Mülheim. Der wilde Mülheimer Steinbruch an der Dimbeck soll ein Mekka für Freunde von Naturgärten werden. Warum die Regler ihren Grünen Daumen entdecken.

Ein bisschen wild, urwüchsig zu sein, gehörte bei den Reglern ja schon immer zum guten anarchischen Ton. Dass die Freilichtbühnen-Macher jetzt aber ihren grünen Daumen entdecken, ist neu und dem Verein „Naturgarten“ zu verdanken. Die Mülheimer Regionalgruppe will im schattigen Steinbruch einen Vorzeige-Garten schaffen. Das könnte doch ein Vorbild für das ganze Stadtgebiet werden?

„Viele Hobby-Gärtner glauben ja: Im Schatten geht nichts“, sagt Sabine Arzberger, die im Team mit vielen ehrenamtlichen Naturgarten-Mitgliedern an der Dimbeck das Gegenteil beweisen will. Im etwas dunklen Durchgang zum Platz schieben sich links und rechts bereits Storchschnabel, knotiger Braunwurz, Schöllkraut und Nelkenwurz vorwitzig durch das Mauerwerk.

Auch interessant

Heimische Frühblüher bieten Nahrung für Wildbienen

Das ist zugegeben noch nicht spektakulär und nur der Anfang. Aber das soll ja alles noch kommen: mehr heimische Stauden, Glockenblumengewächse, Traubenhyazinthen und weitere Frühblüher hat Arzberger für diesen Bereich im Sinn, damit es im Frühjahr nicht nur schön bunt wird, sondern auch Wildbienen Nahrung finden. In den Ritzen des Steinbruchs und den Lehmböden sind die eigentlich gefährdeten Bienenarten noch vertreten, bestätigt Peter Szabowski vom Regler-Team „Grün“.

Der stinkende Storchschnabel oder auch Ruprechtskraut genannt, wagt sich vorwitzig selbst aus Mauerritzen.
Der stinkende Storchschnabel oder auch Ruprechtskraut genannt, wagt sich vorwitzig selbst aus Mauerritzen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

An 2004 erinnert sich Szabowski übrigens recht gut, denn das wilde Gestrüpp musste er in den Anfängen der Bühne noch im Alleingang zurückdrängen. Heute stehen immerhin vier Mitstreiter, darunter ein Profi aus dem Gartenbau, zur Seite. Viel zu tun ist hier trotzdem: Brombeeren zurückdrängen, die Steinhänge freimachen, damit sie bei den Veranstaltungen spektakulär beleuchtet werden können.

Wie die Freilichtbühne zum Schaukasten für das Naturgärtnern wird

Vor der Neubepflanzung allerdings müssen Efeu, Eibe und manch anderes zurückgeschnitten oder gar geräumt werden. Wurzeln, Totholz und Brennnesseln bleiben, damit allerlei Krabbelgetier daran und darin Unterschlupf findet – und anschließend Vögeln zur gesunden Ernährung dient. So stellen die Mülheimer Naturgärtnerinnen hier und auch im Bereich der großen Bühne Natur-Kreisläufe her.

Mitmacher für den Naturgarten gesucht

Am Samstag, 17. Oktober, ab 10 Uhr wollen Naturgarten und Regler den ersten Bereich in Angriff nehmen und bepflanzen. Mitmacher sind dabei durchaus erwünscht.

Sie können sich per E-Mail melden bei Sabine Arzberger, Regionalgruppe Rhein-Ruhr: regiogruppe-rheinruhr@naturgarten.org

Wer nicht selbst gärtnern, aber das Projekt und den Naturgarten-Verein finanziell unterstützen möchte, wendet sich ebenfalls an die genannte E-Mail-Adresse.

Für die Regionalgruppe ist die Freilichtbühne ein ideales, aber vor allem lang gesuchtes Terrain, um die Prinzipien eines Naturgartens in vielen Ausblühungen zeigen zu können. Denn in der Stadt fehlen die Flächen, um solche Schau- und Erlebnisräume in der Öffentlichkeit praktisch zeigen, und damit möglichst viele Gartenbesitzer von der Idee des Naturgartens überzeugen zu können.

Längst ist das ökologische Gärtnern mit heimischen Arten und Wildkräutern, die Nahrung für Insekten bieten, anstelle von gebietsfremden oder gentechnisch veränderten Arten ein Trend geworden. So betreiben Naturgarten und Nabu etwa im niederrheinischen Nettetal ein nach diesen Grundsätzen gestaltetes Gelände mit Trockenmauern, Sandarium, Kräutergarten.

Kooperation zwischen Reglern und dem Verein Naturgarten soll langfristig wachsen

Das Areal an der Dimbeck mit seinem Steinbruch böte ein ähnliches Potenzial, um daran Insektenkunde, Amphibien, Vogelschutz und Gartenbau das ganze Jahr über anschaulich zu machen. Arzberger schweben regelmäßige Workshops vor Ort vor, die Regler überlegen, wie sie diese Kooperation natürlich einbinden können, zum Beispiel in den Nachhaltigkeitstag „Grüne Bühne“. Mit Licht sowie insektenfreundlichen Pflanzen wertet man zudem die Optik des etwas verwilderten Bereichs um den Bühnenplatz auf. Begleitet wird dies von der Gartenarchitektin Dorothea Schulte.

Auch interessant

Für den Regler-Vorsitzenden Hans-Uwe Koch ist die Kooperation mit dem Naturgarten e.V. nicht nur hilfreich, um das Gelände zu erhalten und weiterzuentwickeln, wie es ja im Auftrag an die Regler-Pächter steht. „Wir verstehen uns wesentlich auch als soziale Netzwerker zwischen verschiedenen Gruppen – und natürlich ist das supergut, wenn unser Team davon profitiert.“ Auf ein Jahr ist die Pflanz-Kooperation zunächst angelegt, doch schon jetzt ist klar, dass hier etwas langfristig zusammenwachsen soll.