Herne. Herne als Vorbild für andere Städte? Der gestaffelte Unterrichtsstart stößt auf großes Interesse. Verantwortliche ziehen positives Zwischenfazit.
Am Montagmorgen ist es zum Unterrichtsbeginn auf Hernes Schulhöfen deutlich leerer. Durch zusätzliche Busse und einen versetzten Schulbeginn hat die Stadt den Schülerstrom an den weiterführenden Schulen entzerrt. Dabei soll etwa die Hälfte der Schülerinnen und Schüler zur ersten Stunde starten, die andere erst zur zweiten Stunde. Herne ist mit dem flächendeckenden zeitversetzten Unterrichtsbeginn laut Stadt Vorreiter in NRW und viele Kommunen schauen interessiert zu.
„Der erste Eindruck ist, dass alles sehr gut geklappt hat“, resümiert HCR-Chef Karsten Krüger am Montagmittag. Mit insgesamt 17 zusätzlichen Bussen ist die HCR bis zu den Osterferien unterwegs. Zwar sei der eine oder andere Bus immer noch etwas voller gewesen, aber bei der Mehrzahl der Busse seien 20 bis 30 Passagiere die Regel gewesen. Alles weitere werde sich in den kommenden Tagen einspielen und im Zweifel wolle die HCR auch nochmal an manchen Stellen nachbessern, so Krüger.
Bochum, Gelsenkirchen und Co. interessieren sich für Herner Modell
Auch Schulamtsleiter Andreas Merkendorf freut sich über den geglückten Start und dass Herne nun Vorbild für zahlreiche andere Städte ist. „Es rufen viele Kommunen an und fragen, wie wir das hinbekommen haben.“ Darunter seien etwa Bochum, Gelsenkirchen, Hamm, Hagen aber auch Osnabrück und Bielefeld. Sie alle interessierten sich dafür, wie es Herne gelungen sei, den versetzten Unterrichtsbeginn flächendeckend mit allen Schulen abzustimmen – und für die Kombination aus Präsenz- und Distanzunterricht auch noch die Genehmigungen aus Düsseldorf und von der Bezirksregierung in Arnsberg zu bekommen.
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Bis zuletzt zitterten die Verantwortlichen. Denn während NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer die Herner Lösung in einem WAZ-Interview ausdrücklich lobte, ließ sich die Bezirksregierung mit der Zustimmung Zeit. Seit August habe die Stadt mit den Schulleitungen in Kontakt gestanden und ein Modell erarbeitet. „Wenn das ein kleiner Mosaikstein ist, der hilft, das Infektionsgeschehen zu reduzieren, freut uns das sehr“, sagt Andreas Merkendorf, erwähnt aber auch, dass er sich „mehr Rückendeckung aus Düsseldorf“ gewünscht hätte, und dass so ein zeitversetzter Unterrichtsbeginn landesweit von oben gesetzt worden wäre. „Das hätte vieles leichter gemacht.“
Schulleiterinnen mit dem Start zufrieden
Schulleiterin Nicole Nowak ist mit dem Start an ihrer Schule, dem Haranni-Gymnasium, sehr zufrieden. „Es ist alles unproblematisch gelaufen“, sagt sie. Um eine richtige Bilanz zu ziehen, sei es aber noch zu früh. „Ich glaube, dazu müssen wir es erstmal eine Woche laufen lassen.“ Negative Rückmeldungen von Eltern, deren Kinder nun die erste Stunde noch zu Hause sind, habe sie bisher keine bekommen. Alle würden die Notwendigkeit sehen, so die Sprecherin der Herner Gymnasien.
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Schüler, die erst zur zweiten Stunde in die Schule kommen, sollen in der ersten Stunde zu Hause lernen. Dafür erhielten sie Aufgaben, „die aus dem Präsenzunterricht erwachsen und darein auch wieder einfließen“, erklärt Nicole Nowak. Nur unter dieser Voraussetzung sei diese Kombination aus Distanz- und Präsenzunterricht überhaupt genehmigt worden.
Schulleiterin spricht sich weiter für halbierte Klassen aus
Trotz der Mehrarbeit für die Schulen für die Stundenplanänderungen begrüßt Sylke Reimann-Perez, Schulleiterin der Gesamtschule Mont-Cenis, diese Anpassung ausdrücklich. „Der Schulhof war deutlich leerer, es hat deutlich zur Entspannung geführt“, freut sie sich. Doch für sie geht dieser Schritt nicht weit genug: „Wenn es nach mir ginge, würde ich die Klassen halbieren “, sagt sie. Dann würde sich das Schüleraufkommen an der Schule sowieso reduzieren.
Geänderter Unterrichtsstart
Die Umstellung sieht vor, dass bis zu den Osterferien der Unterricht an den Gymnasien für die Jahrgänge fünf bis sieben um 8 Uhr anfängt, für die weiteren Jahrgänge um 8.45 Uhr. Die Realschulen starten für die Jahrgänge fünf bis sieben um 7.45, die Jahrgänge acht bis zehn um 8.30 Uhr. Die Gesamtschulen entscheiden individuell, an welchem Tag welche Klasse wann anfängt.
In dieser Zeit verstärkt auch die HCR den Takt mit 17 zusätzlichen Fahrten. Der Kostenpunkt liege laut HCR-Chef Karsten Krüger bei gut 10.000 Euro im Monat .
NRW-Familienminister Joachim Stamp lehnte einen solchen Schritt jedoch am Montag noch kurz vor dem Gespräch von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten ausdrücklich ab mit der Begründung, dass nicht genügend Lehrpersonal zur Verfügung stünde. Sylke Reinmann-Perez sieht hingegen kein Problem darin: „Es könnte immer die eine Hälfte der Klasse kommen und die andere Hälfte zu Hause arbeiten und das im Wechsel.“ Ein solches Modell sei organisatorisch gut zu händeln und für die Schulen sinnvoller.
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