Mülheim. Aktuell erreichen die Mülheimer Tafel vermehrt Anfragen, ob diese geschlossen habe. Lebensmittel gibt es derzeit nur nach Voranmeldung.
Beinah täglich erreichen die Mülheimer Tafel derzeit Anrufe besorgter Menschen, die gehört haben, dass die Einrichtung geschlossen habe. „Das ist nicht der Fall, wir sind auch im zweiten Lockdown weiter für die Bedürftigen da“, erklärt Dominik Schreyer von der Tafel, die zum Diakoniewerk Arbeit und Kultur gehört.
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Jedoch habe sich in der Coronazeit das Bild an der Georgstraße stark gewandelt. Noch vor dem ersten Lockdown im März bildeten sich regelmäßig lange Schlangen vor der Ausgabe. Jeder, der nach Essen fragte, bekam auch etwas – ohne Bedürftigkeitsprüfung. „Das ist nun nicht mehr so“, erklärt Schreyer. Es müsse alles klar nachvollziehbar sein, Kontakte vermieden, die Abläufe angepasst werden. „Es gibt seit April einen Lieferdienst und feste Abholzeiten“, berichtet Schreyer.
Lieferdienst der Mülheimer Tafel: Kapazitätsgrenzen sind erreicht
Tafel wird durch Spenden unterstützt
Als bedürftig gelten etwa Familien am Existenzminimum, Alleinerziehende mit Kindern, Arbeitslose, ältere Menschen mit minimaler Rente, Obdachlose oder Abhängige. Die Mülheimer Tafel wird durch Geld- und Sachspenden von Bäckereien, Lebensmittelhändlern und Herstellern, Supermärkten sowie einzelnen Aktionen von Privatpersonen, Kirchengemeinden und Organisationen unterstützt.
Die Mülheimer Tafel, Georgstraße 28, ist telefonisch erreichbar unter 0208/45 953-13. Weitere Infos auf der Internetseite des Diakoniewerks Arbeit und Kultur: www.diakoniewerk-muelheim.de/muelheimer-tafel/
Montags, mittwochs und freitags beliefern Mitarbeiter der Tafel 120 bedürftige Mülheimer mit vorgepackten Taschen, in denen sie Brot, Obst, Gemüse, Wurst oder Milch finden. Die verteilten Lebensmittel-Tüten seien in der Coronazeit zwar nicht mehr geworden, dafür „haben wir neue Kunden hinzubekommen“. Unter den Belieferten sind ältere Menschen, aber auch alleinerziehende Mütter und „viele, die sich bei uns nie anstellen würden, weil es eine Stigmatisierung bedeutet“, weiß Schreyer.
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Mittlerweile gebe es eine lange Warteliste mit Mülheimern, die beliefert werden möchten. „Daher sind unsere Kapazitäten aktuell ausgeschöpft“, sagt Schreyer. 25 Händler in Mülheim spenden derzeit Lebensmittel an die Tafel, „jeden Tag fahren zwei Autos zu den Abholstationen“. Auch Schulen werden weiterhin mit frischem Obst, Backwaren und Schulmaterialien beliefert, allerdings auf Sparflamme: „Momentan sind es drei Schulen, vor Corona waren es sieben.“
Abholung nach Voranmeldung im Zehn-Minuten-Takt
An der Georgstraße können Bedürftige täglich zwischen 11 und 16 Uhr nach Terminabsprache (0208 / 45 95 3 - 13) Taschen mit Lebensmitteln abholen – im Zehn-Minuten-Takt, damit sich niemand begegnet und sich keine Gruppen auf dem Gelände bilden. Schließlich sei die Tafel auch ein Stück weit sozialer Treffpunkt für viele Menschen, ähnlich einem Marktplatz, auf dem man sich trifft und unterhält. Wie dieser Ort fehlt, lasse sich an Sonn- und Feiertagen beobachten, weiß Dominik Schreyer: „Da stehen die Bedürftigen oft zusammen auf der Straße und wissen nicht wohin mit sich – ein trauriges Bild.“
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Wie sieht der Plan für den nahenden Corona-Winter aus? „Wir rechnen mit steigendem Bedarf“, sagt Schreyer. Nach den nächsten Bund-Länder-Beratungen Mitte November, bei denen über weitere Corona-Maßnahmen entschieden wird, wollen auch er und seine Kollegen festlegen, wie es weitergeht bei der Tafel. „Wir würden gerne die Taktung auf fünf Minuten reduzieren, so dass wir mehr Menschen versorgen können. Aktuell trauen wir uns das aber noch nicht.“