Mülheim. Die Deutsche Bahn setzt ab Ostern ihre Brückenarbeiten an der A 40 bei Mülheim fort. Der Schaden durch den Tanklaster-Brand im Herbst ist immens.

Nach dem verheerenden Tanklaster-Brand auf der A 40 bei Mülheim im vergangenen Herbst hat die Deutsche Bahn die Schadenshöhe nach oben korrigiert. Sie könnte bei bis zu 50 Millionen Euro liegen. Eine konkrete Zahl nennt die Bahn zwar nicht. Die Rede ist inzwischen aber offiziell von einem Millionen-Euro-Schaden im „mittleren zweistelligen Bereich“, der durch den Crash entstanden ist. Am Mittwoch skizzierte die Bahn, wie es an der Unfallstelle weiter geht. Ab Ostern soll wieder gebaut werden. Los geht es am Gründonnerstag (1. April). Auch die A40 muss während der Arbeiten wieder dicht gemacht werden.

Wenn alles einmal vorläufig abgeschlossen ist, werden die Folgen des Unfalls die Bahn – und auch die Autobahn GmbH – fast ein Jahr auf Trab gehalten haben. Anfang September sollen zwei weitere Behelfsbrücken als Ersatz für die nach dem Brand abgerissenen alten Bauwerke, die dem Güter- und dem S-Bahn-Verkehr von und nach Oberhausen dienten, in Betrieb genommen werden.

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750-Tonnen-Kräne auf der A40 bei Mülheim im Einsatz

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Was bis dahin geschieht: Im April beginnt die Bahn mit den Arbeiten für den Einbau der beiden Brücken, der in fünf Phasen ablaufen sollen. Laut Unternehmen müssen insgesamt vier Widerlager neu aufgebaut werden, die die Bauwerke tragen. Bohrgeräte mit je 100 Tonnen Gewicht kommen dabei zum Einsatz. Insgesamt 30 neue Bohrpfähle mit einem Durchmesser von mehr als einem Meter lässt die Bahn 26 Meter tief in den Boden treiben. Um die großen Baugeräte auf die Baustelle zu heben, zu versetzen und wieder herunterzuheben, kommen wie bereits beim Bau der ersten Hilfsbrücke im vergangenen Jahr 750-Tonnen-Kräne zum Einsatz.

Der eigentliche Einbau der Hilfsbrücken startet am 13. August. Neun Tage werden dafür veranschlagt. „Das ist das große Finale“, sagt Norbert Stratmann, Leiter Anlagen- und Instandhaltungsmanagement für den Bereich Duisburg bei der DB Netz AG. Die Arbeiten dürften auch wieder zahlreiche Schaulustige anlocken. Dann werden zwei 750-Tonnen-Kräne zeitgleich im Einsatz sein, die nebeneinander auf engstem Raum an beiden Hilfsbrücken arbeiten, kündigt die Bahn an.

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Bevor die Bauwerke endgültig in Betrieb gehen, müssen noch Schienen, Schotter und Schwellen verlegt und die Oberleitungsanlage neu angeschlossen werden. Bis dahin ist zwischen Oberhausen und Mülheim weiterhin ein Schienenersatzverkehr erforderlich. Bahnkunden müssen in den Bus steigen. Wenn die Behelfsbrücken stehen, ist erstmal Ruhe. „Dann haben wir viele Jahre Zeit“, sagt Stratmann. Nach der Fertigstellung begännen auch die Planungen für komplette neue Brücken. Bis die stehen, wird es aber wohl noch Jahre dauern.

Autobahn wird gesperrt – Behinderungen für Pendler

Mit Behinderungen müssen während der Arbeiten nicht nur Bahnpendler, sondern vor allem Autofahrer rechnen. Während die Bahnstrecke meist nur kurzfristig gesperrt wird, werden es bei der A 40 mehrmals mehrere Tage am Stück sein (Daten siehe Textende). „Wir wollen den Straßen- und Schienenverkehr so gering wie möglich beeinflussen“, betont Stratmann. Ganz vermeiden ließe sich das aber nicht.

Bewusst seien die Arbeiten vorwiegend an Wochenenden oder rund um Feiertage geplant worden, wie der Auftakt an Ostern. Die dritte Bauphase geht Pfingsten über die Bühne. Allein im Mai müssen Autofahrer versetzt mit zwölf Tagen Sperrung rechnen. Die finale Bauphase mit mehreren Tagen Sperrung auf Bahnstrecke und Autobahn startet allerdings erst nach dem Ende der Sommerferien. Das habe sich nicht vermeiden lassen, sagt Stratmann.

