Mülheim. In der Nachbarstadt Essen erprobt die Ruhrbahn ab März einen „Bus auf Anfrage“. Warum das innovative Projekt in Mülheim erst 2022 geplant ist.

Der Nachbarstadt Essen gab die Ruhrbahn unlängst einen Bussi – Mülheim hingegen einen Korb in Sachen On-Demand-Verkehr. Bislang, denn das soll sich bald ändern. Wenn auch nicht aus Antrieb des Verkehrsunternehmens, sondern auf Antrag von CDU und Grünen im Mobilitätsausschuss, Ruhrbahn und Verwaltung mögen sich bis zum 29. März mit einem Konzept für eine Förderung bewerben.

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Bleibt die Frage, warum die Ruhrbahn nicht gleich ihr Mülheimer Nahverkehrsnetz in ihr Sammelbus-Projekt „Bussi“ miteinbezogen hat? Denn ein solcher Nahverkehr auf Anfrage an ,abgelegenen’ Orten ist in der Stadt schon seit der Fusion von Evag und MVG im Gespräch. Intensiver noch, nachdem die Politik 2019 den geplanten Kahlschlag im ÖPNV einkassierte, und der Ruhrbahn in Auftrag gab, das Bus- und Bahnnetz komplett zu überarbeiten.

Der Bussi könnte Mülheims Innenstadt mit abgelegenen Quartieren verknüpfen

Der „Bussi“ parkt sich in die Essener Mobilitätsstrategie dort ein, wo es knirscht: in der Innenstadt und in dicht besiedelten Stadtteilen im Westen und Süden, um dort Spitzenlasten im Spät- und Nachtverkehr abzufangen. Fünf Fahrzeuge sind am Wochenende von 19 bis 2 Uhr unterwegs. Feste Routen und Haltestellen hat der Bussi nicht, man muss ihn erst per App ordern.

In Mülheim könnte der Bussi eine andere Rolle spielen und etwa die Stadtteilzentren mit abgelegeneren Quartieren verknüpfen sowie Direktverbindungen zur Innenstadt und zum Hauptbahnhof herstellen. Die Einsatzzeit soll von 6 bis 23 Uhr gelten. Die Ruhrbahn will daher ebenfalls prüfen, ob sich Linien mit wenig Fahrgästen nicht gleich durch ein On-Demand-Angebot ersetzen lassen.

Bedenken gegen für Kunden teureren On-Demand-Verkehr statt Bussen

Allerdings dürfte das für den Kunden deutlich teurer werden als ein Busticket. Der Fahrpreis im Fall Essen richte sich laut Ruhrbahn nach den Vorgaben des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR). Die günstigste Fahrt kostet hier 3,70 Euro für eine zwei Kilometer lange Strecke. Ein Ticket Preisstufe A2 kostet hingegen 2,80 Euro.

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Nicht nur die eher unattraktiven Preise stoßen auf Bedenken. Mancher Politiker befürchtet damit einen schleichenden Abbau des Nahverkehrs in der Peripherie, weil mit weniger sichtbarem Angebot auch die Nachfrage weiter sinken könnte. Die SPD etwa forderte schon 2019 attraktivere Angebote, statt nur Einsparungen. Kritik gibt’s auch, weil der öffentlich geförderte Bussi zudem einer anderen Sparte starke Konkurrenz machen könnte: In Essen wehrt sich bereits das Taxi-Gewerbe gegen den „Bussi“. Obwohl dieser erst im März starten soll, spricht die Genossenschaft „Taxi Essen“ von einem Verdrängungswettbewerb.

2022 könnte das Projekt – dann gefördert durch den Topf „Modellprojekte zur Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs“ – in Mülheim an den Start gehen.