Durch die Annullierung der Fußballsaison können einige Mülheimer Fußballmannschaften aufatmen. Aber es sind auch Hoffnungen geplatzt.

Seit wenigen Tagen haben auch die Fußballmannschaften am Niederrhein Gewissheit: Die Saison 2020/2021 wird annulliert und hat damit praktisch nie stattgefunden. Das ist ärgerlich für jene Teams, die sich aufgrund ihrer Platzierung Chancen im Aufstiegsrennen ausgerechnet hatten. Anderen Verantwortlichen dürfte hingegen ein Stein vom Herzen gefallen sein.

Das sind Mülheims Gewinner der Saisonannullierung

Wenn man angesichts der schwierigen Situation überhaupt von einem Gewinner sprechen kann, dann hat es die Corona-Pandemie – immer rein auf das Tabellenbild bezogen – gut mit dem VfB Speldorf gemeint. Schon der Abbruch der Vorsaison rettete die damals frisch von Dirk Roenz trainierte Truppe vor dem Sturz in die Bezirksliga. Und auch im aktuellen Ranking ist der VfB als 13. unter 14 Mannschaften wieder im Kreis der Abstiegskandidaten zu finden.

Anders als im benachbarten Speldorf waren die Verantwortlichen des TuSpo Saarn von vornherein davon ausgegangen, dass es nach zwölf Jahren Bezirksliga-Abstinenz einzig und allein um den Verbleib in jener Spielklasse gehen kann. Mit fünf Punkten aus acht Spielen stand der Aufsteiger zum Zeitpunkt der Unterbrechung auf einem Abstiegsplatz, war aber punktgleich mit dem rettenden Ufer und hatte somit alle Chancen auf das Erreichen seines Saisonziels.

Dümptener TV und MFC II können Erwartungen nicht erfüllen

Schwören sich auf einen zweiten Anlauf in der Fußball-Kreisliga A ein: Die Kicker des Dümptener Turnvereins.
Schwören sich auf einen zweiten Anlauf in der Fußball-Kreisliga A ein: Die Kicker des Dümptener Turnvereins. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Mit großer Euphorie war der Dümptener TV in das Abenteuer Kreisliga A gestartet. Mit durchaus namhaften Verstärkungen machte die Elf von Trainer Frank Valasek in der Sommerpause von sich reden. Viele trauten dem DTV einen Platz im gesicherten Mittelfeld zu. Denkste! Noch müssen die Dümptener auf ihren ersten Sieg als A-Ligist warten. Drei Remis und fünf Niederlagen – schlechter war nur TuRa 88 Duisburg. Immerhin stellte der DTV mit Giovanni D’Amico den bis dato besten Torschützen der Liga. Achtmal netzte Mülheims bester Knipser der Vorsaison ein. Jetzt wechselt er zum 1. FC Mülheim.

Mit den Dümptenern aufatmen kann auch die Reserve des Mülheimer FC 97, die im Sommer ebenfalls mit höheren Ansprüchen an den Start gegangen war. Trainer Cengiz Demircan konnte mit der Bilanz von lediglich zwei Siegen aus sieben Partien alles andere als zufrieden sein.

Zwei Mülheimer Schlusslichter in der Kreisliga B

In der Kreisliga B dürfen in allererster Linie die beiden Schlusslichter Rot-Weiß Mülheim II (Gruppe 1) und Mülheimer SV 07 II (Gruppe 2) aufatmen. In der ersten Gruppe bewegten sich zudem aber auch noch die Reserve des VfB Speldorf und die „Dritte“ des MSV 07 im Dunstkreis der Abstiegszone. Gleiches gilt für den TSV Heimaterde II in der Gruppe zwei und den SV Heißen II in der dritten Staffel.

