Mülheim. Der alte Rumbachkanal in der Mülheimer Innenstadt hat noch mehr marode Stellen. Seine Sanierung wird vorgezogen. Die Großbaustelle ist im Plan.
Mit Stückwerk kommt man nicht immer weit, das musste jetzt auch die Stadt feststellen: Bei der teilweisen Sanierung des alten, aus Ziegeln gemauerten Rumbachkanals ist aufgefallen, dass einige Alt-Abschnitte nicht mehr länger warten können. Der alte Kanal wurde zwischen Walkmühlen- bis Althofstraße auf der ganzen Strecke untersucht. Einige Abschnitte müssen sofort saniert werden. Das war ursprünglich erst in rund fünf Jahren vorgesehen, wenn der neue Kanal in Betrieb genommen werden kann.
Der neue Kanal liegt ja schon zwischen Kuhlendahl und Tourainer Ring im Boden, ist aber noch nicht angeschlossen und auch noch nicht bis zur Kaiserplatzkreuzung fertig gebaut. Dieser Bauabschnitt, der dritte, ist der aufwendigste, weil dort zum Beispiel auch viele Kanalrohre als Ver- und Entsorgungsleitungen berücksichtigt werden müssen. „Wir sind hier im Plan“, so Jürgen Zentgraf, der Leiter des Umweltamtes.
Schon wieder ist der alte Rumbachkanal in der Mülheimer Innenstadt eingebrochen
Geplant war ursprünglich, erst den neuen Rumbachkanal fertig zu bauen und danach den alten zu sanieren. Beide Kanäle sollen später unter der Kaiserplatzkreuzung zusammenkommen und in einem großen Kanal unter der Leinweberstraße zur Ruhr geführt werden. Der altersschwache, aus den 1920er Jahren stammende Kanal, ist bei Straßenbauarbeiten schon im März 2020 an drei Stellen zwischen Kämpchen- und Oststraße eingebrochen. Diese Stellen sollten im Rohrinlineverfahren saniert werden. Dazu wird in die defekte Wasserleitung ein Schlauch gelegt, der dem Innendurchmesser des zu sanierenden Kanals entspricht.
Warum man beide Rumbach-Kanäle braucht
In dem neuen Kanal soll der Rumbach allein und ohne Regenwasser künftig gen Ruhr fließen. Die schon fertigen Kanalabschnitte des insgesamt rund 15 Millionen Euro teuren Großprojekts „Verlegung und Teilnaturierung des Rumbachs“ liegen schon zwischen Kuhlendahl und Tourainer Ring im Boden.
Der alte, gemauerte Rumbachkanal aus den 1920er Jahren, der jetzt zum Teil vorzeitig saniert wird, soll künftig allein das Regenwasser transportieren, das zuvor zusammen mit dem Bachwasser eingeleitet wurde. Doch dafür ist der alte Kanal inzwischen nicht mehr groß genug.
Der neue Kanal ist noch nicht fertig, der alte Kanal wird jetzt wieder teilsaniert. Da das Wasser des Rumbachs weiter fließt, wird der Rumbach vor dem Einlass in den Kanal in einem Rückhaltebecken im Rumbachtal aufgestaut und zwischendurch immer wieder abgelassen.
Kurz vor Abschluss der Einbauarbeiten des Inliners ist der Boden des gemauerten Rumbachs eingebrochen, berichtete Umweltamtsleiter Zentgraf nun dem Umweltausschuss. Außerdem wurden fehlende Steine im Mauerwerk und andere Beschädigungen zum Anlass genommen, die Kanalabschnitte zwischen Walkmühlenstraße und Oststraße und zwischen Kämpchenstraße und Tourainer Ring nochmals mit einer Kanalkamera zu untersuchen. Die statische Prüfung ergab: Der alte Kanal ist zwischen Oststraße und Gracht sowie Kämpchenstraße und Tourainer Ring so marode, dass er sofort saniert werden muss, weil sonst teils eine Einsturzgefahr besteht. „Wir ziehen die Sanierung des Altkanals vor“, sagte Zentgraf und versprach: „Wir wollen die Beeinträchtigung des Verkehrs so gering wie möglich halten.“ Auch der Rest des Altkanals wird an dieser Stelle im Inlineverfahren saniert, so dass nicht die ganze Straße aufgerissen werden muss.
Tragfähigkeit des Kanals bei Belastungen über 7,5 Tonnen nicht mehr gegeben
Da die Tragfähigkeit des Rumbachkanals vor allem zwischen Oststraße und Gracht (dort liegt der alte Kanal unter der Nebenfahrbahn zur Essener Straße) bei bestimmten Belastungen nicht mehr sicher ist, empfiehlt der Gutachter eine Sperrung dieser Nebenfahrbahn für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen. Die Sanierung dort und zwischen Kämpchenstraße und Tourainer Ring soll in Kürze beginnen, unter Abstimmung von Medl und Tiefbauamt. Zentgraf schätzt, dass es in zwei Monaten soweit sein wird.
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Bei der Kamerafahrt des Gutachters unter der Essener Straße wurden zudem zwei weitere Kanäle gefunden, einen davon hatte die Stadt gar nicht auf dem Plan. Seit einem Bombenangriff in Kriegszeiten auf das Mülheimer Archiv, erinnerte Zentgraf, seien die Bauakten nicht mehr vollständig. Auch diese beiden Kanäle, in die Hausanschlüsse münden und die mindestens 75 Jahre alt sind, werden kurzfristig mit saniert.
Die Stadt hat den Investitionsplan für die Kanalsanierung nun umgestellt: Die Sanierung des Rumbachkanals zwischen Oststraße und Gracht kostet rund 660.000 Euro. 590.000 sind für die Kanalsanierung zwischen Kämpchenstraße und Tourainer Ring aufzubringen.