Mülheim. 2003 hat Hermann die Ehrenspange der Stadt für seine Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Mülheim erhalten. Was ihn bis ins hohe Alter antrieb

Der Ehrenvorsitzende der Mülheimer Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und Träger der Ehrenspange der Stadt Mülheim, Helmut Hermann, ist am 27. Dezember verstorben. Er wurde 91 Jahre alt. Der bekennende Antifaschist setzte sich bis ins hohe Alter für eine Welt ohne Rassismus und Antisemitismus, für Toleranz, gegenseitiges Verständnis und Gleichberechtigung ein. Ein Nachruf des VVN:

2003 erhielt Helmut Hermann die Ehrenspange der Stadt Mülheim an der Ruhr für die Herausgabe der Dokumentation „Widerstand und Verfolgung von 1933 – 1945 in Mülheim an der Ruhr“. Die Ehrung galt auch seinem Einsatz für Entschädigungszahlungen an die während des Nationalsozialismus in diese Stadt verschleppten Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen sowie für seine Mitwirkung an der „Mülheimer Initiative für Toleranz“. Seit Jahrzehnten tritt Herrmann "für seine Überzeugung und Ideale mit Beharrlichkeit und einer anscheinend unerschöpflichen Energie“ ein - lobte die Begründung zur Verleihung der Ehrenspange.

Seine Erlebnisse mit dem NS-Regime prägten Hermann

Den Antrieb für sein Handeln fand Hermann in den persönlichen Erlebnissen, die ihn prägen: Als Kind musste er mit ansehen, wie sein Vater von der SA aus der Wohnung geprügelt wurde, weil er sich als Kommunist dem faschistischen Regime des Nationalsozialismus verweigerte. Er musste erfahren, wie die Familie nach der Inhaftierung des Vaters mit dem Nötigsten auskommen musste, er erlebte die Angst vor Drangsalierungen und Misshandlungen durch die faschistischen Schlägertrupps.

1952 führt der Weg des gelernten Zimmermanns nach Mülheim. Er wird Vertrauensmann der Gewerkschaft IG-Metall, ist Mitglied des Betriebsrates und aktiv in der Interessenvertretung.

Aktiv gegen Faschismus bis ins hohe Alter

1978 beginnt er mit der Aufarbeitung der Zeit des Faschismus in Mülheim in den Jahren 1933 bis 1945. In einem Arbeitskreis an der VHS entsteht die Dokumentation, die er 1987 als Buch herausgibt und bis heute eine viel zitierte Quelle für die Zeit der Naziherrschaft in Mülheim dient.

Zudem entsteht eine Ausstellung, die zunächst in der VHS und dann an weiteren öffentlichen Orten zu sehen ist. Bis ins hohe Alter spricht Helmut Hermann als Zeitzeuge an Schulen. In diesen Gesprächsrunden setzt er Zeichen gegen das Vergessen „damit unsere Jugend nie mehr das erleben muss, was wir erleben mussten“ und „heute keiner mehr sagen kann, er habe es nicht gewusst“.