Mülheim. Tumorpatientinnen fragen bei Mülheimer Frauenärzten nach Impfungen und werden vertröstet. Auch werdende Väter warten nicht nur auf das Baby.
Nicht nur bei Hausärzten, auch in gynäkologischen Praxen klingeln lebhaft die Telefone: Krebspatientinnen fragen nach, wann sie sich impfen lassen können, Schwangere erkundigen sich – für ihre Männer. Bislang können die allermeisten Frauenärzte aber höchstens mit einer Grippeimpfung dienen, nicht mit einem Schutz gegen Corona.
Mülheimer Gynäkologin: „Uns werden Steine in den Weg gelegt“
Sie habe gerade noch bei der der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) angefragt, berichtet die Mülheimer Gynäkologin Dr. Eva Niedziella-Rech, die mit drei Kolleginnen eine Gemeinschaftspraxis in der Innenstadt betreibt: „Ob wir jetzt endlich impfen dürfen? Dort wurde mir gesagt, wir sollten die Füße noch stillhalten. Wahrscheinlich könnten wir Ende April beginnen.“
Sie ist damit nicht zufrieden: „Uns werden Steine in den Weg gelegt von den Verantwortlichen, die den Impfstoff verteilen.“ Für jeden Impftermin müssten mehrere Patientinnen eingeladen werden, „das ist nicht mal eben nebenbei gemacht“, sagt Dr. Niedziella-Rech.
Dabei ist ihre Praxis schon relativ weit vorne, denn sie hat insgesamt 100 Dosen Astrazeneca erhalten – nach Auskunft von Dr. Stephan von Lackum, Beauftragter der KV in Mülheim, bislang als einzige Frauenarztpraxis hier in der Stadt. „Sie haben Astrazenca bekommen, auf eigene Verantwortung.“ Am Mittwoch sollte auch erstmals ein Mülheimer Urologe mit Astra beliefert werden.
Frühere Impftermine für werdende Väter oder helfende Großeltern
Aber auch bei Schwangeren wächst die Ungeduld. Zwar wagt man sich bisher nur in seltenen Ausnahmefällen an eine Impfung von werdenden Müttern, weil die Vakzine dahingehend noch nicht hinreichend erforscht sind. Aber sie gelten als Risikogruppe, ähnlich wie Pflegebedürftige, und dürfen einen oder zwei enge Kontaktpersonen benennen, die frühere Impfeinladungen beantragen können.
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„Oft sind dies die Partner oder auch Omas, die helfen“, so die Frauenärztin. „Wir wären schon daran interessiert, diese Kontaktpersonen zu impfen.“ Einige werdende Väter habe sie bereits mit Bescheinigungen versorgt. Diese müssten sich nun einen Termin besorgen. Im Impfzentrum angekommen sind sie nach Auskunft des KV-Koordinators aber noch nicht.
Vor allem aber möchten die gut 20 Gynäkologen in Mülheim ihre chronisch kranken Patientinnen, insbesondere die Krebskranken, mit Biontech impfen. Aber nur schimpfen und kritisieren wolle sie auch nicht, sagt Dr. Eva Niedziella-Rech versöhnlich. „Wir können jetzt nur versuchen, das, was wir haben, in die Leute zu bekommen. Wir sind ja alle auf dem Weg.“