Mülheim. An der Mülheimer Freilichtbühne stellt die Regionalgruppe Naturgarten die Pracht heimischer Pflanzen zur Schau. Warum sich die Mühe gelohnt hat.

Das Labkraut blüht so honiggelb am Hang der Freilichtbühne. Sein süßer Duft soll künftig auch die Zuschauer an den terrassenartigen Sitzreihen umschmeicheln. Und das ist längst nicht alles: In vielen Wochen engagierter Arbeit haben Mülheimer Ehrenamtliche der Naturgarten Regionalgruppe die Hänge des Kulturorts an der Dimbeck 2a mit vorwiegend heimischen Pflanzen geschmückt. Das soll bald schon ein Schmaus werden fürs Publikum wie Wildbienen und Co.

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Warum der Naturgarten für heimische Pflanzen wirbt

Was den Besuchern der Freilichtbühne blühen soll, trägt oft schillernde Namen, etwa die breitblättrige Flacherbse, der Blut-Storchschnabel, die pfirsichblättrige Glockenblume, der Waldgeißbart, die rote Lichtnelke. Und doch sind es diese und andere heimischen Pflanzen, auf die Landschaftsarchitektin Dorothea Schulte von der Naturgarten Regionalgruppe besonderen Wert gelegt hat – zumindest sind sie weit überwiegend unter den gut 300 Pflanzen und Stauden vertreten, die links und rechts vom Durchgang zwischen kleiner und großer Freilichtbühne zu sehen sind. Denn diese sind bekanntermaßen besonders nützlich für die heimische Tierwelt.

Sie sind froh, dass das Pflanzen in Mülheim endlich losgehen kann: Die ehrenamtlichen Helfer der Regionalgruppe Naturgarten haben viele Wochenenden geopfert, um die Hänge von Efeu, Brombeeren und etlichen Wurzeln zu befreien.
Sie sind froh, dass das Pflanzen in Mülheim endlich losgehen kann: Die ehrenamtlichen Helfer der Regionalgruppe Naturgarten haben viele Wochenenden geopfert, um die Hänge von Efeu, Brombeeren und etlichen Wurzeln zu befreien. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

In manchen Fällen sei es aber leider nicht vermeidbar gewesen, auf nicht-heimische Blüher zu setzen, sagt Landschaftsarchitektin Schulte, denn auch ein Farbkonzept steckt hinter der Bepflanzung: Die weißen Blüten im oberen Teil der Hänge sollen einen starken Kontrast zu dem eher schattigen Bereich und den grünen Hecken erzeugen. Indes wird es nach unten hin immer farbenfroher.

Eimerweise Müll haben die Mülheimerinnen und Mülheimer entsorgt

Dagegen werden auch Totholz sowie Steine nicht entsorgt, sondern ins Konzept des Naturgartens integriert. Große Wurzeln und Stümpfe haben die Naturgärtner ebenfalls stehen lassen. Denn auch sie sind Unterschlupf und Nahrung für wichtige Insekten.

Viele Säcke Müll gesammelt

Viele Säcke Müll haben die Helfer der Naturgarten Regionalgruppe von den Hängen der Freilichtbühne aufgelesen. Darunter viel Glas, Plastik und Kronkorken, die mancher Besucher wohl salopp über die Hänge der Zuschauertribüne geschnippt hat.

„Wir würden uns wünschen, wenn die Besucher künftig darauf achten können, den Müll mit nach oben zu nehmen“, sagt Sabine Arzberger. Eventuell könnte man die Flaschen gleich geöffnet ausschenken, und die Kronkorken oben lassen.

„Endlich können wir pflanzen“, ist Sabine Arzberger von der Naturgarten Regionalgruppe ein Stück erleichtert. Denn nach vielen Tagen im vergangenen und diesem Jahr, an denen die ehrenamtlichen Helfer die Hänge von widerspenstigen Pflanzen wie sich rasch ausbreitenden Brombeeren, Efeu, Hexen-Schöllkraut, etlichen Wurzeln und leider auch ziemlich viel Plastikmüll und Kronkorken befreit haben, kommt nun die Belohnung. Selbst wenn das für die rund zehn Helferinnen und manchen Helfer an diesem Samstagmittag immer noch ein gutes Stück Arbeit bedeutet.

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Heimische Pflanzen liegen voll im Trend – die einschlägigen Händler berichten von Engpässen

Dass man etwas später als erhofft mit dem schönen Teil der Mühen beginnen musste, hat gute Gründe: „Es war in diesem Jahr nicht einfach, besonders die heimischen Pflanzen zu bekommen“, sagt Mit-Organisatorin Sabine Arzberger. Die einschlägigen Händler, etwa Gartenwert in Oberhausen, Rieger-Hofmann, Strickler und andere meldeten Knappheit bei manchen Sorten an. Die Lücken füllten die engagierten Naturgärtner daraufhin mit eigenen Beständen auf.

Denn heimische Pflanzen liegen offenbar voll im Trend – das zumindest begrüßen die Naturgarten-Helfer. Schließlich soll auch an der Freilichtbühne demonstriert werden, dass die für diese Region typischen Gewächse nicht nur nützlich für die Tierwelt, sondern ebenso schön sein können.

Die Mülheimer Naturgarten Gruppe plant einen Showcase und Führungen über heimische Pflanzen

„Wir wollen langfristig an der Freilichtbühne eine Art Schaukasten entwickeln, wo man sehen kann, wie man etwa mit Pflanzen an schattigen Plätzen arbeiten kann“, lässt Arzberger in die Zukunft blicken. Ebenso will man später lehrreiche Führungen zum Thema heimische Pflanzen anbieten, vielleicht auch Schulen einbeziehen.

Viele Säcke Müll gesammelt

Viele Säcke Müll haben die Helfer der Naturgarten Regionalgruppe von den Hängen der Freilichtbühne aufgelesen. Darunter viel Glas, Plastik und Kronkorken, die mancher Besucher wohl salopp über die Hänge der Zuschauertribüne geschnippt hat.

„Wir würden uns wünschen, wenn die Besucher künftig darauf achten können, den Müll mit nach oben zu nehmen“, sagt Sabine Arzberger. Eventuell könnte man die Flaschen gleich geöffnet ausschenken, und die Kronkorken oben lassen.

Die meisten Helfer hier haben ihren eigenen Garten längst umgestellt und schwören darauf. Nils, als einer der wenigen Männer im Boot, hat während seiner Arbeit hier eine Menge über heimische Pflanzen dazulernen können – dabei hat er zuhause nur einen Balkon, auf dem er das umsetzen kann. „Ich mache hier mit, weil ich die gemeinnützige Sache gerne unterstütze“, meint der junge Mülheimer Informatiker, der sich auch in Sportvereinen engagiert und – passiv – auch beim Nabu.

Nach gut fünf Stunden sind die Pflanzen in der Erde versenkt. Elke Sichelschmidt verschenkt noch einmal eine ordentliche Ladung Wasser zum Angießen. Ein wenig Geduld braucht es, bis die frischen Pflanzen richtig zur Geltung kommen. In 14 Tagen wollen die Helfer noch die ein oder andere Wildblume nachlegen, Zwiebeln setzen. Dann aber ist die Natur an der Reihe. Arzberger hofft auf ein Wetter, wie es in den vergangenen Wochen war: Sonne und Regen im Wechsel – „die Natur ist regelrecht explodiert“, sagt sie.

Wenn’s so kommt, können die Besucher der Freilichtbühne zu den nächsten Veranstaltungen schon bald die Hänge in voller Blütenpracht bestaunen.