Mülheim. Das Mammut-Sparpaket über gut 7 Millionen Euro für Mülheims Nahverkehr ist geschnürt. Hier fassen wir die Eckpunkte für alle Linien zusammen.

Ruhrbahn und Stadtverwaltung planen den radikalen Umbau von Bahn- und Busnetz. Hier die Pläne für alle aktuellen Linien im Überblick. Wohlgemerkt: Die Politik hat das Konzept noch nicht beschlossen.

102: Die Straßenbahnlinie (Oberdümpten – Uhlenhorst) soll künftig ihren Endhalt am Broicher Friedhof haben. Neben den Haltestellen Uhlenhorst, Waldschlösschen und Heuweg sollen im weiteren Verlauf der Strecke auch die Halte Schloß Broich, Buchenberg, Bessemer- und Talstraße entfallen, um einen Kurs einzusparen. Der Takt wird (wieder und noch mehr) ausgedünnt: Zwischen 4 und 6 Uhr sowie ab 17.30 Uhr sollen die Bahnen im 30-Minuten-Takt rollen, dazwischen im 15-Minuten-Takt. Kalkulierte Ersparnis: knapp 1,4 Millionen Euro.

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104: Die Straßenbahnlinie (Abzweig Essen – Hauptfriedhof) soll komplett aufgegeben werden. Zwischen Hauptbahnhof und Winkhausen soll eine neue Metrobuslinie fahren, die darüber hinaus weiter über die Schloßbrücke und die Duisburger Straße zum Duisburger Zoo fahren soll. Kalkulierte Ersparnis: 1,5 Millionen Euro.

Metrobuslinie soll die Straßenbahnen 104 und 901 ersetzen

901: Die Duisburger Straßenbahn soll gar nicht mehr auf Mülheimer Stadtgebiet fahren, sondern am Zoo Duisburg enden, wo eine Umstiegsmöglichkeit zur neuen Metrobuslinie geschaffen werden soll (siehe oben). Einspareffekt: rund 2,4 Millionen Euro.

Die Straßenbahn der Linie 112 an der Haltestelle Dümptener Straße. Diese Haltstelle soll aufgegeben werden.
Die Straßenbahn der Linie 112 an der Haltestelle Dümptener Straße. Diese Haltstelle soll aufgegeben werden. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

112: Auch auf der Gemeinschaftslinie mit Oberhausen (OB Neumarkt bis Hauptfriedhof) soll es Kürzungen geben. Weil die Oberhausener Stoag offenbar nicht bereit war, dem Mülheimer Wunsch nachzukommen, Haltestellen zu streichen, um die Fahrtzeit zu beschleunigen und damit einen Kurs einzusparen, kommt die Ruhrbahn zu dem Ergebnis, auf Mülheimer Gebiet gleich sechs Haltestellen streichen zu wollen: Dümptener Straße, Bahnhof West, Sandstraße, Rathausmarkt, Weißenburger Straße – und Hauptfriedhof. Geplant ist eine neue, an anderem Ort gebaute Endhaltestelle Tilsiter Straße. Auch auf der Linie 112 verschlechtert sich der Takt: Die Bahnen sollen nur noch zwischen 6 und 17.30 Uhr im 15-Minuten-Takt fahren, ansonsten alle 30 Minuten. Einsparziel: 336.700 Euro.

Worst-Case-Szenario soll der U18 erspart bleiben - aber Takt wird dünner

U18: Eine Verlängerung ab Hauptbahnhof bis zur Hochschule Ruhr West soll geprüft werden, um wohl nicht in die Fördermittel-Debatte um den Ruhrtunnel zu kommen. Die Ruhrbahn plant mit einer Taktausdünnung auf Mülheimer Gebiet. Einen Zehn- oder 15-Minuten-Takt soll es nicht mehr geben. Zwischen 4 und 21 Uhr soll nur noch ein 20-Minuten-, in den Randzeiten ein 30-Minuten-Takt gelten. So soll ein Kurs gespart werden, macht knapp 300.000 Euro. Gerechnet hatte die Ruhrbahn auch mit mehr als der doppelten Einsparsumme, hat es aber letztlich verworfen, die Haltestellen Rosendeller Straße, Mühlenfeld und Gracht aus dem Fahrplan rauszunehmen.

