Mülheim. Kommunalwahlkampf 2020 in Mülheim: Alle Parteien nutzen sozialen Medien, einige zahlen auch für Facebook-Werbung. Eine Partei ist Spitzenreiter.
Die sozialen Netzwerke sind nicht erst seit diesem Jahr ein wichtiges Mittel im Kommunalwahlkampf, aber gerade in Corona-Zeiten mit wenig persönlichen Kontakten gewinnen sie an Bedeutung. Vor allem auf Facebook versuchen die Parteien, Aufmerksamkeit zu bekommen, ihre Reichweite zu steigern – mit unterschiedlichem Erfolg und finanziellen Mitteln. Bei der Höhe des Geldes, das sie dafür in die Hand nehmen, gibt es einen klaren Spitzenreiter in Mülheim.
Die Mülheimer SPD in den sozialen Netzwerken
Leichte Unschärfe, warme Farben: Ein bisschen retro wirkt die Wahlkampfkampagne der SPD in den sozialen Netzwerken. Sowohl bei der Zahl der Fans auf Facebook als auch bei der Höhe der Ausgaben für Werbung liegt SPD-OB-Kandidatin Monika Griefahn vor ihrer Partei. Keine Mülheimer Partei, keine Kandidatin gibt so viel Geld für Social-Marketing aus wie die SPD und ihre Bewerberin um das Oberbürgermeisteramt. Knapp 1400 Abonnenten haben die Mülheimer Sozialdemokraten bei Facebook, gut 1500 Monika Griefahn.
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Facebook legt transparent offen, welche Summen Parteien und politische Personen in ihren Wahlkampf investieren. Bei der SPD sind es 1639 Euro (Stand 2. September), davon 1555 Euro finanziert durch die Partei, 84 Euro durch Parteivorsitzenden Rodion Bakum, der sich auch aktiv in Diskussionen und Fragen auf den Seiten einbringt. Rund 110 Facebook-Beiträge haben die Genossen mit Werbemitteln belegt. Damit erreichen sie, dass die Posts mehr Menschen ausgespielt werden, und können auswählen, welche Zielgruppen angesprochen werden sollen.
Monika Griefahn hat am meisten Geld für Facebook-Werbung ausgegeben
Monika Griefahn hat ebenfalls rund 110 Beiträge sponsern lassen – die Mülheimer SPD hat dafür 2194 Euro ausgegeben. Gestartet ist die Werbekampagne im März 2020. Facebook legt dar, dass Griefahn die ersten 14 Werbebeiträge nicht als solche gekennzeichnet hat, Facebook sie aber als politische Werbung erkannt hat. Ab Juli ist transparent nachzuvollziehen, dass die Posts von der SPD gesponsort wurden.
Sowohl die Partei als auch Monika Griefahn haben einen rudimentär gepflegten Instagram-Account mit recht niedriger Reichweite (SPD: 150, Griefahn: 389), auf dem die SPD ihre Kandidaten vorstellt und Griefahn sich beim Müllsammeln, Straßenwahlkampf oder auf einem Schwarz-Weiß-Foto aus Greenpeace-Zeiten zeigt.
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Die Mülheimer CDU bei Facebook und Instagram
Die CDU hat knapp 600 Abonnenten auf ihrer Facebook-Seite, präsentiert dort vor allem ihre Kandidaten (alle mit dem einheitlich orangefarbenen Banner), begleitet den Wahlkampf ihres OB-Kandidaten Marc Buchholz. Die CDU gibt kein Geld für Facebook-Werbung aus, wohl aber Buchholz, der neben seiner privaten Facebook-Seite seit Anfang Mai noch eine als Politiker betreibt. Sie hat 290 Abonnenten. 129 Euro hat er dort für sieben gesponsorte Beiträge gezahlt.
Der OB-Kandidat zeigt sich sowohl bei Facebook als auch bei Instagram gerne bei offiziellen Terminen – mit der stellvertretenden CDU-Landesvorsitzenden Ina Scharrenbach auf dem Sportplatz, im Haus Ruhrgarten mit einer Staatssekretärin aus dem Bundesgesundheitsministerium oder beim Spaziergang mit der Bürgerinitiative Auberg. Der Auftritt der CDU in den sozialen Netzwerken ist eher konventionell: keine Videos, keine Spielereien.
