Mülheim. Bevor der neue Rumbachkanal weitergebaut werden kann, wird der Altkanal saniert. Er ist an drei Stellen eingebrochen. Dickswall bleibt einspurig.
Immer noch läuft der Verkehr auf dem Dickswall einspurig zwischen Kämpchen- und Oststraße. Das wird auch noch wochenlang so bleiben, denn der alte, gemauerte Rumbachkanal darunter muss wieder instand gesetzt werden. Er ist im März 2020 bei Fräs-Arbeiten zur Sanierung der Straßendecke an drei Stellen eingebrochen. Die rund vier bis sechs Wochen dauernden Kanalbauarbeiten sollen spätestens Ende des Monats beginnen. Für die Autofahrer ändert sich dann aber nichts: Es bleibt einspurig.
Der alte, gemauerte Rumbachkanal stammt aus den 1920er Jahren
Neben dem alten, gemauerten Rumbachkanal aus den 1920er Jahren hat die Stadt längst schon den neuen Kanal angelegt, in dem der Rumbach in einigen Jahren gen Ruhr fließen soll. Der alte Kanal soll künftig allein das Regenwasser transportieren. Die schon fertiggestellten ersten und zweiten Bauabschnitte des insgesamt rund 15 Millionen Euro teuren Großprojekts "Verlegung und Teilnaturierung des Rumbachs" verlaufen zwischen Kuhlendahl und Tourainer Ring.
Aber noch kann der nagelneue Kanal dort kein Wasser aufnehmen, weil hinten und vorne die Anschlüsse fehlen. Der Bau des neuen Kanals vom Tourainer Ring bis zum Kaiserplatz, wo dann auch alter und neuer Kanal in einem großen Sammler zusammengeführt werden, ist im dritten Bauabschnitt geplant, der Ende August, Anfang September 2020 beginnen soll. Die Ausschreibung für dieses Projekt läuft gerade, aber zuvor muss der alte, gemauerte Kanal repariert werden.
Sanierung des Rumbach-Altkanals wird um fünf Jahre vorgezogen
Der alte Kanal sollte eigentlich erst in fünf Jahren, nach Abschluss der großen Baustelle an der Kaiserplatzkreuzung, saniert werden. Das muss nun - von Kämpchen- bis Oststraße - vorgezogen werden, denn der alte Kanal kann den rollenden Verkehr nicht mehr tragen. Auch wird befürchtet, dass er an weiteren Stellen einbrechen könnte.
Der jahrzehntealte Rumbachkanal ist aus Ziegeln gemauert. "Wir wissen zwar genau, wo seine Decke ist, aber nicht genau, wie dick sie ist", erklärt Jürgen Zentgraf, der Leiter des Umweltamtes. Mal stützen vier Lagen Ziegel die Decke des Kanals, der einen halbkreisförmigen Durchschnitt hat, mal nur zwei Lagen Ziegel, wie man auf alten Fotos gut erkennen kann. Auch die alte Asphaltschicht war offenbar zu dünn, wie sich herausstellte. Der Kanal verläuft nur 30 bis 50 cm unter dem Asphalt. Zentgraf: "Als er gebaut wurde, hat man noch nicht mit einer vierspurigen Straße gerechnet, die als Haupteinfallstraße nach Mülheim dient."
Der Rumbach wird vor den Bauarbeiten im Rückhaltebecken aufgestaut
Eine auf solche Sonderfälle spezialisierte Firma ist bereits gefunden und wird den alten Kanal mit einem besonderen Inlineverfahren sanieren. Dabei wird der Verkehr auf dem Dickswall dennoch weiter einspurig fließen können, so Zentgraf: "Wir machen das in einer nicht-offenen Bauweise, wobei am Anfang und am Ende der Inliner Stück für Stück eingefädelt und mit der Wand verpresst wird."
Der alte Kanal ist an der Basis 2,50 Meter breit und hat eine Höhe von 1,20 Meter. Der Inliner ist eine Sonderanfertigung. Rund 800.000 Euro wird die Reparatur insgesamt kosten. Da der neue Kanal noch nicht fertig ist, das Wasser aber irgendwohin muss, wird der Rumbach vor dem Einlass in den Kanal in einem Rückhaltebecken im Rumbachtal an der Walkmühlenstraße aufgestaut und zwischendurch immer wieder abgelassen.
Die Großbaustelle auf dem Kaiserplatz soll Ende August beginnen
Die geplante Großbaustelle Dickswall/Kaiserplatzkreuzung beginnt im August/September 2020 mit rund zwei, drei Monaten Verzögerung, auch durch die Corona-Pandemie. "Wir müssen den Dickswall von links nach rechts drehen, den neuen Kanal bauen und den alten sanieren. Drei Schmutzwasserkanäle sanieren wird gleich mit", erklärt Amtsleiter Zentgraf das Mammutprojekt. Die Schmutzwasserkanäle transportieren das Abwasser zum Klärwerk nach Duisburg-Kasslerfeld.
In rund fünf Jahren wird dann als letzter Bauabschnitt der neue Kanal am anderen Ende der Essener Straße weitergebaut bis zum Bacheinlauf im Rumbachtal in der Walkmühlenstraße. Dafür muss er unter der Essener Straße durchgeführt werden. Auch der alte Kanal wird dann noch auf dem letzten Stück zwischen der Ost- und Walkmühlenstraße im Inlineverfahren weiter saniert werden.
RUMBACHKANALPROJEKT: LANGWIERIG, ABER NÖTIG
Die aktuelle Sanierung des alten Rumbachkanals zwischen Kämpchen- und Oststraße kostet rund 800.000 Euro. Das gesamte auf zwölf Jahre angelegte Kanalbauprojekt wird derzeit mit rund 15 Millionen Euro veranschlagt.
Das Projekt "Verlegung und Teilnaturierung des Rumbachs" ist nötig, weil der fast 100 Jahre alte Kanal, durch den der Rumbach von der Wetzmühle bis zur Kaiserplatzkreuzung fließt (und von da aus in die Ruhr) längst zu klein geworden ist für die Niederschlagsmengen, die dem Bach zusätzlich durch die in den vergangenen Jahrzehnte entstandenen Gebäude zugeleitet werden.
Der neue Kanal hat einen Durchmesser von zwei Metern. Die Stadt hätte gern sehr viel größer gebaut, aber das passte nicht unter die Straße, in der ja noch mehr Leitungen liegen und auch die U-Bahn, die in den ersten Bauabschnitten unter- und überquert werden musste. Daher muss der alte Rumbachkanal weiter genutzt werden.