122: Die Linie, die heute vom Hauptbahnhof über die Broicher Mitte, durch den Speldorfer Süden und über den Raffelberg weiter zum Styrumer Bahnhof und zur Stadtmitte Oberhausen fährt, ist im neuen Liniennetz nicht mehr vorgesehen. Als Ersatz soll die Bedarfslinie D3 zwischen Broicher Waldweg und Friesenstraße (Styrum) verkehren, mit Umstiegsmöglichkeit etwa an der Duisburger Straße in die neue Metrobuslinie Richtung Stadtmitte. Die neue Linie D3 verkehrt zwischen 6 und 9 sowie 13 bis 18 Uhr im 60-Minuten-Takt, zwischen 9 und 13 Uhr im Zwei-Stunden-Takt.

Angebot im Speldorfer Süden soll ausgedünnt werden

124: Die Linie 124 (aktuell Peterstraße in Speldorf - Hauptbahnhof - Dümpten - OB Wehrstraße) soll nur noch zwischen Wehrstraße und Hauptbahnhof verkehren – und zwar durchgehend nur noch im 30- statt 20-Minuten-Takt. Im Speldorfer Süden soll die Linie D3 (siehe oben) für Anschluss an andere Buslinien sorgen.

128: Die Linie vom Hauptbahnhof über Bahnhof und Schloß Styrum sowie Ruhrstadion bis zum Ruhrpark in Oberhausen ist nicht mehr vorgesehen. Wer etwa vom Ruhrstadion künftig in die Innenstadt will, müsste nach einer kurzen Fahrt mit der Buslinie 129 am Styrumer Bahnhof in die S-Bahn oder am Sültenfuß in die Straßenbahn 112 umsteigen.

129: Die Linie 129 soll eingekürzt werden auf die Endhaltestellen OB-Ruhrpark und Heißen Kirche. Um von Heißen Kirche künftig zum Rhein-Ruhr-Zentrum zu kommen, soll ein Umstieg auf die U18 nötig werden. Zwischen Heißen Kirche und Rhein-Ruhr-Zentrum werden einige Haltestellen künftig gar nicht mehr vom ÖPNV angesteuert: Friedrich-Wennmann-Bad, Alexanderstraße, Klotzdelle, Schule Blücherstraße, Blumendeller Straße, Am Förderturm. Dafür soll die Linie teilweise gar im 15-Minuten-Takt fahren (6 bis 9 und 13 bis 18 Uhr).

Buslinie 130 soll nicht mehr das Rhein-Ruhr-Zentrum ansteuern

Die Linie 130 wurde geschaffen, als die Straßenbahn 104 nicht länger zum Flughafen fuhr.
Die Linie 130 wurde geschaffen, als die Straßenbahn 104 nicht länger zum Flughafen fuhr. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

130: Die 130 verkehrt heute zwischen Rhein-Ruhr-Zentrum und Hauptfriedhof. Die Linie soll künftig ab Hauptfriedhof weitergeführt werden über den Kahlenberg (Ersatz für die Straßenbahn 104) zum Hauptbahnhof. Ab Erbach (Haarzopf Mitte) soll sie nicht mehr zum RRZ fahren, sondern über den Wasserturm und den Kern der Heimaterde (als teilweiser Ersatz für die Linien 136 und 138) Heißen Kirche ansteuern. Der Bus soll den ganzen Tag über nur noch im 30-Minuten-Takt verkehren.

131: Die Linie (Breitscheid, Flurstraße - Winkhausen, Boverstraße) wird links der Ruhr bis zur Holzstraße in Broich als Linie 752 geführt, fährt aber ab dort nicht mehr den Hauptbahnhof an, sondern weiter über Broicher Mitte und Broicher Waldweg, über Saarner Straße, Blötter Weg, Duisburger Straße und Hansastraße ins Gewerbegebiet am Hafen. Neuer Endhalt ist die Saalestraße. Der Teil der aktuellen Linie, der Dichterviertel und Winkhausen erschließt, soll künftig von der Bedarfslinie D4 befahren werden (Ein- bis Zwei-Stundentakt mit Anbindung an den Hauptbahnhof sowie Fahrt auch durchs Rumbachtal über Fischenbeck und Fünter Weg bis Heißen Kirche).