Die Mülheimer Grünen in den sozialen Medien
Die Grünen sind mit der SPD die einzige Mülheimer Partei, die finanzielle Mittel in ihren Social-Media-Wahlkampf steckt – allerdings nur kleinere Beträge. Zwischen Ende März und dem 2. September haben die Grünen 341 Euro bei Facebook ausgegeben und damit 19 Posts gesponsort. Vorstandsmitglied Timo Spors hat 80 Euro gezahlt, 261 Euro die Partei.
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Die Grünen haben auf ihrer Seite rund 600 Facebook-Abonnenten, ihr Oberbürgermeister-Kandidat Wilhelm Steitz nur 135. Sieben Beiträge hat Steitz auf seiner Seite von der Partei sponsern lassen und damit in der Spitze zwischen 6000 und 7000 Nutzer erreicht.
AfD hat die meisten Abonnenten der Mülheimer Parteien auf Facebook
Spitzenreiter in Sachen Facebook-Fans ist mit Abstand die Mülheimer AfD – das liegt auch an der intensiven Social-Media-Arbeit der Bundespartei. Rund 3300 Nutzer haben die Seite abonniert, die im Mai 2013 erstellt wurde. Als erste der großen Mülheimer Parteien waren übrigens die Grünen in dem sozialen Netzwerk vertreten; im Oktober 2011 startete ihre Seite.
Während die Mülheimer AfD keine finanziellen Mittel in Facebook-Werbung investiert, wird auf der Seites ihres OB-Kandidat Alexander von Wrese selbst als Geldgeber für seinen Social-Wahlkampf aufgeführt – er hat mit über 9000 Abonnenten die größte Reichweite aller Mülheimer Kandidaten. 957 Euro hat er seit Sommer 2019 für mehr Reichweite von knapp 100 Beiträgen bezahlt. Dabei zeigt sich von Wrese nicht nur mit Wahlkampfsprüchen, sondern auch mit Sonnenbrille Kaffee-trinkend am Flughafen oder mit einer Anti-SPD-Rede auf einem im Auto aufgenommenen Video.
Auf Instagram gibt es von Alexander von Wrese noch einige private Schnappschüsse zu sehen: beim Wandern und Skifahren in den bayerischen und österreichischen Alpen, beim Weihnachtsmarktbesuch mit der Familie. Die Optik erinnert da gelegentlich an Quentin Tarantinos 60er-Jahre-Krimi „Once upon a time in Hollywood“.
Die Partei: Unkonventionellster Wahlkampf in Mülheim
Erst im Juli 2020 hat „Die Partei“ ihre Facebook-Seite eröffnet, dort aber recht schnell 850 Abonnenten gewonnen. Die Partei hat sicherlich die höchste Beitragstaktung und macht den unkonventionellsten (Online-)Wahlkampf. Da tanzt Kandidat Pascal Plew Samba vor dem Forum und eine der Wahlempfehlungen lautet: „Lass dir nix erzählen! Wähle die Partei und Andy Brings, denn sie sind sehr ehrlich.“
Aber es gibt auch politische Inhalte: OB-Kandidat Andy Brings, der auf dem E-Roller zeigt, wo sich die Innenstadt wie verbessern kann. Oder Andreas Kay Preker-Frank, der mit Fridays-For-Future-Aktivisten über den Klimaschutz und die Jugend in der Stadt diskutiert. Die Partei zahlt nichts für Facebook-Werbung, Brings hat eine Facebook-Seite als Künstler mit 144 Abonnenten, auf der er drei Posts gesponsert hat, einer davon ein Video mit seiner Mutter. Beide betreiben rege ihre Instagram-Accounts.
Die parteilosen OB-Kandidaten: Abeln zahlt für Facebook-Werbung
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Während Horst Bilo gar nicht in den sozialen Netzwerken unterwegs ist, nutzt Jürgen Abeln sowohl Instagram als auch Facebook, beides aber nicht sehr intensiv. Bei Facebook hat er 165 Abonnenten, bei Instagram 31. Trotzdem hat Abeln in Facebook-Werbung investiert – 535 Euro hat er seit Ende März für insgesamt 23 gesponsorte Posts ausgegeben. Mit den Beiträgen hat er in der Regel zwischen 1000 und 3000 Nutzer erreicht.
Jochen Hartmann betreibt sowohl eine Seite als Stadtverordneter als auch eine als Privatperson. Er mischt sich nicht erst seit der Kommunalwahl intensiv in Debatten in Mülheimer Facebook-Gruppen ein, teilt seine Meinungen und Pressemitteilungen. Mit seiner Facebook-Seite erreicht er allerdings derzeit nur 77 Abonnenten.