Mülheim. Auf dem Mülheimer Dickswall macht sich über Jahre die Kanalbaustelle für den Rumbach breit. Nach der Flächengestaltung bleiben zwei Fahrspuren.
Große Betonringe liegen aneinandergereiht auf dem Dickswall. Bauzäune mit blauen Sichtschutzplanen stehen mitten auf der Straße. Mehrere Baggerschaufeln bilden ein Stillleben am Rande der Baustelle. Wie angekündigt, begannen am Montag die Bauarbeiten für zwei weitere Abschnitte des neuen Rumbachkanals. Autofahrer müssen sich – je nach Baufortschritt – auf unterschiedliche Verkehrsführungen einstellen. Mindestens eine Spur pro Richtung soll in den kommenden fünf Jahren auf dem Dickswall jedoch frei bleiben. Der neue Rumbachkanal gehört zu den „dicken Fischen“ der Mülheimer Bauprojekte. Dafür werden Millionen unter der Erdoberfläche verschwinden und Anliegern trockene Keller bringen.
Damit die Männer auf der Baustelle sicher arbeiten können, lieferten mehrere Lastwagen Leitplankenstücke aus Beton an, wie sie auch auf Autobahnbaustellen verwendet werden. Sie stehen hinter dem Bauzaun zwischen den Einmündungen Althofstraße und Tourainer Ring auf der Südseite des zukünftigen Kanalschachtes. „Wir haben von den Bauabschnitten auf der Essener Straße gelernt. Wo Autos sehr dicht an den Zäunen vorbeibrausten“, sagt ein Mann auf der neuen Dickswall-Baustelle.
Eingespielte Truppe übernimmt die Baustelle
„Wir sind froh, dass wieder die gleiche Firma die europaweite Ausschreibung gewonnen hat, die bereits die ersten beiden Kanalabschnitte für die Stadt gebaut hat“, sagt Susanne Schürmann. Die Bauleiterin des Umweltamtes begleitet die Männer des Bauunternehmens Echterhoff seit mehreren Jahren. „Die kennen das Projekt und haben sich bestens eingearbeitet.“
Ob die eingespielte Truppe es schafft, auf dem Dickswall die vorauskalkulierte Bauzeit ebenfalls zu verkürzen, bleibt abzuwarten. Auf der Essener Straße haben sie zwei Monate gutgemacht. Der Kanalbau ist für die Männer komplizierte Routine. Sie kennen inzwischen den Mülheimer Untergrund. Natürlich haben sie vorher mit Probebohrungen dessen Zusammensetzung geprüft.
Sieben Meter tiefer Schacht mit drei voluminösen Anschlüssen
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Das sogenannte Übergabebauwerk zwischen Althofstraße und Fußgängerbrücke wird anspruchsvoller. Dafür wird eine rund sieben Meter tiefe Grube ausgehoben und mit Basisplatte sowie Betonwänden gesichert. In diesem Übergabeschacht werden der alte und der neue Rumbachkanal aus Richtung Holthausen einmünden. Auf der gegenüberliegenden Seite erfolgt der Anschluss an den knapp vier Meter hohen, gemauerten Kanal, durch den der Rumbach unter der Innenstadt zur Ruhr abfließt.
„Mit diesem Schacht beginnen wir im nächsten Jahr“, erläutert Susanne Schürmann die Planungen für die Großbaustelle im Abschnitt vier. Dann werden Autofahrer, die aus dem Forum-Parkhaus kommen, den bereits in Gelb markierten Linksabbieger nutzen, weil die Durchfahrt zum Kaiserplatz für den Schachtbau zeitweilig gesperrt werden muss.
Fische sollen durch die Betonröhre zum Laichen schwimmen
Der neue Rumbachkanal hat mehr Gefälle als der alte. „Damit wir am Kaiserplatz einen besseren Anschluss an den bestehenden Rumbachkanal bekommen. Unter der Fußgängerbrücke haben wir jetzt einen Wasserfall von knapp vier Metern Höhe“, hatte Jürgen Zentgraf, Leiter des Umweltamtes, zum Start des kompletten Projektes erläutert.
Rund 400 Meter neuer Kanal
Wegen der Coronapandemie konnte und kann es zum aktuellen Rumbachkanalbauprojekt keine Bürgerinformation geben. Ein Faltblatt mit allen wichtigen Informationen hat die Stadt aber an die Anliegerhaushalte verteilt. Mehr Infos unter rumbach.mülheim-ruhr.de
Die aktuell zu bauenden Abschnitte drei und vier haben eine Länge von 258 und 145 Metern. Sie reichen etwa von der Einmündung Kämpchenstraße bis an den Rand des Kaiserplatzes. Nach dem Kanalbau wird es auf dem Dickswall mehr Grün geben, Fertigstellung etwa im Jahr 2027.
Damit in Zukunft, wie geplant, auch Fische durch den Kanal in den Oberlauf des Rumbachs schwimmen können, wurde dieser Höhenunterschied beim Bau der neuen Kanalstrecke ausgeglichen und die Rohre wurden tiefer gelegt. Bürstenartige Einbauten sollen den Fischen Halt geben.
Start für den fünften und letzten Bauabschnitt könnte in fünf Jahren folgen
Der alte, inzwischen nicht mehr ganz intakte Rumbachkanal wurde in den Jahren 1926/27 errichtet. Er verläuft unter dem Dickswall in einer großen Schlangenlinie. Der neue Kanal wird ihn an zwei Stellen unterqueren, so steht es in den Bauplänen der Stadt.
Fehlt noch der Bauabschnitt fünf zwischen der Einmündung Kattowitzer Straße und dem Teich an der ehemaligen Wetzmühle. Diese 168 Meter sollen im Anschluss an den Dickswallabschnitt gebaut werden. Danach wird das Wasser in den neuen Kanal geleitet, um die alte Röhre sanieren zu können. Anschließend können beide Kanäle die Fluten des Rumbachs aufnehmen.