sagt Stephan von Lackum, Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung in Mülheim und Leitender Impfarzt im Impfzentrum. „Wenn wir jetzt so viel Impfstoff bekommen wie angekündigt, vor allem den von Biontech, dann sind wir bald mit den Erstimpfungen durch“, schätzt von Lackum, der auch in seinen beiden Praxen gegen Corona impft. „Wir sind optimistisch, spätestens im September auch alle impfwilligen Zwölf- bis 16-Jährigen erstmals geimpft zu haben, und die meisten dann auch schon zum zweiten Mal“, berichtet von Lackum aus seinen Gesprächen mit Mülheimer Kinderärzten. Beim Biontech-Impfstoff könne die zweite Impfung schon 21 Tage nach der ersten verabreicht werden, erinnert von Lackum. „Das gilt ja immer noch, auch wenn es nicht der Regelabstand ist.“

Am Mittwochmorgen waren insgesamt 102.127 der Bürger in Mülheim erstmals geimpft (Quote: fast 60 Prozent). 68.757 Bürger hatten bereits die zweite Impfung erhalten – mehr als 40 Prozent. Sven Werner, Chef der Mülheimer Feuerwehr, betont, dass die Impfquoten der Betriebsärzte nicht mit in diese Quoten einfließen würden, dass die Zahl der Geimpften in Mülheim daher also noch höher liegen dürfte.

Im September schließt das Mülheimer Impfzentrum seine Pforten

Branddirektor Werner hat überschlagen, dass bei rund 172.000 Einwohnern in Mülheim etwa 152.000 älter als zwölf Jahre und derzeit impfberechtigt sind. Schätze man die Impfbereitschaft der Mülheimer Bevölkerung auf rund 80 Prozent ein, so sollten etwa 122.000 Personen geimpft werden müssen. Davon ist man bei aktuell 102.127 Erstgeimpften gar nicht mehr so weit weg. Weit mehr als die Hälfte hätte sogar schon die die zweite Impfung und damit den vollen Impfschutz, argumentiert Werner.

Alle Mülheimer Bürgerinnen und Bürger, die eine Impfung wollen und haben dürfen, sollen bis spätestens im Herbst geimpft sein, schätzen Experten.
Alle Mülheimer Bürgerinnen und Bürger, die eine Impfung wollen und haben dürfen, sollen bis spätestens im Herbst geimpft sein, schätzen Experten. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Wir impfen derzeit allein im Impfzentrum gut 5000 Personen pro Woche. Damit wären nach meiner Einschätzung alle Mülheimer, die eine Impfung wollen und haben dürfen, bis Anfang Oktober durchgeimpft“, so Werner. Er betont, dass die künftigen Impfungen in den Praxen bei dieser Rechnung noch nicht berücksichtigt worden sind, sich der Zeitraum bis Anfang Oktober also deutlich verkürzen dürfte. In den Mülheimer Praxen würden pro Woche mindestens so viele Menschen wie im Impfzentrum geimpft. „Selbst wenn die Impfbereitschaft auf 100 Prozent steigen sollte, wären alle Mülheimerinnen und Mülheimer bis Ende September zweimal geimpft“, ist Werner überzeugt.

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Wer sich in Mülheim impfen lassen will, bekommt auch einen Termin, sagen Experten

Angesichts dieser positiven Entwicklung ist es für Impfarzt Stephan von Lackum daher „folgerichtig, das Mülheimer Impfzentrum zu schließen“. Das Land NRW hat in der vergangenen Woche beschlossen, dass die Impfzentren am 30. September ihren Betrieb einstellen. Noch offen stehende Impfungen oder mögliche Folgeimpfungen müssten nicht mehr über das Impfzentrum laufen, so von Lackum. „Das müssten die niedergelassenen Ärzte schaffen können.“ Es gebe derzeit Überlegungen beim Land, ergänzt Feuerwehrchef Sven Werner, nach der Schließung der Impfzentren eventuell kleinere Einheiten aufzustellen, die etwa eine aufsuchende Impfung, zum Beispiel in den Seniorenheimen, koordinieren, um die Hausärzte zu entlasten.

Auch in den Ferien wird geimpft

In den Sommerferien werden auch in Mülheim wieder rund ein Drittel der niedergelassenen Ärzte und ihre Teams Urlaub machen, so Dr. Stephan von Lackum.

Aber ebenso, wie die Vertretung der Praxen gesichert sei, würden auch die geplanten Impfungen weitergehen.

Einen Impftermin zu bekommen, dürfte derzeit in Mülheim kein Problem darstellen, ist nicht nur Feuerwehrchef Sven Werner überzeugt. „Wer jetzt einen Termin haben möchte, der bekommt auch einen. Vielleicht nicht gleich morgen, aber dann in der nächsten oder der kommenden Woche“, sagt auch Dr. von Lackum. Erfreulicherweise ließen derzeit nur sehr wenige Menschen den Impftermin verfallen, ohne ihn abzusagen: Von Lackum schätzt diese Zahl auf etwa zwei Prozent.