Mit Günther Wilke, dem ehemaligen Direktor des Max-Planck-Institutes für Kohlenforschung, ist ein Forscher von Weltruhm gestorben. Wilke wurde 91 Jahre alt.
Mit Günther Wilke, dem ehemaligen Direktor des Max-Planck-Institutes für Kohlenforschung, ist ein Forscher von Weltruhm gestorben. Wilke wurde 91 Jahre alt.
Wilke ist bereits am 9. Dezember verstorben. Mit ihm verliere die Wissenschaft „eine große Persönlichkeit, die maßgeblich zur Entwicklung der Chemie- und Katalyseforschung beigetragen hat“, drückte das Mülheimer Institut, deren Direktor Wilke von 1969 bis 1993 war, seine Trauer aus. Auch in den Seminaren hielten die Teilnehmer in Gedenkminuten inne. Man gedenke Wilke, der stets Tatkraft und unverbrüchlichen Optimismus gelebt habe, „in Dankbarkeit und Verehrung“, hieß es.
Eine „Koryphäe der Kunststoffentwicklung“ nennt die Frankfurter Allgemeine Zeitung Wilke in deren Nachruf, in dem sie den Mülheimer gar zu einem Mann der Massen hochleben lässt, der Deutschland „womöglich den Gewinn der Fußball WM 1974“ gebracht habe.
Besonderen Kunststoff entwickelt
Das freilich ist wohl doch weit übertrieben. Doch ein Teil von Wilke war tatsächlich damals im WM-Finale dabei: Die Stollen, die Gerd Müller und Co. seinerzeit unter ihren brandneuen Adidas-Schuhen trugen, waren eben aus jenem Kunststoff Vestamid gefertigt, den Wilke in seiner Zeit am Mülheimer MPI entwickelt hatte. Besonders wasserabweisend war dieser. Hat das etwa den Ausschlag gegeben für den knappen 1:0-Vorrundensieg gegen die Polen bei der historischen „Wasserschlacht“ im Frankfurter Waldstadion? Wilkes Forscherleistung war freilich weitreichender, er war mit etlichen hohen Auszeichnungen dekoriert, weil er die Geschichte der Chemie mitgeschrieben hat, etwa durch die Entdeckung des so genannten Nickel-Effektes.
Im Oktober 1951 war der gebürtige Heidelberger, damals 26 Jahre alt, als Assistent von Nobelpreisträger Professor Karl Ziegler zum MPI für Kohlenforschung gekommen. Bis zuletzt hat er noch ganz in der Nähe des Instituts gewohnt, sein 90. Geburtstag 2015 wurde an seiner alten Wirkungsstätte noch mit einem Festvortrag gefeiert. Der Ruhrpreisträger von 1966 und MPI-Ehrensenator kam bis dato noch häufig vorbei, um seine Post persönlich in Empfang zu nehmen.