Mülheim. Nicht bei allen Unternehmen lief der Start des Impfens durch Betriebsärzte reibungslos. Teils kam der Impfstoff zu spät, teils kam zu wenig an.
Seit knapp zwei Wochen dürfen auch die Betriebsärzte von Unternehmen die Belegschaften impfen. Manche konnten wegen verspäteter Lieferungen nicht wie geplant starten, bei anderen wurde wegen geringer Impfstoffmengen bislang nur eine kleine Gruppe der Mitarbeiter geimpft.
„Wir haben zwar die bestellte Anzahl der Impfdosen bekommen, aber zu spät“, berichtet Dr. Bettina Beckmann vom Zentrum für Arbeit und Gesundheit, der Nachfolgeeinrichtung des ehemaligen Mannesmann-Betriebsärzte-Zentrums, das vor allem Industriebetriebe versorgt. Als Grund habe die zuständige Apotheke, über die die Betriebsärzte den Impfstoff beziehen wollten, Lieferschwierigkeiten und Probleme mit der Ultra-Tiefkühlung angegeben.
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Betriebsärzte-Praxis konnte erst mit einem halben Tag Verspätung starten
In der eigenständigen Betriebsärzte-Praxis mit Sitz an der Zinkhüttenstraße, die nur Patienten der angeschlossenen Betriebe offen steht, konnte daher erst mit einem halben Tag Verspätung mit dem Impfen begonnen werden, schildert die Medizinerin und sagt: „Das holen wir nicht so schnell auf, wir haben nicht mehr Kapazitäten.“
In den kommenden Wochen werden Dr. Bettina Beckmann und ihr Kollege Dr. Karlheinz Jauß die Mitarbeiter von rund 20 Unternehmen gegen Corona impfen. Unterstützt werden die Betriebsärzte dabei von Werkssanitätern der umliegenden Firmen, die etwa dabei helfen, die Impf-Unterlagen zu prüfen oder die Geimpften nach der Spritze zu überwachen.
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Bei Aldi Süd stehen insgesamt rund 900 Impfdosen zur Verfügung
Den Betriebsärzten bei Aldi Süd stehen insgesamt rund 900 Impfdosen zur Verfügung. Damit werden Mitarbeiter aus der Region Mülheim gegen das Corona-Virus geimpft. Das Impfangebot richtet sich vorrangig an Mitarbeiter aus dem Verkauf, heißt es von Seiten des Unternehmens. Aber auch alle anderen Mitarbeitergruppen der umliegenden Regionalgesellschaften, der Aldi Süd Dienstleistung, der Aldi International Services sowie der Kaffeerösterei Mülheim seien angesprochen worden.
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Die ersten Impftermine bei Aldi Süd lagen an drei Tagen in der zu Ende gehenden Woche, weitere Impfungen seien für kommenden Donnerstag geplant, heißt es. Bisher sei das Impfangebot gut angenommen worden, verabreicht werde der Impfstoff des Herstellers Biontech. Aldi Süd hat für die Aktion eine Impfstraße in den Räumlichkeiten an der Burgstraße in Styrum eingerichtet.
Stadt lässt Mitarbeiter im Impfzentrum impfen
Das Impfzentrum auf dem ehemaligen Tengelmann-Areal hatte vor knapp zwei Wochen freie Kapazitäten gemeldet, die durch Betriebsärzte belegt werden können.
Bislang habe sich dort nur die Stadtverwaltung eingebucht als Arbeitgeber, der seine Mitarbeiter impfen lassen will, schildert Feuerwehrchef Sven Werner. Generell könne das Angebot an Betriebsärzte, die Infrastruktur des Impfzentrums zu nutzen, nur solange aufrecht erhalten werden, bis das Impfzentrum wieder die volle Kapazität selbst benötigt – wenn wieder Erstimpfungen möglich sind.
„Wir freuen uns sehr, dass unsere Betriebsärzte hier am Standort so viele Impftermine anbieten können und unsere Kollegen diese Möglichkeit zahlreich nutzen. Wir hoffen, die Impfzentren und Hausarztpraxen der umliegenden Städte zumindest etwas zu entlasten und unseren Mitarbeitern den schnellstmöglichen Schutz gegen das Corona-Virus bieten zu können“, so Christina Spaniol, Director Human Resources bei Aldi Süd. Zur Anzahl der Mitarbeiter und der Betriebsärzte am Standort Mülheim wollte das Unternehmen keine Angaben machen.
Bei Siemens wegen Impfstoffknappheit nur eine kleinere Mitarbeiter-Gruppe geimpft
Der Start des Impfens durch die Betriebsärzte bei Siemens Energy am Standort Mülheim ist gut angelaufen, heißt es bei dem Unternehmen. „Innerbetrieblich waren wir seit Wochen vorbereitet und nach anfänglichen Herausforderungen in der Lieferkette konnte – als dann der Impfstoff am Standort war – mit dem Impfen begonnen werden“, schildert ein Unternehmenssprecher. Am Mülheimer Standort sei eigens eine Impfstraße eingerichtet worden, in der der gesamte Ablauf organisiert werde: von der Anmeldung über das Impfen bis zur 15-minütigen Beobachtungszeit. Siemens Energy beschäftigt in Mülheim zwei Betriebsärzte, die sich um die rund 4000 Mitarbeitenden am Standort kümmern.
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„Aufgrund der leider nur geringen Impfstoffmengen, die wir erhalten haben, konnten wir in der ersten Woche nur einer kleineren Gruppe ein Impfangebot machen“, erklärt der Siemens-Sprecher. Die Begrenzung bei den Impfstoffmengen führe derzeit auch dazu, dass nur an einzelnen Tagen geimpft werde. „Abhängig vom verfügbaren Impfstoff werden wir das Angebot – auch in den Sommerferien – konsequent weiterführen, um möglichst vielen Kolleginnen und Kollegen einen Impftermin anbieten zu können“, erläutert der Unternehmenssprecher.