Mülheim. Allein 200 Quarantänefälle gibt es an der größten Mülheimer Schule. Dort wird über Plan B laut nachgedacht, um über den Winter zu kommen.

Die Corona-Pandemie sorgt zunehmend für leere Räume und verlassene Sitzreihen in den Mülheimer Schulen. Zu Beginn dieser Woche befinden sich mehr als 850 Schüler in Quarantäne, beispielsweise sind alle drei Realschulen und alle drei Gesamtschulen in Mülheim betroffen - jeweils Kinder aus mehreren Klassen oder Kursen. Die Stadt hat aktuell noch einmal betont, dass sich die Kinder und Jugendlichen „in der Regel“ nicht in der Schule infizieren. Aber sie fehlen längere Zeit im Unterricht. Die Wahrscheinlichkeit, dass über den Winter doch alternative Modelle her müssen, steigt.

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Mülheimer Gesamtschule arbeitet am „Plan B“: Rückkehr in den Klassenverband

„Wir arbeiten schon an einem Plan B“, sagt Thomas Ratz, Leiter der Gustav-Heinemann-Schule (GHS). Dieser könnte so aussehen, dass die Unter- und Mittelstufe vorübergehend das Kurssystem verlassen und wieder im Klassenverband unterrichtet werden. Momentan erhalten die Gesamtschüler ab der siebten Klasse in einigen Fächern differenzierten Unterricht. Mit der Konsequenz, dass ein positiv getesteter Schüler in den Tagen zuvor acht bis neun verschiedene Kurse besucht und entsprechend viele direkte Kontakte hatte.

Die GHS ist die größte Mülheimer Schule mit rund 1600 Kindern und Jugendlichen. Davon sind nach Angaben von Thomas Ratz derzeit rund 200 in Quarantäne. Dazu gehört der gesamte Abiturjahrgang, der erst in anderthalb Wochen wieder vor die Tür darf. Noch könne man dies mit Hilfe von Distanzunterricht überbrücken, meint der Schulleiter. „Wenn aber die Zahl der Quarantänefälle noch weiter steigt, werden wir wohl auf ein anderes System umschwenken.“ Zumindest für die Jahrgangsstufen sieben bis zehn könnte es dann wieder feste Klassen geben, in der Oberstufe funktioniert das nicht.

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Berufskolleg fühlt sich „sehr gut vorbereitet und gewappnet“

Von den beiden Berufskollegs in Mülheim ist momentan eines von Quarantänen betroffen: die Schule an der Lehnerstraße in Saarn . Hier wurden in der vergangenen Woche sieben Schülerinnen und Schüler nach Hause geschickt: „Es handelt sich um einzelne Jugendliche aus unterschiedlichen Klassen“, erläutert Schulleiterin Roswitha Neumann-Weber. Sie würden digital unterrichtet über MS-Teams, und dank dieser technischen Möglichkeit sei das Berufskolleg „sehr gut vorbereitet und gewappnet“, so die Schulleiterin.

Während Essener Berufsschüler in dieser Woche mit einem „Hybrid-Streik“ für geteilte Klassen kämpfen wollen , für einen wöchentlichen Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht, gibt eine vergleichbare Aufregung in Mülheim bislang nicht. „Die Schülervertretung ist noch in keiner Form an uns herangetreten“, sagt Roswitha Neumann-Weber. „Gegenwärtig gibt es dafür auch keinen Grund.“

Schülervertretung des Otto-Pankok: Coronazahlen bereiten uns Sorgen

Auch an der Otto-Pankok-Schule gibt es Quarantänefälle - betroffen sind Kinder einer fünften Klasse. Die Schülervertretung (SV) des Gymnasiums reagierte jetzt auf eine Anfrage dieser Redaktion mit einer kritischen Stellungnahme: „Wir gehen jeden Tag mit einem zunehmend unsichereren Gefühl zur Schule“, heißt es dort, „die Coronazahlen in Mülheim bereiten uns Sorgen.“

Schwierig, immer 1,50 Meter Abstand zu Schulfreunden zu halten

Die unklare Schulpolitik der Bezirksregierung zur Teilung von Klassen und zum Hybridunterricht werde unter den Jugendlichen lebhaft diskutiert, so die SV. Die Schüler würden versuchen, die Regeln umzusetzen, aber dies sei im Alltag nicht immer machbar. So würden im Unterricht durchgehend Masken getragen, doch in den kleinen Pausenräumen und engen Gängen im Schulgebäude sei es fast unmöglich, die Abstandsregeln einzuhalten. Besonders an langen Schultagen müsse man auch einmal ohne Maske „richtig durchatmen können“ - dabei sei es schwer, stets 1,50 Meter Abstand zu seinen Freunden zu halten.

Für den Sportunterricht vermisst die SV klare Regeln des Landes: Schüler würden gezwungen, selbst zu entscheiden, ob sie einen Mund-Nasen-Schutz tragen wollen oder nicht.

Digitaler Unterricht hat im Test problemlos funktioniert

Mit Blick auf die digitale Ausstattung des Otto-Pankok-Gymnasiums meinen die Jugendlichen: „Unsere Schule verfügt über digitale Kapazitäten, um auf ein Hybridmodell wie in Solingen oder Österreich umstellen zu können.“ Ein erster Testversuch in einer sechsten Klasse habe ohne Probleme funktioniert, „was uns zeigt, dass wir auch digital können“, so die SV.

Finanzielle Unterstützung durch die Stadt sei jedoch unverzichtbar. Sie müsse bei weiter steigenden Corona-Zahlen nach einem Modell schauen, das Schule wieder sicher gestaltet. „Wir hoffen auf eine stärkere digitale Unterstützung während dieser Zeit“, so die Schülervertreter.

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Stadt Mülheim erwägt zeitversetzten Unterrichtsstart nach Herner Vorbild

Oberbürgermeister Marc Buchholz, der weiterhin die Belange des Schulamtes in Mülheims Verwaltung verantwortet, konnte am Dienstag wegen vieler Termine nicht persönlich Stellung beziehen zur aktuellen Lage an Mülheims Schulen. Für ihn betonte Stadtsprecher Volker Wiebels den Ernst der Lage. Man werde sich für den Schulbetrieb aber weiter strikt an die Vorgaben des Landes halten. Alleingänge wie in Solingen seien ausgeschlossen.

Ordnungsamt und Polizei kontrollieren verstärkt an Schulen

Sorgen macht der Stadt zunehmend, dass Schüler der höheren Jahrgänge sich nicht an die Kontaktverbote und Abstandsregeln halten. Das Ordnungsamt hatte etwa Ende vergangener Woche vor dem Berufskolleg an der Kluse 27 Mal Bußgelder à 250 Euro verhängt.

Die Stadt will verstärkt an weiterführenden Schulen, auch an viel frequentierten Haltestellen, die Einhaltung der Coronaregeln prüfen, so die Ansage. Am Dienstag gab es etwa Kontrollen von Polizei und Ordnungsamt an einer Haltestelle vor der Gustav-Heinemann-Schule . Wieder sind Verstöße festgestellt worden, hieß es.

Gleichwohl könnte in Mülheim Thema werden, was die Stadt Herne in dieser Woche bereits als weitere Schutzvorkehrung vorsieht : einen zeitversetzten Unterrichtsstart an weiterführenden Schulen. Ob dies auch von den Mülheimer Schulen organisatorisch zu leisten wäre, werde die Schulverwaltung am 25. November mit den Sprechern der Schulformen erörtern, so Wiebels. Herne hatte überdies beschlossen, zusätzliche Schulbusse einzusetzen.

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