Mülheim. . Die erste von drei Runden zum Masterplan Flughafen Essen/Mülheim zeigte, wie schwierig der Wandel hin zu Wohnen, Gewerbe, Naturschutz sein wird.

  • Die erste von drei Runden für einen Masterplan zum Flughafen Essen/Mülheim hat stattgefunden
  • Ziel ist eine Kombination von Wohnen, Landschaftsschutz und Gewerbeansiedlungen
  • Viele Fragen zum Klima- und Artenschutz sowie zu den Bodenbelastungen müssen noch geklärt werden

Was wird aus dem Flughafen Essen/Mülheim, wenn 2024 oder 2034 der Flugbetrieb für immer endet? Stadtplaner, Wirtschaftsförderer, Verkehrsexperten, Landschaftsplaner und Politiker aus beiden Städten arbeiten derzeit an einem Masterplan. Die erste von drei Runden dazu fand jetzt statt – und die stimmte viele zuversichtlich.

„Ich gehe hoffnungsvoll in die nächsten Runden“, sagt etwa der Vorsitzende des Mülheimer Planungsausschusses, Dieter Wiechering (SPD), und hält die Kombination von Wohnen, Landschaftsschutz und Gewerbeansiedlungen für machbar. Es gibt sogar ein mögliches Vorbild für die Verwandlung von einer Startbahn zum neuen Stadtleben. Innerhalb von zehn Jahren haben die Städte Böblingen und Sindelfingen aus ihrem ehemaligen Flugfeld ein attraktives Mischgebiet gemacht, in dessen Mitte sich heute ein 900 Meter langer See mit Wohnhäusern befindet, wo Firmen sich an Eckpunkten angesiedelt haben, wo es Parks gibt, eine Kita, eine Schule, wo sich ein komplett neues Stadtgebiet entwickelt hat.

Böblingen und Sindelfingen haben es vorgemacht

Dabei ist das Flugfeld im Ländle längst nicht so groß wie das Areal auf den Ruhrhöhen. „Es gibt noch zahlreiche andere Beispiele für einen guten Umbau“, sagt Planungs- und Umweltdezernent Peter Vermeulen. Ein Erfolg der ersten Masterplan-Runde ist für ihn: „Es ist allen klar geworden, wie komplex das Vorhaben ist und wie viele Fragen offen sind.“

Mehrere Untersuchungen stehen an: Etwa dazu, welche Qualitäten das Biotop aufweist. Welche Arten leben dort? Welche Rolle spielt das Gebiet für das Klima in der Stadt, für die Frischluftentwicklung? „Es gibt zudem die Vermutung, dass sich auf dem Gelände historische Gräber befinden könnten“, sagt Vermeulen. Vermutet wird auch, dass noch etliche Bomben auf den Flächen liegen. Krater, die im Krieg entstanden sind, sind verfüllt worden. Womit?

Was verträgt der Stadtteil Raadt?

„Ich sehe gerade in den Bodenbelastungen die größte Schwierigkeit“, sagt Hermann Stollen, der für die Grünen an dem Masterplanprozess teilnimmt. Was die Nutzung durch die Flugbetriebe betrifft, verweist Stollen auf Gutachten und Gerichtsurteile: „Das ist eindeutig.“ 2024 laufe der Vertrag mit dem Unternehmen WDL aus, 2034 mit dem Aeroclub, wobei sich die Fläche für den Aeroclub auf 5000 Quadratmeter beschränke.

Am Ende, so der Dezernent, werde es um die Frage gehen, was verträgt der Stadtteil Raadt. „Wir brauchen in allen Fragen Rechtssicherheit“, unterstreicht Vermeulen. Er weiß, dass sich auf den Ruhrhöhen viele Interessen begegnen: Landwirte haben andere Vorstellungen als die, die dort wohnen wollen, oder jene, die in der Fläche die Chance sehen, den eklatanten Gewerbeflächen-Engpass in Mülheim zu mildern. „Auch die Wirtschaftlichkeit spielt eine wichtige Rolle“, so Wiechering. Heißt: Was rechnet sich für die Städte?

Eine Bürgerbeteiligung ist fest eingeplant

OB Ulrich Scholten betonte, dass das Verfahren sehr transparent geführt werde, eine Bürgerbeteiligung sei fest eingeplant. Die Bürger sollen jedoch nicht im Nebel stochern, so Vermeulen. Der Masterplan soll letztlich klären: Was ist eigentlich realistisch?

Land verkauft Flughafen für einen Euro

Im Rechtsstreit um den Ausstieg des Landes NRW aus dem Flughafen Essen/Mülheim haben sich die Streitparteien auf einen Vergleich verständigt.

Die Mitgesellschafter Essen und Mülheim sollen die Anteile des Landes am Flughafen im Wert von 65.000 Euro zu gleichen Teilen übernehmen – für einen symbolischen Preis von jeweils einem Euro. Das Land steigt dafür aus der gemeinsamen Flughafengesellschaft aus und verzichtet im Gegenzug auf jegliche Ansprüche, auch auf die Rückzahlung von gezahlten Fördergeldern in Höhe von 2,1 Millionen Euro. Ein anhängiges Verwaltungsverfahren würde eingestellt. Das Land ist, wie berichtet, nicht länger bereit, den wirtschaftlich defizitären Flughafen länger zu subventionieren. Auch unter der neuen Regierung hat sich an dieser Haltung nichts geändert.

Der Rat der Stadt Essen soll dem Vergleich in seiner heutigen Sitzung zustimmen. In Mülheim wird der Stadtrat darüber am Donnerstag entscheiden. Kritik äußern die Essener Grünen: Das Land dürfe sich nicht aus der Verantwortung für eine städtebauliche Folgenutzung des Areals ziehen. Die Grünen fordern zudem, dass die Hobbyflieger des Aero-Clubs, deren Nutzungsrechte bis 2034 verbrieft sind, ihren Sport nur noch auf einer kleineren Rasenpiste ausüben dürfen.