Großräumige Umleitungen führen aus Richtung Bochum über die A 52 und A3, aus der Gegenrichtung über die A 3/A 2 und die A 43 oder A 45. Weil die A 40 zwar in Richtung Essen zwischen dem Kreuz Kaiserberg und Mülheim-Styrum gesperrt ist, in Richtung Duisburg aber die Auffahrt in Alstaden auf ist, dürfte sich an den Sperrungstagen wieder ein reger Schleichverkehr an der Stadtgrenze zwischen Mülheim und Oberhausen entwickeln.

Die Grafik veranschaulicht, was an der Unfallstelle nach dem Brand bereits geschehen ist und wo die Deutsche Bahn in diesem Jahr neu bauen will.
Die Grafik veranschaulicht, was an der Unfallstelle nach dem Brand bereits geschehen ist und wo die Deutsche Bahn in diesem Jahr neu bauen will. © Deutsche Bahn

Der Zugverkehr rollt erst seit Ende des vergangenen Jahres regulär wieder in beiden Richtungen zwischen Essen und Duisburg an der Unfallstelle vorbei. Nach dem Brand hatte die Bahn die drei schwerstbeschädigten von insgesamt fünf Brücken, von denen vier im Betrieb waren, abreißen müssen und ein Ersatzbauwerk für den Fern- und S-Bahnverkehr auf dieser zentralen Route errichtet. Der Aufwand in diesem Jahr ist nun doppelt so groß. Komplex wird das Unterfangen auch, weil die beiden nun zu errichtenden Hilfsbrücken mittig zwischen den anderen Bauwerken liegen (siehe Grafik).

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an

Am 17. September 2020 gegen 13.30 Uhr war der Fahrer des Tanklasters einer Spedition aus Essen auf der A 40 bei Mülheim nach rechts von der Fahrbahn abgekommen, gegen eine Abgrenzung geprallt und dann in die Mittelleitplanke geknallt. Der mit tausenden Litern Kraftstoff beladene Lkw kollidierte zudem mit dem Pkw eines Mannes, der schwer verletzt wurde. Auch der Tanklaster-Fahrer erlitt Verletzungen. Nicht nur die Brücken wurden durch den Vollbrand des Lasters beschädigt, sondern auf mehreren hundert Metern auch die Fahrbahn der Autobahn. Eine riesige Rauchwolke stieg nach dem Unfall über Styrum auf.

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Strafrechtlich hat der Unfall bislang keine Konsequenzen gehabt: Polizei und Staatsanwaltschaft Duisburg ermitteln weiter gegen einen damals 41-jährigen Deutschen. Dem Mann werden Gefährdung des Straßenverkehrs, fahrlässige Körperverletzung und fahrlässige Brandstiftung vorgeworfen. Er war zum Unfallzeitpunkt betrunken. „Der Promillegehalt lag im Bereich der absoluten Fahruntüchtigkeit, somit über 1,1 Promille“, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Die „erhebliche Alkoholisierung des Beschuldigten zur Tatzeit“ gilt demnach auch als Unfallursache. Weitere berauschende Mittel sollen keine Rolle gespielt haben. Weitere Angaben zum Stand des Verfahrens macht die Staatsanwaltschaft derzeit „aus ermittlungstaktischen Gründen“ nicht.

An diesen Tagen werden A 40 und Bahnstrecke gesperrt:

  • 1. Phase - A 40: Donnerstag, 1. April, 22 Uhr, bis Dienstag, 6. April, 5 Uhr. Bahnstrecke: Freitag, 2. April und Dienstag, 6. April jeweils von 0 bis 4 Uhr (Strecke aus Richtung Essen nach Duisburg).
  • 2. Phase - A 40: Mittwoch, 12. Mai, 20 bis bis Freitag, 14. Mai, 22 Uhr. Bahnstrecke: Donnerstag, 13. Mai, 2 bis 16 Uhr (Strecke aus Richtung Essen nach Duisburg).
  • 3. Phase - A 40: Freitag, 21. Mai, 20 Uhr, bis Dienstag, 25. Mai, 5 Uhr. Bahnstrecke: Freitag, 21. Mai, 21 Uhr, bis Mittwoch, 26. Mai, 5 Uhr (Vollsperrung in beide Richtungen).
  • 4. Phase - A 40: Freitag, 28. Mai, 20 Uhr, bis Montag, 31. Mai, 5 Uhr. Bahnstrecke: Sonntag, 30. Mai, 1 bis 5 Uhr (Strecke aus Richtung Essen nach Duisburg).
  • 5. Phase - A 40: Freitag, 13. August, 20 Uhr, bis Montag, 23. August, 5 Uhr. Bahnstrecke: Sonntag, 15. August, 6 Uhr, bis Freitag, 20. August, 6 Uhr (Vollsperrung in beide Richtungen).