Mülheim. 1,2 Millionen Euro sollen an der Mülheimer OGS jährlich gespart werden. Die Stadt steht trotzdem besser da als Düsseldorf, Essen und Duisburg.

Der Mülheimer Rat stimmt am Freitag über die Kürzungen bei OGS-Mitteln ab. Nachdem der Sparvorschlag von Kämmerer und Oberbürgermeister, sowohl bei OGS als auch bei den Kitas den Rotstift anzusetzen, für großen Protest gesorgt hat, dürfte am Freitag im Rat der Alternativvorschlag von CDU und Grünen beschlossen werden: Die Kita bleibt unberührt, die Sparmaßnahmen beim Offenen Ganztag werden halbiert. Was bedeutet das für die Träger und wie steht Mülheim im Städtevergleich da? Ein Überblick.

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OGS-Sparplan: 1,8 statt 2,0 Stellen für eine Gruppe

Mülheim leistet sich bereits seit vielen Jahren einen hohen Standard in der Offenen Ganztagsschule. Blickt man auf die Zahlen, zeigt sich, dass dieser Standard auch nach den Kürzungen noch weit über dem benachbarter Städte liegt.

„90 Prozent der Kosten in der OGS machen das Personal aus“, sagt Kämmerer Frank Mendack. Der Personalschlüssel in Mülheim sieht 2,0 Stellen für die erste OGS-Gruppe in einer Schule vor, jede weitere Gruppe wird von 1,5 Stellen betreut. Greift der Sparvorschlag von 1,2 Millionen Euro jährlich, sinkt der Schlüssel auf 1,8 Stellen in der Erstgruppe und 1,3 Stellen ab der zweiten Gruppe.

Mülheimer OGS: Personalschlüssel über dem in Düsseldorf

Zum Vergleich: In Düsseldorf wird der Großteil der OGS-Gruppen (520 von insgesamt 633) von nicht einmal einer vollen Stelle betreut, die sich zusammensetzt aus 25 Wochenstunden einer Fachkraft und zehn Wochenstunden einer Hilfskraft. In Mülheim sind gar keine Hilfskräfte eingerechnet, Betreuer haben mindestens eine Erzieherausbildung. Die Ganztagsklassen in Düsseldorf (113 von 633) werden von einer Pädagogischen Fachkraft (1,0 Stellen) betreut. Hinzu kommen zehn Wochenstunden durch eine Hilfskraft.

Auch der Blick auf den Eigenanteil der Stadt verrät: Mülheim zahlt deutlich mehr als andere Städte. 2061 Euro pro OGS-Platz wendet die Stadt auf. In Düsseldorf sind es lediglich 1058 Euro, in Oberhausen nur 704, in Duisburg 642 und in Essen 614. Kommen die Kürzungen, wird Mülheim mit einem von Mendack berechneten Eigenanteil von 1560 Euro pro Betreuungsplatz immer noch höher dastehen als die Nachbarkommunen.

Pro-Kopf-Verschuldung in Mülheim am höchsten

„Das ist eine Größe, über die wir nachdenken sollten“, sagt Mendack. Als hochverschuldete Stadt könne man sich nicht bei anderen Städten „nur die Rosinen rauspicken“. Während in Mülheim die Pro-Kopf-Verschuldung bei 10.133 Euro liegt, rangiert sie in Düsseldorf deutlich darunter bei 1398 Euro, in Essen bei 5730 und in Oberhausen bei 8916 Euro.

Wie die Träger letztlich mit den Geldern hantieren, wo sie die Einsparungen ansetzen, sei ihnen überlassen. CDU und Grüne hatten vorgeschlagen, dass weniger Personal in der Kernschulzeit von 9 bis 12 Uhr eingesetzt werden könnte.

Und doch könnte gerade diese Rechnung mit Blick auf die nahe Zukunft aus mehreren Gründen nach hinten losgehen: Da ist zum einen das Jahr 2025. Dann sollen die Kommunen den Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz umgesetzt haben. Notwendig wäre ein Ausbau auf 85 Prozent.

Personalabbau ist mit Blick auf den bevorstehenden Rechtsanspruch kontraproduktiv

100 OGS-Gruppen in Mülheim

Insgesamt gibt es 6100 Grundschüler in Mülheim. 2505 von ihnen besuchen die Offene Ganztagsschule. 1165 Schüler sind in der „Acht bis eins“-Betreuung.

Insgesamt gibt es 100 OGS-Gruppen, elf davon sind Ganztagsklassen, 89 Mischgruppen. Die OGS-Zeiten sind von 8 bis 16 Uhr, hinzu kommt Randstundenbetreuung nach Bedarf.

Während in Mülheim die gesamte OGS-Zeit vom Träger abgedeckt wird, teilen sich beispielsweise in Düsseldorf Trägerpersonal und Lehrer die Betreuung von 8 bis 16 Uhr. Daraus resultiert auch der niedrigere Betreuungsschlüssel der Träger in Düsseldorf.

„Aktuell liegt Mülheim bei 45 Prozent“, sagt Georg Jöres, Leiter des Caritas-Fachdienstes „Jugendarbeit und Schule“. Die Caritas gehört mit der Diakonie, Stöpsel e.V. und der Stadt zu den vier Trägern der OGS. Doch jetzt will man bis 2023 Personalstunden und vielleicht Stellen abbauen, anschließend muss man sie wieder hochfahren? „Das ist kontraproduktiv“, glaubt Jöres.

Und dies auch im Hinblick auf das Personal. Denn allein bei der Caritas stellt sich das Problem, wo bei den 82 Mitarbeitern gestrichen werden soll? „Abgesehen von den bestehenden Arbeitsverträgen: Wir brauchen weiterhin die Betreuungsbreite“, sieht Jöres bei den überwiegenden Teilzeitkräften kaum mehr Spielräume. Und auch bei den nur 13 Vollzeitstellen sei wenig abzuschöpfen.

„Jede müsste auf 20 Prozent ihrer Einnahmen verzichten. Wer Vollzeit arbeitet, verliert acht Stunden. Ich sehe die Gefahr, dass sich gute Kräfte wegbewerben“, meint der Caritas-Mann. Für den zukünftig anstehenden Ausbau hätte das eine folgenreiche Wirkung auf einem ohnehin schwierigen Fachkräftemarkt. „Ich hätte mir gewünscht, wenn die Verwaltung statt zu kürzen mit uns Trägern über einen Ausbau unter gleichbleibenden Zuschüssen gesprochen hätte. Die Caritas ist dazu bereit.“