Mülheim. Es ist eine große Ehre: Dr. Josep Cornellà vom Mülheimer MPI für Kohlenforschung erhält den Heinz Maier-Leibnitz-Preis für Nachwuchsforscher.

Der Mülheimer Chemiker und aktuelle Ruhrpreisträger Dr. Josep Cornellà ist einer von zehn Wissenschaftlern, die in diesem Jahr mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis geehrt werden. Das teilte am Donnerstag die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit und sprach von der bundesweit wichtigsten Auszeichnung für wissenschaftlichen Nachwuchs.

Der 36-jährige Cornellà, der am hiesigen Max-Planck-Institut (MPI) für Kohlenforschung im Bereich Organische Molekülchemie arbeitet, erhält die mit je 20.000 Euro dotierte Auszeichnung am 4. Mai im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung. Der Preis in einem so interdisziplinären Umfeld erfreue ihn sehr, sagte Josep Cornellà im Gespräch mit dieser Zeitung. Er danke seinem Team: „Sie haben einen großen Beitrag geleistet und waren immer mit Leidenschaft dabei.“

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Seit 2017 leitet der in Katalonien geborene Chemiker die Abteilung für metallorganische Chemie am MPI. Cornellà entwickelt neuartige Katalysatoren, die auch für den industriellen Einsatz relevant sind. Oder, wie die DFG es formuliert: „Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der Entwicklung und Implementierung praktischer und effizienter Methoden für die organische Synthese auf Basis nachhaltiger und billiger Katalysatoren.“

Mülheimer Wissenschaftler hat ein über 50 Jahre altes Problem gelöst

Der junge Wissenschaftler erschloss zum Beispiel das Element Bismuth für die Knüpfung von Bindungen zwischen Kohlenstoff und Fluor – wichtig für die Herstellung von pharmazeutischen Wirkstoffen. Mit der Entdeckung eines Nickelkatalysators löste er ein über 50 Jahre altes Problem, hieß es bei der Verleihung des Ruhrpreises Ende 2020. Für die Entwicklung von Katalysatoren der ersten Generation hatte schon der langjährige Institutsleiter Günther Wilke 1965 den Ruhrpreis gewonnen. Die seit einem halben Jahrhundert eingesetzten Systeme könnten nun durch die von Cornellà abgelöst werden, hieß es im Dezember.

Der MPI-Forschungsgruppenleiter habe seine Ergebnisse vielfach hochrangig veröffentlicht, lobte die DFG. Nach dem Studium und der Promotion in Chemie in Barcelona und London hatten ihn Forschungsaufenthalte nach Tarragona in Spanien und an das Scripps Research Institute in La Jolla, Kalifornien, geführt. In Mülheim fühlt er sich seit mittlerweile seit gut drei Jahren wohl, er erfahre viel Unterstützung am MPI. Dass er an gleichem Ort die Arbeit von führenden Wissenschaftlern aus den 60ern und 70ern fortführen könne, erlebe er als „sehr inspirierend“, so Cornellà.

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150 Forscherinnen und Forscher aus allen Fachgebieten waren vorgeschlagen

Für die diesjährige Preisrunde waren insgesamt 150 Forscherinnen und Forscher aus allen Fachgebieten vorgeschlagen worden. Die Auswahl traf ein von der DFG und dem Bundesforschungsministerium eingesetzter Ausschuss unter Vorsitz der DFG-Vizepräsidentin Marlis Hochbruck.

Den Heinz Maier-Leibnitz-Preis 2021 erhalten neben Cornellà auch Julia Borst (Romanistische Literaturwissenschaft, Uni Bremen), Silvia Budday (Biomechanik, Friedrich-Alexander-Uni Erlangen-Nürnberg), Tim Dietrich (Astrophysik, Uni Potsdam), Jakob Nikolas Kather (Computational Oncology, Uniklinikum der RWTH Aachen), Kai Lawonn (Datenvisualisierung, Friedrich-Schiller-Uni Jena), Patrick Roberts (Prähistorische Archäologie, MPI für Menschheitsgeschichte Jena), Anna Schenk (Physikalische Chemie, Uni Bayreuth), Monika Schönauer (Neuropsychologie, Albert-Ludwigs-Uni Freiburg), Jan Michael Schuller (Biochemie und Biophysik der Mikroorganismen, Philipps-Uni Marburg).

Heinz Maier-Leibnitz-Preis wird seit 1977 jährlich verliehen

Seit 1977 wird der Preis jährlich an herausragende Forscherinnen und Forscher verliehen, die sich in einem frühen Stadium ihrer wissenschaftlichen Laufbahn befinden und noch keine unbefristete Professur innehaben, so die DFG. Der Preis diene als Anerkennung und zugleich als Ansporn, diese Laufbahn eigenständig und zielstrebig fortzusetzen. Benannt ist er seit 1980 nach dem Atomphysiker und früheren DFG-Präsidenten Heinz Maier-Leibnitz, in dessen Amtszeit (1974–1979) er erstmals vergeben wurde.