Mülheim. Seit Mitte April sind Mülheims Schulen so gut wie dicht. Am kommenden Montag könnte sich dies ändern. Aber es gibt ein dickes Fragezeichen.

Am Freitag könnte der – wohlgemerkt offizielle - Wert der Sieben-Tages-Inzidenz am fünften Tag in Folge unter dem Schwellenwert von 165 liegen. Er könnte den Mülheimer Schulen wohl schon zum Montag die Rückkehr zum Wechselunterricht bringen. Es gibt nur einen Haken.

161 am Montag, 116 am Dienstag, 138 am Mittwoch, knapp 104 am Donnerstag: Das sind die offiziell vom Robert-Koch-Institut (RKI) für Mülheim veröffentlichten Inzidenz-Werte. Am Freitag könnte die Inzidenz das entscheidende fünfte Mal unter dem Wert von 165 bleiben. Die aktuellen Corona-Regeln besagen für diesen Fall, dass die Schulen dann wieder von Distanz- auf Wechselunterricht umstellen sollen – auch wenn die Gefahr besteht, dass sie im schlimmsten Fall schon nach drei Tagen wieder schließen müssten (bei einer Inzidenz von über 165 an drei aufeinanderfolgenden Tagen).

Inzidenz von 194: Korrigierter Wert für Montag ließe keine Schulöffnung zu

Doch da war doch was. Am Dienstag dieser Woche hatte die Stadt eingeräumt, dass der Inzidenzwert von 116 nach oben zu korrigieren sei. Meldungen von aktuellen Infektionszahlen hätten aufgrund eines Übermittlungsfehlers nicht in die Statistik des Robert-Koch-Institutes einlaufen können. Tatsächlich zeigen die korrigierten Zahlen, dass Mülheim keineswegs seit Montag durchgängig unter dem Wert von 165 geblieben ist: Am vergangenen Montag lag der Wert demnach bei 194 statt 161.

Auch die Werte für die darauffolgenden Tage sind nachträglich nach oben korrigiert worden: für Dienstag auf 160,6 (statt 116) und für Mittwoch auf 142,4 (statt 138). Ob dies eine Schulöffnung am Montag doch verhindern könnte, blieb am Donnerstag unklar. Stadtsprecher Volker Wiebels sagte: „Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales entscheidet – und das Ministerium entscheidet auch, auf welcher Datenbasis dies geschieht.“ Die offizielle Statistik des RKI sieht Mülheim weiter mit weißer Weste seit Montag. . . Wird also auf Basis falscher Daten eine Schulöffnung verfügt? Das wird sich am Freitag zeigen.

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Allgemeinverfügung des Ministeriums könnte am Freitag die Öffnung möglich machen

Freilich rechnet der Leiter des Mülheimer Gesundheitsamtes, Frank Pisani, nicht mit einem solchen Szenario. „Wir gehen im Moment davon aus, dass wir stabil unter 165 bleiben“, hatte Stadtsprecher Volker Wiebels nach Rücksprache mit ihm am Dienstag verlautbart.

So bereiten sich Mülheims Grund- und weiterführenden Schulen aktuell wieder auf den Wechselunterricht vor, bei dem Schüler gruppen-und tageweise in die Klassenräume zurückkehren. Für den Fall, dass das Robert-Koch-Institut in der Nacht zum Freitag für Mülheim erneut einen Inzidenz-Wert von 165 veröffentlicht, rechnet Mülheims stellvertretender Schulamtsleiter Peter Hofmann noch am gleichen Tag mit einer Allgemeinverfügung des Schulministeriums, die den Wechselunterricht ab kommenden Montag wieder möglich macht.

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Schulsprecher: Eltern und Lehrer haben Kerzen aufgestellt, dass es bloß hinhaut

Mit Spannung werden folglich am Freitagmorgen Eltern, Schüler und Schulpersonal auf die veröffentlichten Zahlen schauen. Andreas Illigen, Leiter der Schildbergschule und Sprecher der Mülheimer Schulformen, rechnete am Donnerstag „zu 99 Prozent“ damit, dass die Schüler am Montag zurückkehren werden. „Im Moment haben auch alle Eltern und Lehrer Kerzen aufgestellt, dass es bloß hinhaut“, stellte er fest, dass der Distanzunterricht zuletzt eine Strapaze für alle Seiten gewesen sei. Bei den Schülern habe merklich die Motivation nachgelassen. So seien die Lehrer froh, nun wieder näheren Kontakt bekommen zu können, um Lerninhalte zu vermitteln.

Für den Betrieb an Grundschulen wird es laut Illigen ab Montag eine zusätzliche Sicherheit geben. Am Donnerstag waren an seine Schildbergschule die ersten Lolli-Tests ausgeliefert worden, mit denen die Schüler nun getestet werden sollen. Da der Test auf PCR-Basis beruhe, seien deutlich verlässlichere Ergebnisse zu erwarten als bei den herkömmlichen Schnelltests. Von denen lagern übrigens allein in der Schildbergschule jetzt noch rund 2000 Stück – und warten auf eine andere Verwendung. Denn allein für das Lehrpersonal sind es viel zu viele.