Mülheim. Weiter ist unklar, was aus dem früheren Hotel Noy in Mülheim wird. Ein langjähriger Mitarbeiter sagt: “Mir kommen manchmal die Tränen.“
Grau, leer, wie ausgestorben steht das ehemalige Hotel Noy an der unteren Schloßstraße. Im Frühjahr 2020 war der alteingesessene Familienbetrieb geschlossen, das Haus an einen Bremer Investor verkauft worden: 1980 Real Estate.
Nach der offiziellen Übergabe Anfang Juni hatte der neue Eigentümer rasch mit ersten Bauarbeiten begonnen. Aber seit Längerem stockt das Ganze. Den ehemaligen Nachtportier Thomas Däsler, der viele Jahre am Empfang von Hotel Noy gearbeitet hat, macht das traurig. Sein Herz hängt offenbar immer noch an diesem Haus. Gelegentlich laufe er dort vorbei, berichtet der Mülheimer: "Es sieht ziemlich verwaist aus. Manchmal kommen mir die Tränen."
Ein Hotel wird es hier nicht mehr geben
Da vieles bereits herausgeräumt wurde, gleicht das Gebäude jetzt einem Rohbau. "Aber was nun?", fragt sich nicht nur Thomas Däsler. Dass an dieser Stelle kein Hotel mehr entstehen wird, hatte sich relativ schnell herausgestellt. Vom zügigen Umbau zu einem "Designhotel", den der neue Eigentümer zunächst angekündigt hatte, wurde schon im Sommer wieder Abstand genommen. Die Corona-Pandemie bereitet der Branche auch in Mülheim allergrößte Probleme.
Seitdem wird das Gebäude auf der Homepage von 1980 Real Estate unter "aktuelle Projektentwicklungen" geführt und angeboten: Neubau von rund 60 Mikroappartements, unterschiedlich groß, und Übernahme der drei vermieteten Ladenlokale im Parterre. "Ähnlich wie im Brettspiel ist auch diese Adresse an der Schloßstraße ein echter Gewinn", heißt es dort.
Vom Kaufpreis - mehr als sechs Millionen - ist keine Rede mehr
Vor einigen Monaten war hier auch noch ein Kaufpreis zu lesen: 6,35 Millionen Euro für das 1957 errichtete Haupthaus und den 1980 ergänzten Anbau. Dafür habe der künftige Eigentümer eine Nettokaltmiete von jährlich 365.000 Euro für die Appartements zu erwarten und 76.380 Euro für die Ladenlokale. All diese Zahlen sind jetzt verschwunden.
Der städtischen Baubehörde liegen weiterhin keine Pläne oder Anträge für einen Umbau vor. "Es gibt noch nichts Neues vom Investor", erklärte Stadtsprecher Volker Wiebels jetzt auf Anfrage.
Und auch bei 1980 Real Estate ist man offensichtlich noch kein Stück weitergekommen. Ein Firmensprecher teilt nur knapp mit: "Leider gibt es aufgrund diverser anderer Tätigkeiten und Fertigstellungen von Projekten zum jetzigen Zeitpunkt noch keine wesentlichen Veränderungen oder nennenswerten Aktivitäten." Der traurige Anblick wird also wohl noch einige Zeit lang bleiben.