Mülheim. . Weniger Haltestellen bei U 18 und Straßenbahnen, Stilllegung von Strecken, Busse nur noch als Zubringer zur Bahn – das soll 7 Mio. Euro bringen
Auf der Zielgeraden vor der Ratssitzung am 6. Dezember sickert durch, dass die Stadtspitze Einsparungen in Millionenhöhe im Mülheimer Nahverkehr plant. U-Bahnhöfe sollen schließen, wenig frequentierte Haltestellen nicht länger bedient werden. Das komplette Netz soll umgekrempelt werden, so dass Bahn- und Bussystem kostengünstiger aufeinander abgestimmt sind.
Ruhrbahn soll Szenarien entwickeln
Aus informierten Kreisen ist zu vernehmen, dass Kämmerer Frank Mendack in die vertraulichen Beratungen mit der Politik neue Einsparziele für den Ruhrbahn-Betrieb einbringt, um Millionenlöcher nicht nur mit Steuererhöhungen stopfen zu müssen. Bis zum Jahr 2021 sollen zusätzlich zum laufenden Sparprogramm (6 Millionen Euro bis 2022, inklusive Stilllegung der Straßenbahnlinie am Kahlenberg) zwei Millionen Euro eingespart werden, bis 2022 vier Millionen. In fünf Jahren soll eine strukturelle Verbesserung von jährlich sieben Millionen Euro erreicht sein.
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Dem Vernehmen nach ist abermals ein nicht-öffentlich tagender Arbeitskreis gebildet worden: mit Kämmerer Mendack, Beteiligungschef Hendrik Dönnebrink, Verkehrsdezernent Peter Vermeulen und dem Ruhrbahn-Vorstand. Nicht externe Gutachter sollen Szenarien aufzeigen, wie die Einsparungen erzielt werden sollen, sondern die Ruhrbahn selbst.
Die Vorstellungen der Stadtspitze sind relativ konkret: In einem ersten Schritt soll der ÖPNV auf Schienen neu geplant werden. Über die Kahlenbergstrecke hinaus stehen nicht benannte Streckenabschnitte zur Disposition, Taktausdünnungen könnten dabei sein. Den Verantwortlichen der Stadt schwebt vor, auf den Schienenstrecken weniger frequentierte Haltestellen und U-Bahnhöfe aufzugeben. Dadurch sollen die Linien dergestalt beschleunigt werden, dass weniger Fahrzeuge und Kurse (Personal) vorzuhalten sind.
Busse nur noch Zubringer zur Bahn
In einem zweiten Schritt soll das Busnetz radikal umgebaut werden. Die Busse sollen zuvorderst eine Zubringerfunktion zum Schienenverkehr gen Innenstadt erfüllen – eine alte Forderung der Bezirksregierung. Dass Busse und Bahnen parallel gen Innenstadt rollen, soll ausgeschlossen sein. Man muss nur nach Broich oder Speldorf schauen, um sich vorzustellen, wie gravierend die Änderungen ausfallen könnten, wenn die Busse von dort nicht mehr direkt die Innenstadt ansteuern, sondern nur noch die großen Haltestellen der Straßenbahn-Linien 901 und 102.
Grundsätzlich infrage gestellt ist auch das Haltestellen-Netz. Wo wenig Fahrgäste ein- und aussteigen, könnte womöglich künftig auch kein Bus mehr halten.
Eng mit der Bezirksregierung abstimmen
„Die Neustrukturierung des Netzes könnte auf den ersten Blick zu einem Komfort- und Kundenverlust führen“, heißt es in einer Mail, mit der Beteiligungschef Dönnebrink unter anderem den Ruhrbahn-Aufsichtsratsvorsitzenden sowie Kämmerer und Beteiligungschef in Essen über die Pläne informiert. Die Mail liegt dieser Redaktion vor. Weiter drückt Dönnebrink darin seine Hoffnung aus, dass negative Effekte für Fahrgäste womöglich gar zu verhindern seien, wenn es gelänge, die Verknüpfungen von Bus und Bahn optimal zu gestalten – sprich: mit „verbesserter Pünktlichkeit“.
Die Stadtspitze will nicht nur die Politik bis zum 6. Dezember hinter ihre Pläne vereinen. Wie zu hören ist, will sich die Stadtspitze eng mit der Bezirksregierung abstimmen, die bei Konzessionen und geflossenen Fördermitteln ein paar Augen zudrücken müsste.
Dönnebrink und Mendack lehnten gestern eine Stellungnahme zu den Plänen ab. Offenbar wollen sie die Etatgespräche mit der Politik nicht gefährden.