Mülheim. Wie alltäglicher Rassismus ausschaut: Das Mülheimer Centrum für bürgerschaftliches Engagement und der Verein Axatin hatten zum Gespräch geladen.

Anlässlich der Woche gegen den Rassismus veranstaltete das Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE) in Kooperation mit dem Verein Axatin eine Online-Gesprächsrunde. Rund 30 Teilnehmer waren eingeladen und diskutierten über ihre Erfahrungen mit rassistischer Diskriminierung.

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Zur Einführung gab es einen 45-minütigen Vortrag von Mascha Liening. Rassismus basiere auf gesellschaftlichen Machtverhältnissen, legte die Mitarbeiterin des Duisburger Anti-Rassismus Informations-Centrum ARIC-NRW dar. Dabei trete er in unterschiedlichen Formen auf: Diskriminiert und benachteiligt werde sowohl grob und offen als auch subtil und teilweise unbewusst.

Oft wird anhand von Äußerlichkeiten verallgemeinert

Beispiele für die kaum wahrnehmbare Form von Rassismus gab es in der anschließenden Gesprächsrunde. Ein muslimischer Teilnehmer berichtete von seiner Beobachtung: „Ich bemerke Misstrauen mir gegenüber in Kleinigkeiten: Menschen drücken ihre Taschen fester an den Körper, weil ich ein Dieb sein könnte.“ Oft werde anhand von Äußerlichkeiten verallgemeinert: Verfehlungen einzelner werden auf die gesamte Gruppe projiziert. Der Selbstmordattentäter wird so zum Prototyp eines Menschen muslimischen Glaubens.

Als diskriminierend empfunden wird von vielen Bürgern mit Migrationshintergrund die Frage nach der Herkunft. Obwohl in Deutschland geboren und im Besitz einer deutschen Staatsbürgerschaft, werde man als Ausländer und Fremder wahrgenommen. „Auch wenn die Frage nach der Herkunft nicht rassistisch gemeint ist, muss man respektieren, wenn Menschen sich dadurch verletzt fühlen“, gab Anna Maria Allegrezza vom CBE zu bedenken.

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Angst, als Rassist gebrandmarkt zu werden

Allerdings könne die Angst als Rassist gebrandmarkt zu werden, davon abhalten, wunde Punkte anzusprechen. Von Lehrern, schildert ein Teilnehmer, habe er gehört, wie problematisch für sie der kulturelle Hintergrund mancher ihrer Schüler sei: „Doch sie trauen sich nicht, etwas in der Schule darüber zu sagen und behalten es lieber für sich.“

Wegen der Hautfarbe erschossen worden

Vom 15. bis 21. März organisiert das CBE die „Woche gegen den Rassismus“ mit zahlreichen Aktionen zum Thema. Nähere Infos unter www.cbe-mh.de.

Seit 1966 findet am 21. März alljährlich der Internationale Tag gegen den Rassismus statt. Anlass für den von den Vereinten Nationen ausgerufenen Gedenktag war der sechste Jahrestag des Massakers von Sharpeville, bei dem 69 Demonstranten in dem südafrikanischen Township im Jahre 1960 wegen ihrer Hautfarbe erschossen wurden.

Dabei ist es gerade der Dialog, wie übereinstimmend in der Runde festgestellt wurde, der wesentlich zu einer Lösung beiträgt. „Wenn man ins Gespräch kommt, kann man viele Missverständnisse ausräumen“, bemerkt ein Diskutant. Es hänge auch davon ab, wie man als Diskriminierter reagiere: „Dazu gehört viel Mut und Gelassenheit.“

Lehrkräfte sollten für Formen des subtilen Rassismus sensibilisiert werden

Vieles lasse sich durch die Bildungseinrichtungen verändern. „Bei den Kindern fängt alles an“, sagt ein Teilnehmer. Wichtig sei, dass gerade Lehrkräfte für Formen des subtilen Rassismus sensibilisiert werden. Deshalb müsse es mehr Fortbildungsangebote geben.

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Nach mehr als zwei Stunden Vortrag und Diskussion wurde am Ende des Online-Meetings deutlich, dass das Thema Rassismus noch viel Redebedarf benötigt. Übereinstimmend artikulierten die Teilnehmer den Wunsch, weitere Gesprächsrunden folgen zu lassen.