Mülheim. Die Drive-In-Teststation im Rhein-Ruhr-Zentrum startet später - es ist zu kalt. Nur Fußgänger werden getestet. Das Center liegt im Halbschlaf.

Es ist längst Frühling und Ostern schon vorbei. Über zwei Grad Außentemperatur und eisige Graupelschauer freut sich niemand, am wenigsten Erdal Demircan, denn ihm verhagelt die Witterung das Geschäft. Der Mülheimer betreibt seit Monatsbeginn das Testzentrum im Rhein-Ruhr-Zentrum, und eigentlich sollte dort am Dienstag neben dem „Walk-In“ für Passanten auch ein „Drive-In“ für Autofahrer eröffnen. Daraus wird nichts. Es ist zu kalt.

Drive-In-Testzentrum am Mülheimer Rhein-Ruhr-Zentrum liegt auf Eis

„Bei Temperaturen unter fünf Grad bekommen Sie kein vernünftiges Ergebnis“, erklärt Demircan. Und angesichts der Wetterprognose werde das Drive-In höchstwahrscheinlich auch am Mittwoch noch nicht öffnen - „leider“. Dabei ist er mit seinem Team voller Elan am Werk. Der Unternehmensberater startete Anfang Februar das erste private Schnelltestzentrum in Mülheim, am Fünter Weg. In der Hoffnung auf eine vorsichtige Öffnungsperspektive, etwa auch des Cinemaxx, habe er dem Rhein-Ruhr-Zentrum eine Kooperation angeboten, berichtet Demircan. Seit 1. April können sich Fußgänger dort testen lassen.

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Auch am Karfreitag und über die Osterfeiertage war das Testzentrum Rhein-Ruhr geöffnet, der Andrang jedoch geringer als erwartet, sagt Demircan. „Aber Gründonnerstag und Ostersamstag war die Bude voll.“ Insgesamt hätten sie an den ersten sechs Öffnungstagen knapp 2000 Menschen getestet. Etwa ein Dutzend seien positiv gewesen und dem Gesundheitsamt gemeldet worden. Der Erfahrungswert liege höher, so der Geschäftsmann, „bei etwa 1,5 Prozent“.

Von bislang knapp 2000 Tests war etwa ein Dutzend positiv

Das Testzentrum ist ausdrücklich nur Anlaufstelle für symptomfreie Personen. Auch am Dienstagvormittag stehen sie Schlange vor dem geheizten Zelt, mal 20 Personen, mal 40. Viele Eltern mit Kindern darunter, ganze Familien, die sich einem Nasen- und/oder Rachenabstrich unterziehen wollen.

Familie Schuster aus Mülheim - Vater, Mutter, erwachsene Tochter - bereitet sich auf den Beratungstermin in einem Küchenstudio vor. Der zehnjährige Niklas, begleitet von seiner Mama, will bei Karstadt nach der neuen Ritterburg von Playmobil schauen.

Familien lassen sich testen - für Küchenstudio oder „Körperwelten“

Dirk Heilinger hat sich mit seiner Frau und drei Teenager-Kindern eingereiht. Sie möchten gemeinsam die Ausstellung „Körperwelten“ auf dem früheren Tengelmann-Areal in Speldorf besuchen. Problem: Ihr Zeitfenster dort ist schon längst geöffnet. „Wir wollten uns hier eigentlich im Drive-In testen lassen“, berichtet der Vater, „in der Hoffnung, es geht schneller.“ Etwa 20 Minuten Wartezeit müssen sie momentan einkalkulieren bis zur Testkabine. Etwa zehn bis 15 Minuten später wird das Ergebnis übermittelt, wahlweise per E-Mail aufs Handy oder auf Papier.

An der Ladentür, wie hier bei Anson’s, werden die Testergebnisse kontrolliert. Offiziell braucht man zum Shoppen auch einen Termin.
An der Ladentür, wie hier bei Anson’s, werden die Testergebnisse kontrolliert. Offiziell braucht man zum Shoppen auch einen Termin. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Sabrina und Marius haben den Test schon bestanden und sind suchend im Rhein-Ruhr-Zentrum unterwegs. „Alles hat schnell und einwandfrei funktioniert“, sagt die junge Frau. Nun geht das Paar shoppen, mit Fokus auf Klamotten. Doch die Auswahl hält sich in Grenzen. „Ich wollte eigentlich zu Mango - aber die haben zu.“ Nicht nur bei Mango steht man vor verschlossener Tür, auch bei Depot, Ara, Brecklinghaus, WMF und etlichen anderen kleineren Geschäften.

Mehr als 50 Geschäfte im RRZ sind geöffnet

Grundsätzlich könnten alle Shops wieder öffnen für Kundschaft mit tagesaktuellem Coronatest. De facto nutzen dieses Angebot nur etwas mehr als 50 Geschäfte, erklärt Centermanagerin Heike Marzen, „mit dabei sind auch unsere Großflächenbetreiber Karstadt, Saturn, Peek & Cloppenburg, Anson’s und C&A“. Für viele Händler lohne es sich dagegen nicht, „da die Nachfrage von Besuchern noch sehr verhalten ist“.

Diesen Eindruck gewinnt man im Rhein-Ruhr-Zentrum tatsächlich. Bei Karstadt wurden die Öffnungszeiten auf 10 bis 18 Uhr zurückgefahren. Bei Deichmann greifen nur vereinzelte Menschen nach Schuhen im Regal. An den Tagen vor Ostern hätten sich Kunden über lange Wartezeiten im Testzentrum beschwert, berichtet die Mitarbeiterin am Ladeneingang „Da ging es schleppend, es dauerte teilweise anderthalb Stunden.“

Auch sonntags geöffnet

Das Testzentrum Rhein-Ruhr hat täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet, auch an Sonn- und Feiertagen.

Es arbeitet ohne Terminvergabe. Ein Test pro Woche ist kostenlos, jeder weitere kostet 30 Euro.

Die Teststation für Fußgänger (Walk-In) befindet sich in der Nähe des Eingangs Ost im Rhein-Ruhr-Zentrum.

Sobald das Wetter es erlaubt, eröffnen zusätzlich Teststraßen für Pkw-Fahrer (Drive-In) am Parkhaus P4.

Detaillierte Infos für Besucher des Testzentrums gibt es auf der Website des Betreibers: www.tzrr.de.

Shopping-Termin wird oft erst an der Tür gemacht

Auch bei P&C ist eine freundliche Türsteherin im Einsatz. Sie muss feststellen: „Heute ist wenig los. Es wissen auch noch nicht alle Kunden, dass man einen Test braucht. Viele gehen dann wieder.“ Neben dem Test müssen Kunden offiziell auch einen Shoppingtermin nachweisen. Für jedes einzelne Geschäft. „Die Regelung ist völlig absurd“, meint Centermanagerin Heike Marzen. In der Praxis laufe es oft auch anders: Der Termin wird an hoc an der Tür gemacht. Leer genug ist es ja überall.