Mülheim. . Mülheims Politik fordert erneut ein neues Liniennetz im Nahverkehr. Das Verkehrsdezernat freut das, doch mahnt es den ernsthaften Willen an.

Zurück auf Los: Die Nahverkehrsplanung in Mülheim dreht Runde für Runde. Jetzt hat die Politik erneut das Startsignal dafür gegeben, dass Verwaltung und Ruhrbahn erarbeiten, wie Mülheims Liniennetz neu strukturiert werden kann.

Die SPD hatte dies per Antrag eingefordert, der Mobilitätsausschuss folgte ihr in seltenem Einklang, auch wenn Verkehrsdezernent Peter Vermeulen eine offizielle Beauftragung für überflüssig hielt, man sei ohnehin dabei, den Status Quo fachlich zu bewerten. „Wir arbeiten schon an der Veränderung des Liniennetzes“, so Vermeulen mit Verweis darauf, dass die Herausforderung, für Mülheim einen bedarfsgerechten Nahverkehr unter dem Diktat der Sparsamkeit zu organisieren, „weiter virulent“ sei.

SPD will nicht mit Einschränkungen im Angebot sparen

Im vergangenen Jahrzehnt hat sich die Politik äußerst schwer getan, sich auf größere Veränderungen einzulassen, nun signalisiert die SPD, dass sie angesichts des im Städtevergleich extrem hohen ÖPNV-Defizits in Mülheim bereit ist zu größeren Veränderungen, die insbesondere auch helfen sollen, Geld einzusparen. „Im Bereich des ÖPNV bedarf es weiterer Konsolidierungsmaßnahmen“, begründen die Genossen ihren Antrag. Im Weiteren bleiben sie aber noch recht vage. Sparen will die SPD demnach nicht über Einschränkungen im Angebot. Explizit nennt sie aber ein Projekt, dass ebenfalls seit Jahren als offene Baustelle gilt: Es sollen in Richtung Innenstadt weniger Busse auf gleicher Strecke unterwegs sein.

Das fordert die Verkehrsaufsicht der Bezirksregierung seit Langem. Sie ist der Meinung, dass die Mülheimer Straßenbahn so Fahrgastpotenzialen beraubt ist, Bus und Bahn sich folglich gegenseitig kannibalisieren. Am besten zu beobachten ist dies auf der Schloßbrücke. Das ÖPNV-Netz ist aus Sicht der SPD „einmal grundlegend aus einem Guss neu zu denken“.

Mintarder: Verbindung in die Innenstadt kaum genutzt

Verkehrsdezernent Peter Vermeulen begrüßt ausdrücklich, „dass wir endlich tiefgreifende Veränderungen vorschlagen können“. Gleichsam ermahnte er die Politik: Er sei mal gespannt, ob die Politik sich dann, wenn diese Vorschläge erarbeitet seien, ebenso einvernehmlich zeige wie jetzt bei der Beauftragung für eine neue Nahverkehrsplanung. Der städtische Verkehrsplaner Roland Jansen, der schon manch zähes Ringen um das ÖPNV-Angebot miterlebt hat, wurde gegenüber den Politikern noch deutlicher: „Wenn Sie dann am Ende nicht bereit sind, solche Konzepte mitzutragen, können wir uns das sparen.“

Das hatte Jansen gesagt, bevor der Ausschuss bei Gegenstimmen von Grünen, MBI und Linken beschloss, die Buslinie E 26 wieder einzustellen. Mit den Sonderfahrten war dem Drängen der Mintarder entsprochen worden, zumindest zu den Hauptverkehrszeiten an Werktagen (morgens und nachmittags) eine Direktverbindung zur Innenstadt anzubieten, die seit der letzten Nahverkehrsplanung eigentlich nicht mehr vorgesehen war. Fahrgastzählungen hatten nun ergeben, dass im Schnitt nur elf Fahrgäste täglich die E-Busse genutzt haben.

Die SPD hatte sich einst stark gemacht für den E-Bus. Ihr Mobilitätsexperte Daniel Mühlenfeld wiederholte noch einmal seine Kritik, dass die Ruhrbahn auf ihr Zusatzangebot nur spärlich aufmerksam gemacht und damit verhindert habe, dass es stärker angenommen worden sei. Mühlenfeld und Mitstreiter Carsten Trojahn enthielten sich der Abstimmung gegen den E-Bus. Der Rest der SPD trug die Mehrheitsentscheidung mit.

>>>Pläne für den Kahlenberg-Ast

Der Kahlenberg-Ast soll laut Ratsbeschluss aus dem Jahr 2017 „unter der Prämisse der Wirtschaftlichkeit“ 2019 nicht mehr mit Straßenbahnen befahren werden. Als Ersatz ist geplant, die Buslinie 130 (Rhein-Ruhr-Zentrum – Hauptfriedhof) zu verlängern und im 20-Minuten-Takt über Kahlenberg zu führen.