Mülheim. Dank der neuen Radspur kommen Fahrradfahrer nun in einem Rutsch über die Kreuzung an der Mülheimer Stadthalle. Manchen Autofahrer ärgert’s.

Das Teilen soll ja gemeinhin die schönste Freude sein. Nun hat die Stadt an der Mühlenbergkreuzung nach längerer Planung in diesem Sinne einen neuen Radweg geschaffen, indem sie eine der beiden Geradeausspuren von der Stadt in Richtung Broich abzwackte. Der Sinn: Radler können endlich in einem Rutsch mit den Autos über die Kreuzung strampeln, Autos müssen direkt nach der Kreuzung ohnehin in eine Spur einfädeln. Freude bereitet das jedoch wenig Autofahrern.

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Neue Regelung schafft mehr Gleichberechtigung im Verkehr

Jedenfalls lässt Kritik daran in den sogenannten sozialen Medien nicht lang auf sich warten: „Jetzt verärgert uns die Stadt sogar noch die Fahrt aus der Stadt“, meint Facebooker Michael Romberg im halben Ernst auf „Du weißt, dass du aus Mülheim kommst“. Andere zeigen mehr Unmut: „Fahrradfreundlich in allen Ehren, aber Straßen waren mal für Motorwagen. ein pompöser Radweg existierte bzw. tut es noch“, argumentiert Pino Pfortenkoeter.

Mehr Gleichberechtigung auf der Straße: Radfahrer können seit kurzem auf ihrem neuen Radweg in einem Rutsch über die Kreuzung Schloßbrücke/Bergstraße. Zuvor mussten sie über die Verkehrsinsel (rechts) gemeinsam mit den Fußgängern queren. Und oftmals lange warten.
Mehr Gleichberechtigung auf der Straße: Radfahrer können seit kurzem auf ihrem neuen Radweg in einem Rutsch über die Kreuzung Schloßbrücke/Bergstraße. Zuvor mussten sie über die Verkehrsinsel (rechts) gemeinsam mit den Fußgängern queren. Und oftmals lange warten. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Doch der frühere Radweg, den man zum Teil noch an der roten Markierung erkennt, führte mit den Fußgängern über eine Verkehrsinsel. Deren Ampelschaltung ist derart ungünstig, dass auch Radler bislang dort anhalten und lange warten mussten. Die neue Radwegführung gemeinsam mit dem Auto ist deshalb eine deutliche Beschleunigung und somit ein Schritt zu mehr Gleichberechtigung des Fahrrads im Verkehr.

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Kein Hineinquetschen mehr am Schloß Broich

Facebooker Johannes Terkatz sieht noch weitere verkehrliche Vorteile: „Sinnvolle Neuregelung nicht nur wegen der Radler. Die 2. Spur endete ohnehin am Schloß. Da wurde gerne die Gelegenheit genutzt, ein kleines ,Rennen’ zu fahren, um sich hinter dem Schloß zehn Meter Vorteil zu verschaffen.“ Nun gibt es hinter der Kreuzung nur die eine Spur für Autos – und eine für das Rad, bis diese wieder auf Höhe des Schlosses auf den ursprünglichen Radweg geführt wird.

Und auch der im Vorfeld befürchtete Konflikt zwischen dem Rechtsabbiegerverkehr von der Bergstraße und der Radspur scheint auszubleiben. Nutzer Peter Gilles findet die Lösung „ganz hervorragend. Erstens sind diese kurzen Beschleunigungsrennen und das Hineinquetschen in Höhe von Schloß Broich vorbei und zweitens kommt so kein Auto weniger pro Ampelphase weniger über die Kreuzung.“

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Auch vor der Kreuzung ist es nun übersichtlicher

Auch vor der Kreuzung ist es nun übersichtlicher: Auf Höhe der Stadthalle verzweigt sich der Verkehr für das Auto nach rechts, in zwei Linksspuren – hier hat sich nichts verändert – und eine Spur geradeaus.

Manche Autofahrer wiederum hätten sich jedoch gewünscht, dass man anstelle der abgezwackten Spur die Ampelschaltung für Fahrradfahrer verbessert hätte. Und mancher Pedalist ist auch jetzt noch im gewohnten Trott und nimmt den Weg über die Verkehrsinsel. Einer Frau auf dem Weg nach Broich fällt das auf, und wechselt bei Grün auf die Radspur – Daumen hoch, zeigt sie. Teilen macht glücklich.