Mülheim. Luftfilter für Klassenräume? Der Bund verspricht Geld, die Stadt Mülheim überlegt, ein leidgeprüfter Vater warnt vor der Virusgefahr in Schulen.

Seit Beginn der Pandemie sind Luftreiniger für Schulräume immer wieder ein Thema, auch in Mülheim. Eingesetzt werden sie noch kaum. Nun bekommt die Debatte frischen Aufwind: Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat angekündigt, dass der Bund den Einbau von Filtergeräten in Klassenzimmern jüngerer Schüler fördern will. Vor allem Kinder unter zwölf Jahren, für die noch keine Impfung in Sicht ist, sollen so geschützt werden.

Mülheimer Vater: Kinder sind der Virusgefahr vollkommen ausgesetzt

Dem Mülheimer Christoph Kamburg spricht sie damit tief aus der Seele. Wie alle Kinder hat auch sein Sohn seit dieser Woche wieder in voller Klassenstärke Unterricht. Der siebenjährige Grundschüler sitzt mit 26 anderen dicht an dicht, zwar tragen alle Masken, zwar werden zwischendurch die Fenster aufgerissen, doch der Vater wittert akute Gefahr: „Die unter Zwölfjährigen sind der Virusgefahr weiterhin vollkommen ausgesetzt. Und der nächste Herbst wird kommen.“

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Kamburgs große Besorgnis rührt auch daher, dass seine Familie schwer von Corona betroffen ist: Sein Vater sei nach einer Covid-Infektion verstorben, er selber leide an Long-Covid. „Bei Kindern muss man nicht von Todesfällen sprechen“, meint er, „aber an Langzeitschäden denken.“ Von Stadt und Land wünscht sich der Vater mehr Initiative bei der Beschaffung von Luftreinigern.

„50 Euro pro Familie - dann stehen die Dinger da“

Sein Anliegen habe er OB Marc Buchholz letztens persönlich vorgetragen und Gegenargumente gehört, die er nicht gelten lässt: Sicherheits- und Brandschutzbedenken, Lüftungsgeräte als mögliche Stolperfallen. Er habe bereits einen Kostenvoranschlag erstellt für die Grundschule seines Sohnes, sagt Kamburg: „50 Euro pro Familie - dann stehen die Dinger da.“ Dass nicht jede Familie 50 Euro übrig hat, sei ihm schon klar, die Eltern sollten es ja nicht alleine bezahlen. „Die Stadt soll prüfen, wie man an Fördergelder kommt.“

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Tatsächlich hat die Stadt Mülheim dies vor, hat die neueste Zusage der Bundesbildungsministerin wahrgenommen. Doch diese ist noch unscharf. „Wir müssen abwarten, welche Voraussetzungen an die Förderung geknüpft sind“, sagt Peter Hofmann, stellvertretender Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Schule. „Wenn Fördermittel da sind, sollte man zugreifen.“

Stadt will Fördervoraussetzungen prüfen

Seit dem Vorjahr gibt es schon Landesmittel, um mobile Filtergeräte speziell für solche Schulräume anzuschaffen, die sich nicht ausreichend lüften lassen. Die Stadt Mülheim hatte nach einer Abfrage bei den Schulen 23 Räume ermittelt für die das gilt. Inzwischen habe man auf andere Weise Abhilfe geschaffen, berichtet Hofmann, teilweise habe der städtische Immobilienservice einfach die Fenster repariert. Stand jetzt: „Alle Räume, die wir für Unterricht nutzen, lassen sich lüften.“

Überdies gebe es wissenschaftliche Studien, wonach Raumluftreiniger kaum wirksamer seien als natürliches Lüften, so der stellvertretende Schulamtsleiter: „Mit Stoßlüften sind wir jedenfalls auf der sicheren Seite.“