Ab Sonntag gelten weitere Lockerungen in Mülheim. Wie gehen die verschiedenen Branchen damit um? Ein Stimmungsbild.
Mit dem Inzidenzwert von 28,7 hat Mülheim die landesweite Corona-Stufe zwei erreicht. Es ist der fünfte Werktag in Folge, an dem der Indikator unter der Grenze von 50 liegt. Fronleichnam wird als Feiertag nicht mitgezählt. Ab Sonntag treten damit weitere Lockerungen in Kraft. Wie bereitet sich Mülheim darauf vor? Die Redaktion hat sich in verschiedenen Bereichen umgehört.
Das sagt der Freibadbetreiber
Bislang war das Styrumer Naturbad nur für die Sportausübung geöffnet. Die Wiesen, Spielbereiche, das Nichtschwimmerbecken und die Rutsche sind noch mit Flatterband abgesperrt. „Das müssen wir nur noch entfernen, dann kann es losgehen“, sagt Betriebsleiter Dustin Radde. Am vergangenen Freitag fand ein Begehungstermin statt, bei dem das Ordnungsamt das Öffnungskonzept abgenommen hat. Sollte Radde noch an diesem Freitag das Go vom Mülheimer Sportservice bekommen, würde das Freibad schon am Sonntag öffnen, andernfalls ab Dienstag. Denn montags ist bei Temperaturen unter 28 Grad stets Ruhetag.
Während das Styrumer Bad in den „normalen“ Jahren an heißen Tagen in der Spitze bis zu 5000 Besucher empfing, ist die Zahl in 2021 auf 770 begrenzt. Vorerst brauchen die Badegäste einen negativen Schnelltest oder einen Nachweis von Impfung oder Immunisierung. „Das würde aber in der Stufe unter 35 auch wegfallen“, betont Radde.
Wieder Gruppenunterricht in Hundeschulen
Auch Hundeschulen dürfen künftig wieder Gruppenunterricht anbieten. „Junghunde brauchen diese Kurse, weil es auch um das Sozialverhalten geht“, erklärt Jörg Müller von der Hundeschule „Tako Bello“.
Er und seine Mitarbeiter kümmern sich um eine sogenannte „Problemhunde“, die eine spezielle Betreuung benötigen, vergleichbar mit einer Therapie bei Menschen.
„Das kann sonst zu massiven Problemen in den Familien führen“, betont Müller. In der Pandemie hätten sich sehr viele Menschen einen Hund angeschafft.
Nicht wegfallen wird allerdings die Notwendigkeit einer vorherigen Reservierung über die Internetseite. Das System wurde im vergangenen Jahr spontan ins Leben gerufen. Zum Teil waren die Termine bis zu eine Woche im Voraus ausgebucht. „An schönen Tagen empfehle ich schon, am Vortag zu buchen“, rät Radde.
Das sagt der Gastronom
Ab Sonntag darf auch die Innengastronomie wieder öffnen. Marian Lica von der Kortumstube ist begeistert: „Ich freue mich, wenn die Leute wieder rein dürfen. Bis jetzt muss ich einem älteren Herrn bei Regen sagen, dass er nicht reingehen darf“, sagt der Wirt und ergänzt: „Ich bin froh, dass die Leute draußen keine Tests mehr brauchen.“ Die Pflicht fällt in den Außenbereichen ab Sonntag weg.
Am Stadthafen bereitet auch Georgios Papaioannou alles vor. Drinnen wird er aber erst am Mittwoch starten. „Vor allem bei frischem Fisch brauchen die Lieferanten ein bisschen Zeit“, betont der Betreiber des Thema. Seine Waren kommen stets dienstags und freitags in der Stadtmitte an. Spontanen Restaurantbesuchern kann Papaioannou in der kommenden Zeit noch keine Versprechungen machen. Er rät: „Bitte lieber reservieren!“
Das sagen die Einzelhändler
Ein Kunde pro zehn Meter Verkaufsfläche - klingt wenig, doch kaum ein Händler möchte sich beklagen. „Ich habe die Rückmeldungen bekommen, dass viele ihre Läden noch gar nicht voll haben möchten“, sagt Margit Schettler von der Werbegemeinschaft Saarn. Die Vorsicht hat Vorrang. Daher bleiben auch die meisten zurückhaltend, was Sonderaktionen oder Veranstaltungen betrifft. Der Nikolausmarkt in Saarn wird in diesem Jahr erneut ausfallen.
Das sagen die Veranstalter
Am Ringlokschuppen fand bereits am Mittwoch die erste Open-Air-Veranstaltung statt, die Freilichtbühne hat ihren Saisonauftakt für den 14. Juni anvisiert. Aller Voraussicht nach werden sich die kommenden Monate auf den Open-Air-Bereich beschränken, wenngleich auch drinnen nun wieder Veranstaltungen mit bis zu 500 getesteten und beliebig vielen geimpften oder genesenen Teilnehmern bei festen Sitzplatzvorgaben stattfinden dürften. „Größere Indoor-Veranstaltungen sind aktuell noch nicht absehbar“, sagt Michael Bohnes vom Kulturbetrieb der Stadt. Auch er betont: „Es geht dem Sommer entgegen und wir sind aller gute Dinge, das wir jede Menge Open Air machen können.“
So sieht es in der Jugendarbeit aus
„Wenn Sie vorher ständig mit vielen Menschen in Kontakt waren und das dann monatelang nur noch online stattfindet, ist das ganz schön anstrengend“, sagt Barbara Krause vom Friedrich-Wennmann-Haus in Heißen. Umso erleichterter ist sie, dass jetzt auch wieder Gruppenangebote mit 20 Personen (draußen mit 30) möglich sind. „Das Abitur ist jetzt gelaufen, da ist das für die jungen Menschen auch eine willkommene Gelegenheit“, sagt Krause.
Das sagt der Sportverein
Die Jugendlichen sind seit geraumer Zeit wieder auf dem Platz, seit Kurzem auch die Senioren - allerdings nur kontaktfrei und in kleinen Gruppen. „Die fiebern darauf, dass wie wieder normales Training machen können“, sagt Burkhard Cremer, Vorsitzender des TSV Heimaterde.
Einer von Mülheims größten Vereinen schreibt fast jede Woche aufs Neue an seinem Hygienekonzept. „Es sieht vor, dass wir aktuell noch keine Besucher auf unserer Terrasse sehen wollen“, betont Cremer. Mittlerweile können auch die Turner des TSV wieder in der Halle trainieren. Vorher hatte der Klub improvisiert: Nicht nur, dass die Turner im Freien für das Sportabzeichen trainierten, die Firma Polytan wird in Kürze Linien für Air-Badminton auf dem Speedcourt am Finkenkamp ziehen.