Saarner Hauptbus soll nicht mehr über den Hauptbahnhof hinaus fahren

133: Die Linie soll nur noch zwischen Saarner Kuppe und Hauptbahnhof verkehren, von 6 bis 9 und von 13 bis 18 Uhr im 15-Minuten-Takt, ansonsten alle 30 Minuten. Die weitere Route der aktuellen Linie über Eppinghofen und Dümptener Mühlenstraße soll Teil der neuen Linie 124 werden (siehe oben).

134: Die ungeliebte Linie, die als Ergebnis der bisher letzten Nahverkehrsdebatte zwischen Mintard und Hafen rollt, soll wieder eingestellt werden. Rechts der Ruhr sind als Ersatz die Linie 752 (siehe auch Linie 131) und die Bedarfslinie D3 (siehe auch Linie 122) vorgesehen.

135: Auch diese Linie, die den Hauptbahnhof mit dem Gewerbegebiet am Hafen verbindet, soll entfallen. Wer vom Hauptbahnhof künftig zu seiner Arbeitsstätte im Hafen will, müsste die neue Metrobuslinie bis zur Hansastraße in Speldorf nehmen und dort umsteigen auf die Linie 752, die von Düsseldorf/Ratingen kommend weiter ins Hafengebiet fährt. Die Haltestellen Nordhafen und Lippestraße sollen aufgegeben werden.

Der Heimaterde bleibt laut Konzept nur noch eine Buslinie

136: Die Linie (Essen Erbach - Anne-Frank-Realschule) existiert im neuen Netz ebenfalls nicht. Die Heimaterde soll als einzige Buslinie die neue 130 haben – mit Verbindung zum U-Bahn-Halt Heißen Kirche. So würden auf der Heimaterde nur noch wenige Haltestellen im Süden angedient. Die Strecke zwischen Heißen Kirche und Schule Nordstraße soll nur noch von der Linie 129 bedient werden. Teile der restlichen Strecke werden über die Linie 124 bedient. In Oberdümpten sollen Haltestellen aufgegeben werden: Agnesstraße, Mariannen- und Grüner Weg sowie Magdalenenstraße.

138: Die Linie zwischen Heißen Kirche und Frohnhausen Breilsort steht auf der Streichliste. Der Osten des Stadtbezirks Heißen mit Gewerbegebiet, Fulerum und großen Teilen der Heimaterde soll künftig ohne ÖPNV-Angebot dastehen, sieht man von der U-Bahn-Strecke ab.

Ickten und Menden sollen nicht mehr direkt an die City angebunden sein

Schon 2013 kämpften nicht nur Mendener Bürger um den Erhalt einer Direktverbindung zur Innenstadt.
Schon 2013 kämpften nicht nur Mendener Bürger um den Erhalt einer Direktverbindung zur Innenstadt. © Tobias Appelt / WAZ FotoPool | Tobias Appelt

151: Der Bus zwischen Kettwig und Stadtmitte stand vor Jahren auf der Kippe, jetzt soll die Direktverbindung von Ickten und Menden zur Stadtmitte endgültig Geschichte sein. Ersatz soll die Bedarfslinie D1 bieten, die womöglich nicht mehr zum Kettwiger Markt fährt. In Richtung Stadtmitte soll die Linie nur noch eine Verbindung zu einer Straßenbahn-Haltestelle der Linie 112 in Holthausen schaffen und dann den Bogen über die Oppspringkreuzung zurück nach Menden nehmen.

752: siehe Linie 131.

753: Die Linie von Ratingen über Selbeck und die B1, ab Oppspring-Kreuzung weiter über die Holthauser Höfe und Rumbachtal gen Hauptbahnhof ist im neuen Netzplan nicht mehr enthalten. Die ÖPNV-Verbindung von Selbeck und Saarn über die Mendener Brücke zur anderen Ruhrseite ist nicht mehr vorgesehen. Ebenso ist die Holthauser Verbindung zwischen Oppspring und Walkmühle laut Konzept ohne ÖPNV-Verbindung. Das Rumbachtal soll über die Bedarfslinie D4 mit der Innenstadt verbunden werden (siehe auch Linie 131).