Mülheim. Erstmals veröffentlicht die Stadt Mülheim Infektionszahlen nach Stadtteilen. Vor allem Styrum ist stark betroffen. Die Daten aller Stadtteile.

Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie hat die Stadt nach mehrfacher Nachfrage stadtteilspezifische Corona-Zahlen veröffentlicht. Die Daten zeigen: Vor allem Styrum ist massiv von der Pandemie betroffen. Aber auch Broich und Speldorf entwickeln sich besorgniserregend.

Bei 475,4 lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Donnerstag in Styrum. In den vergangenen sieben Tagen sind 199 Styrumer getestet worden, 76 von ihnen waren positiv. Drei Tage zuvor lag die Inzidenz noch bei 306,5.

Corona in Mülheim: Starker Anstieg in Styrum, Broich und Speldorf

Besonders stark gestiegen sind die Werte in Broich. Während der Stadtteil vor drei Tagen noch mit 91,4 deutlich unter dem Gesamtwert der Stadt lag, ist die Sieben-Tage-Inzidenz dort nun auf 232 angestiegen. Auch in Speldorf sind die Zahlen in die Höhe geschossen: Von 138,5 auf 186,5. Eine ebenfalls hohe Inzidenz verzeichnet der Stadtteil Altstadt II, der zum Großteil aus Eppinghofen besteht: Sie liegt bei 218,1.

Die Stadt will nun ein Informationsblatt in mehreren Sprachen und mit Piktogrammen veröffentlichen und sowohl an die Haushalte als auch in den Schulen der Stadtteile Styrum, Stadtmitte und Altstadt sowie Eppinghofen verteilen.

Stadtdirektor: „Es liegt nicht an den Menschen, dass es so kompliziert geworden ist“

Mülheims Krisenstabsleiter und Stadtdirektor Frank Steinfort, der am Donnerstag den „Ernst der Lage“ unterstrich, sagte, dass die Maßregeln zur Corona-Pandemie offenbar insbesondere in den Stadtbezirken Altstadt I und II sowie in Styrum nicht allen Menschen präsent seien. Nach einer ähnlichen Informationskampagne im Vorjahr wolle die Stadtverwaltung nun noch einmal versuchen, die Menschen zu erreichen.

Ausdrücklich will Steinfort nicht die Menschen der besagten Stadtteile an den Pranger stellen. „Es liegt sicher nicht an den Menschen, dass es so kompliziert geworden ist“, verwies er auf die Flut an Verordnungen und Erlassen, die seit Beginn der Pandemie immer wieder kleinteilig neue Regeln festschreiben. Trotzdem sei angesichts der aktuellen Entwicklung der dringende Appell an die Bürger zu richten, sich der Corona-Schutzbestimmungen bewusst zu werden und sich entsprechend zu verhalten.

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Relativ niedrige Inzidenz-Werte im Stadtsüden und in Heißen

Besonders niedrig sind die Inzidenz-Werte in den südlichen Stadtteilen: Saarn verzeichnete am Donnerstag einen Wert von 108,3, Menden-Holthausen von 117,4. Auch Heißen rangiert deutlich unter dem städtischen Durchschnitt mit 117,9.

Die Gesamtinzidenz der Stadt ist in den vergangenen Tagen deutlich angestiegen. Lag sie am Montag noch bei 113,1, ist sie mittlerweile auf 215,1 hochgeschnellt und damit die vierthöchste in Nordrhein-Westfalen. Allein in den vergangenen zwei Tagen sind 168 Neuinfektionen gemeldet worden.

Die Stadt hatte es in der Vergangenheit mehrfach abgelehnt, stadtteilbezogene Daten zur Corona-Situation zu veröffentlichen. Sie hätten keine Steuerungsrelevanz, erklärte Stadtsprecher Volker Wiebels zuletzt im Dezember, zudem sollte sich niemand in falscher Sicherheit wiegen, weil in seinem Stadtteil die Inzidenz über oder unter der Durchschnittsinzidenz liegt.