Mülheim. In Mülheim hat sich erstmals eine Stadtschulpflegschaft für die Grundschulen gegründet. Ein Gespräch mit der Vorsitzenden über ihre Ziele.
Sie war schon lange gefordert, nun hat sich in Mülheim erstmals eine Stadtschulpflegschaft gegründet. Sie vertritt die Interessen der Eltern und Kinder der Grundschulen. Die Vorsitzende Julia Othlinghaus-Wulhorst erzählt, welche Ziele sie verfolgt und was in Mülheim nicht gut läuft in der Schullandschaft.
Den letzten Impuls für die Gründung der Stadtschulpflegschaft hat der Streit um die geplanten Kürzungen im Offenen Ganztag gegeben. Sie zu verhindern, war das erste große Ziel der Eltern. Gelungen ist es ihnen zum Teil: Die Kürzungen wurden halbiert, 1,2 Millionen Euro sollen trotzdem jährlich gespart werden.
Mülheimer Stadtschulpflegschaft: OGS-Kürzungen weiterhin Thema
Für Julia Othlinghaus-Wulhorst bleiben diese Sparpläne weiterhin ein Kernthema. Den hohen OGS-Standard in Mülheim gelte es zu halten. „Wir haben eine ausgesprochen gute OGS“, sagt die 34-Jährige. „Aber das ist auch bewusst so gewünscht und entstanden.“
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Unverständlich sei ihr, warum Marc Buchholz, der nicht nur Oberbürgermeister, sondern auch Bildungsdezernent ist, ausgerechnet im Bildungsbereich den Rotstift ansetzen will. „Er versteht nicht, was wirklich in der OGS passiert“, sagt Julia Othlinghaus-Wulhorst. „Bei ihm klingt es manchmal so, als sei das eine Kinderaufbewahrung.“ Doch gerade in Zeiten von Corona und psychischer Belastung sieht sie es sehr kritisch, den Kindern in diesem Bereich etwas wegzunehmen.
Bürgerbegehren gegen die geplante Schließung der Stadtteilbibliotheken
Dass nun die Sparziele durch die Schließung der Stadtteilbibliotheken erreicht werden sollen, sei auch keine bessere Lösung, denn auch sie leisteten für die Kinder einen wichtigen Beitrag zur Bildung. „Wie man dort Ehrenamtler oder 450-Euro-Kräfte einsetzen soll, ist mir schleierhaft.“ Die Bibliotheken müssten mit Fachpersonal besetzt sein, um die Bildungskonzepte vor Ort umsetzen zu können. Die Stadtschulpflegschaft strebt nun ein Bürgerbegehren gegen die geplante Schließungen der Stadtteilbibliotheken an.
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Die Vorschläge, die die Eltern bereits früh in der Debatte eingebracht hatten – unter anderem bei der veralteten Friedhofsgebührensatzung nachzujustieren –, sind nicht aufgenommen worden. Dafür finde sich keine Mehrheit, habe Buchholz gesagt, „doch die CDU und die Grünen stellen doch die Mehrheit im Rat“.
Schlechte digitale Ausstattung der Mülheimer Schulen
Ein weiteres großes Thema, dem sich die Stadtschulpflegschaft widmen will, ist die Digitalisierung. Die Schulen seien immer noch nicht ausreichend ausgestattet und vorbereitet, die Infrastruktur fehle. Extrem lange hatte es gedauert, bis die Stadt die Bestellung der Schülertablets ausgeschrieben hatte, erst kürzlich sind sie angekommen, aber immer noch nicht einsatzbereit, weil sie noch eingerichtet werden müssen.
Kontakt
Eltern können sich schnell und unkompliziert mit ihren Anliegen an die Stadtschulpflegschaft wenden. Sie ist sowohl auf Facebook als auch auf Instagram vertreten.
Die Mail-Adresse der Stadtschulpflegschaft ist grundschulen@stadtschulpflegschaft-mh.de.
Weiterhin fehlt auch das flächendeckende W-Lan an den Schulen. Ob die Behelfslösung, ihnen mobile Router zur Verfügung zu stellen, sinnvoll ist, müsse sich noch zeigen. „Ich weiß nicht, ob das ausreichend ist“, sagt Julia Othlinghaus-Wulhorst. Einige Schulen hatten sich bereits vorher mit eigenen Übergangslösungen selbst geholfen.
Stadtschulpflegschaft für weiterführende Schulen soll folgen
Aktuell agiert die Stadtschulpflegschaft nur für die Grundschulen. Die Elternvertreter von 18 der 22 Grundschulen haben sich zusammengeschlossen. Sie haben nun einen beratenden Sitz im Bildungsausschuss.
Julia Othlinghaus-Wulhorst, die selbst ein Kind in der ersten Klasse, eins im Kindergarten hat, hofft, dass sich auch im Bereich der weiterführenden Schulen bald eine Vertretung gründet – um auch dort die Interessen der Kinder und Eltern gegenüber dem Schulträger und der Politik gebündelt vertreten zu können.