Bei den Frauen hätte es in der Spielzeit 19/20 aller Voraussicht nach einen Mülheimer-Doppelabstieg aus der Bezirksliga gegeben. Der Mülheimer SV 07 und der SV Heißen II belegten in ihren jeweiligen Staffeln den vorletzten Platz – und blieben nach dem Saisonabbruch drin. In der kurzen Serie 20/21 spielten beide Teams wieder gemeinsam in einer Staffel und konnten sich immerhin auf die Plätze zehn (MSV) und elf (SVH) in der Zwölfergruppe steigern. Dennoch lässt die Annullierung beide Mannschaften aufatmen. Auf ein weiteres Jahr in der Bezirksliga.

Das sind Mülheims Verlierer der Saisonannullierung

Bei allem Verständnis für die am Ende alternativlose Entscheidung: Es gibt Mannschaften, die sich zumindst ein wenig über verpasste Chancen ärgern dürften. Blau-Weiß Mintard ist gleich im doppelten Sinne ein Verlierer der Annullierung. „Wer weiß, wo unser Weg hingeführt hätte. Immerhin waren unsere Damen vor der Unterbrechung Tabellenführer in ihrer Landesligagruppe mit besten Chancen auf den Aufstieg in die Niederrheinliga. Auch unsere ersten Herren waren mit Platz zwei sehr gut platziert“, fasste der Sportliche Leiter Marco Guglielmi schon am Tag der Verkündung durch den FVN zusammen.

Die Fußballerinnen von Blau-Weiß Mintard lagen zum Zeitpunkt der Saisonunterbrechung auf dem ersten Platz in der Landesliga.
Die Fußballerinnen von Blau-Weiß Mintard lagen zum Zeitpunkt der Saisonunterbrechung auf dem ersten Platz in der Landesliga. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Mit sechs Siegen aus sieben Spielen thronten die Blau-Weiß-Damen in den langen spielfreien Monaten auf dem ersten Tabellenplatz. Der ungeschlagene Verfolger TSV Urdenbach konnte die beiden Spiele Rückstand bis heute nicht mehr aufholen. Mintard durfte somit weiter vom Durchmarsch in die Niederrheinliga träumen. Es wäre der dritte Aufstieg im sechsten Jahr des Bestehens dieser Mannschaft gewesen.

Herren von Blau-Weiß Mintard kamen gerade erst richtig in Fahrt

Die männlichen Vereinskollegen waren kurz vor der Unterbrechung gerade erst so richtig in Fahrt gekommen. Fünf Spiele in Folge ohne Niederlage katapultierten den Vorjahresaufsteiger auf Rang zwei der Landesliga – punktgleich mit dem Spitzenreiter FC Remscheid.

Der Verlierer der Kreisliga A kommt eindeutig aus Duisburg. Aber hätte der DSV 1900 II seinen Vorsprung in dem Maße beibehalten können? Oder wären die Verfolger noch einmal ins Spiel gekommen. Zu denen gehörten auch die beiden Platznachbarn 1. FC Mülheim als Vierter und Croatia Mülheim als Fünfter. Mit einigen Neuzugängen bei den Löwen und einem neuen Sportlichen Leiter bei Croatia wappnen sich beide für die neue Saison.

Zwei Kreisliga-B-Staffeln wurden von Mülheimer Duos angeführt

In der Kreisliga B wurden zwei der drei Gruppen zum Zeitpunkt der Saisonunterbrechung von einem Mülheimer Duo angeführt: In der Gruppe eins lag der TSV Heimaterde vor dem SV Heißen IV, in der Staffel zwei führte der SV Raadt II vor Heißens dritter Mannschaft. „Wir hatten in dieser Saison eine gute Mannschaft zusammen“, trauerte Heimaterdes Trainer Marcus Folgner der verpassten Chance zwar hinterher, brachte aber auch gleich sein Verständnis für die Situation zum Ausdruck. „Die Vernunft muss Vorrang haben.“

Mit nur wenigen Punkten Rückstand lagen auch der TuS Union 09 in der Gruppe eins sowie der MSV 07 IV in der Staffel drei noch in Schlagdistanz zu den Aufstiegsrängen. In der Kreisliga C kämpfte der 1. FC Mülheim II als Tabellenzweiter um den Aufstieg.