Mülheim. Der Online-Supermarkt Flink ist nun auch in Mülheim unterwegs und verspricht Lieferungen in zehn Minuten. Was bedeutet das für lokale Anbieter?

Ein Klick auf Milch und Brot – und schon zehn Minuten später klingelt der Bote an der Haustür mit den Lebensmitteln. Eine schnelle Zustellung verspricht der Lebensmittel-Lieferdienst Flink. Dieser bietet seine Dienste nun auch in Mülheim an. Wie funktioniert das?

Montags bis samstags zwischen 8 und 23 Uhr nimmt der Lieferdienst, der sein Lager an der Viktoriastraße 16-18 in der Innenstadt hat, die Bestellungen per App entgegen. Allerdings ist das Liefergebiet auf einen Radius von zwei Kilometern beschränkt, geliefert wird im Bereich Altstadt I und Mitte-Ost, grob eingegrenzt zwischen Mellinghofer, Ecke Mühlenstraße, Holthauser Höfe und Prinzeß-Luise-Straße. Kein Wunder, schließlich haben die Fahrer mit ihren E-Bikes nur zehn Minuten Zeit, um zum Kunden zu strampeln.

Über 2400 Produkte des täglichen Bedarfs im Sortiment

Bestellt wird über die App. Im Online-Supermarkt können die Kunden aus einem speziell auf den täglichen Bedarf zugeschnitten Angebot aus über 2400 Produkten auswählen, darunter Backwaren, Obst, Gemüse, Frischfleisch, Käse oder Wurst. Auch zahlreiche vegane und vegetarische Produkte stehen zur Auswahl, zu herkömmlichen Supermarkt-Preisen plus einer Liefergebühr von 1,80 Euro. Der Mindestbestellwert beträgt einen Euro.

Warum sich das Start-up aus Berlin neben Essen, Duisburg oder Dortmund gerade Mülheim als Standort ausgesucht hat, bleibt auf Nachfrage unbeantwortet. Unternehmenssprecher Simon Birkenfeld verrät dazu nur so viel: „Wir möchten unseren Service so flächendeckend wie möglich anbieten.“

Mülheimer Lieferdienst „Shop & Go“ seit über 20 Jahren aktiv

Große Konkurrenz hat Flink noch nicht in Mülheim, denn Lieferdienste mit ähnlicher Strategie wie Gorillas sind bislang nur in Nachbarstädten aktiv, auch Picinic liefert bislang nur teilweise in bestimmte Mülheimer Gebiete aus. Für den Mülheimer Lieferdienst „Shop & Go“ stelle Flink wiederum keine große Konkurrenz dar, meint Frank Schellberg, Geschäftsführer der Paritätischen Initiative für Arbeit (PIA). Diese betreibt den Heim-Lieferdienst seit über 20 Jahren in Mülheim und verfolgt keine kommerziellen Ziele. „Wir waren schon weit vor allen anderen aktiv“, sagt Schellberg.

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„Shop & Go“ biete darüber hinaus einen Einkaufsservice und Lieferdienste für Lebensmittel und verschiedene andere Waren an, die Kunden bei Händlern in der Innenstadt kaufen. Sie können die Tüten an der Kasse abstellen, später abholen und mit dem E-Auto zu sich nach Hause liefern lassen. „Bei uns steckt eben eine andere Philosophie dahinter: Wir wollen den lokalen Handel unterstützen und gleichzeitig benachteiligten Menschen eine Chance auf Arbeit geben“, so Schellberg.

Mülheimer Dienstleistung verfolgt sozialen Ansatz

Dabei kooperiert die PIA etwa mit den Edeka-Paschmann-Märkten im gesamten Stadtgebiet sowie mit einigen weiteren Händlern aus der Innenstadt und im Forum, etwa der Apotheke oder dem Drogeriemarkt dm. „So können Kunden in mehreren Geschäften in der City einkaufen und sich alles gleichzeitig liefern lassen.“ Rund 180 Auslieferungen pro Woche stemmt das „Shop & Go“-Team derzeit, Corona habe die Situation natürlich verstärkt. Unter den Kunden seien Senioren, aber auch jüngere Menschen, die ihre Einkäufe nicht schleppen können oder wollen.

Rewe-Gruppe beliefert bald lokale Lager

Das Berliner Start-up Flink expandiert derzeit stark und baut seine Lebensmittel-Lieferservice immer weiter aus. Schließlich boomt seit Beginn der Pandemie der Online-Handel mit Lebensmitteln. Mittlerweile ist Flink in 21 deutschen Städten aktiv.

Zuletzt beteiligte sich die Kölner Rewe-Gruppe an dem Express-Lieferdienst und erwarb für 240 Millionen US-Dollar eine Minderheitsbeteiligung. Künftig wird Rewe die lokalen Flink-Lager mit Waren versorgen.

Der Shop & Go-Dienst der PIA liefert montags bis freitags von 10 bis 21 Uhr, samstags zwischen 10 und 17 Uhr. Auftragsannahmen sind unter 84 85 723 möglich. Weitere Infos gibt es unter shopandgo.de

Dieser Service mit sozialem Hintergrund hat jedoch seinen Preis: „Wenn wir einkaufen gehen und die Waren ausliefern, kostet es 11 Euro: 6 Euro fürs Einkaufen und 5 Euro für die Auslieferung.“ Schließlich werden von diesem Geld auch die Löhne für die acht Beschäftigten bei Shop & Go bezahlt, die häufig aus der Langzeitarbeitslosigkeit kommen und dort erstmals wieder eine regelmäßige Beschäftigung finden.

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Und: „Lieferdienste wie Picnic oder Flink haben geringere betriebswirtschaftliche Ausgaben, da sie keine eigenen Supermärkte mit Personal betreiben“, erklärt Schellberg. Sie verdienen an der Gewinnmarge aus dem Verkauf der Lebensmittel und den Liefergebühren. „Wir machen dagegen Projekte, die wirtschaftlich zwar nicht funktionieren, dafür aber einen Beitrag zur Stadtgesellschaft leisten.“