Mülheim. . Mülheim hat zuletzt so stark nachgelassen in der wirtschaftlichen Entwicklung wie keine andere Kommune in NRW. Die Industrie schwächelt.
- Mülheim zählte zuletzt zu jenen sieben Städten und Kreisen in NRW, in denen sich die Wirtschaftskraft negativ entwickelt hat
- Das geht aus Zahlen für 2015 hervor, die das Statistische Landesamt aktuell veröffentlicht hat
- Demnach nimmt Mülheim in der wirtschaftlichen Entwicklung im kommunalen Vergleich die Position des Schlusslichtes ein
Mülheim zählte zuletzt zu jenen sieben Städten und Kreisen in NRW, in denen sich die Wirtschaftskraft negativ entwickelt hat. Das geht aus Zahlen für 2015 hervor, die das Statistische Landesamt aktuell veröffentlicht hat. Demnach nimmt Mülheim in der wirtschaftlichen Entwicklung im kommunalen Vergleich die Position des Schlusslichtes ein. Dennoch: Die Stadt ist, gemessen am Buttoinlandsprodukt je Erwerbstätigem, immer noch 16-stärkste Wirtschaftskraft des Landes.
Insgesamt ist die Wirtschaft in NRW um 2,7 Prozent gewachsen. Mit einem satten Minus von 4,0 Prozent steht Mülheim derweil am Ende des Rankings für die 53 Städte und Kreise im bevölkerungsreichsten Bundesland. Und das mit weitem Abstand hinter Bochum (minus 1,8 Prozent), das 2015 erstmals ein Wirtschaftsjahr ohne Opel zu bestreiten hatte. Motoren der wirtschaftlichen Entwicklung in NRW waren insbesondere die Stadt Köln und der Rhein-Erft-Kreis mit Wachstumsraten jenseits der Acht-Prozent-Marke.
Mülheim auf Platz 16 beim Bruttoinlandsprodukt
Das höchste Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigem, 92 835 Euro, weisen die Landesstatistiker für Düsseldorf aus. Hinter Duisburg und Essen belegt Mülheim Platz 16, damit ist die Stadt weiter Nummer 3 im Ruhrgebiet. Nachgelassen hat die Stadt 2015 insbesondere im produzierenden Gewerbe, dessen Bruttowertschöpfung gar um 13 Prozent gesunken ist auf 1,3 Milliarden Euro – in den Boomjahren 2008 und 2009 waren es noch mehr als 1,7 Milliarden Euro. Das Minus im Dienstleistungsbereich fällt mit 0,3 Prozent und 3,7 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung geringer aus.
„Die Zahlen haben uns leider nicht überrascht“, sagt Wirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier. Nicht umsonst habe man 2016 mit den Industrieunternehmen, dem Unternehmerverband und der IG Metall die „Stärkungsinitiative Industrie“ ins Leben gerufen. 33 Projekte zur Standortoptimierung und Zukunftsausrichtung seien in Arbeit.
Zahlen überraschten Wirtschaftsfördere nicht
Darauf verweist auch der Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, Wolfgang Schmitz: „Vor allem der Industriestandort Mülheim hatte in den vergangenen Jahren mit teils erheblichen Problemen zu kämpfen“, so Schmitz wohl auch mit Blick auf die Pläne zum Stellenabbau, die 2015 um sich griffen, ob bei Siemens, Vallourec, Mannesmann Grobblech, Europipe oder bei der Hütte. Mit der Stärkungsinitiative wolle man Mülheim zu einem „wissensbasierten Industriestandort“ weiterentwickeln. „Die alarmierenden Zahlen zur Wirtschaftskraft der Stadt müssen uns gemeinsam Ansporn sein, den Betrieben und damit den Arbeitsplätzen vor Ort mehr Rückenwind zu geben, statt ihnen – zum Beispiel über die Gewerbesteuer – immer weitere Lasten aufzubrummen.“
Wirtschaftsförderer Schnitzmeier stellt aber auch heraus, dass Mülheim weiter ein vergleichsweise starker Industriestandort sei, das 2015er Ergebnis sei immer noch besser als in vielen Jahren zuvor. Das produzierende Gewerbe unterliege stets konjunkturellen Schwankungen, gerade in Mülheim, wo die Exportorientierung und Ausrichtung auf Investitionsgüter hoch sei. Festzustellen seien jedoch „ein anhaltender technologischer Wandel und die Auswirkungen der Digitalisierung“. Es gelte die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft heimischer Betriebe zu stärken. Da setzte die Stärkungsinitiative an, etwa mit den Plänen für ein Innovationszentrum am ehemaligen Speldorfer Güterbahnhof.
Dienstleistungssektor entwickelt sich langsam
>> Jürgen Schnitzmeier als Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft zeigt sich auch nicht zufrieden mit der Entwicklung der Bruttowertschöpfung im örtlichen Dienstleistungssektor.
Hier betrug die Bruttowertschöpfung im Jahr 2015 gut 3,7 Milliarden Euro, leicht weniger als ein Jahr zuvor. Für die vergangenen Jahre stellt Schnitzmeier fest, dass das Wachstum im Dienstleistungssektor allzu moderat ausgefallen sei. „Wenn dieser Wirtschaftsbereich insbesondere im Rheinland wächst, müssen wir schauen, dort den Anschluss zu finden“, so Schnitzmeier.
„Mit unseren Potenzialen der Max-Planck-Institute, der Hochschule, unseren zahlreichen hidden champions im Mittelstand und den Potenzialen von Startups arbeiten wir in Richtung wissensbasierter Wirtschaftsstandort.“ Mit einer Nachfolgenutzung der Flächen des Flughafens habe die Stadt mittelfristig einen weiteren Top-Standort, um künftig wieder stärker zu wachsen.