Mülheim. Die Stadt Mülheim beginnt in Heißen mit dem Neubau der Bezirkssportanlage. Für die Vereine ist das Elf-Millionen-Projekt überlebenswichtig. Es ist eines der größten Sportbauvorhaben überhaupt – und das in Zeiten größter finanzieller Not.
Fußball in Heißen – das waren Schlammschlachten, Kämpfe in roten Staubwolken, Spiele mit schimpfenden Anwohnern im Nacken. Fast zehn Jahre haben die Fußballvereine RSV Mülheim und Turnerbund Heißen unter miserablen Bedingungen Sport betrieben. In einem Jahr ist das Geschichte. Die Stadt startete gestern mit dem Neubau der Bezirkssportanlage an der Hardenbergstraße. Es ist eines der größten Sportbauvorhaben überhaupt – und das in Zeiten größter finanzieller Not.
Dass das Projekt dennoch realisiert werden kann, ist der Stinnes-Stiftung zu verdanken. 4,2 Millionen Euro kosten die beiden Fußballplätze mit Kunstrasen und Umkleiden, Clubraum, Gastronomie sowie einem Block für 400 Zuschauer. 3,4 Millionen davon übernimmt die Stiftung, 800.000 Euro die Stadt. Der Rest der elf Millionen, so Sportdezernent Ulrich Ernst, sind Kosten für die Erschließung des 2,4 Hektar großen Areals.
Das Projekt jetzt nicht mehr infrage stellen
Finanziert wird das Gesamtpaket aber auch durch die Umwandlung der vier Sportplätze Mühlenfeld, Rudolf-Harbig-Straße, Amundsenweg und Von-der-Tann-Straße in Bauland. Das bringt Geld ein. Behauptungen, die Stadt gebe elf Millionen für zwei Fußballplätze aus, seien schlicht falsch, betonen der Sportdezernent und die Oberbürgermeisterin. Letztlich, so Ernst, sei das Vorhaben durch die Bezirksregierung genehmigt worden – trotz der hohen Mülheimer Schulden. Die OB appelliert, das Projekt jetzt nicht mehr infrage zu stellen.
Um die Finanzierung gab es bis zuletzt politischen Streit, die Mülheimer Bürgerinitiativen hätten das Projekt am liebsten gekippt. Doch das, daraus macht der Vorsitzende des RSV, Norbert Zmorek, keinen Hehl hätte den Bestand der Vereine gefährdet. „Wir hatten große Sorgen ums Überleben“, gesteht er und freut sich, dass neben dem RSV und dem Turnerbund künftig auch der TV Holthausen an der neuen Stätte seine Heimat haben wird. Die Vereine fusionieren zum SV Heißen.
Keine Anwohnerbelästigung im Gewerbegebiet
Die neue Sportstätte liegt im Gewerbegebiet, auch das werten die Sportvertreter als Erfolg. Denn an den beiden Sportplätzen Mühlenfeld und Rudolf-Harbig-Straße fühlten sich zunehmend Anwohner durch Lärm belästigt. „Der Betrieb war dort nur noch eingeschränkt möglich“, so Bezirksbürgermeister Arnold Fessen. Überhaupt wird es für Sportvereine mit Anlagen in Wohngebieten immer schwieriger den Betrieb ohne Beschwerden am Laufen zu halten.
Dabei, so Fessen, gewinne der Sport als Ausgleich zu den steigenden Anforderungen in Beruf und Schule zunehmend an Bedeutung, gesellschaftlich und gesundheitspolitisch. Zmorek sieht das Geld auch aus sozialen Aspekten gut investiert: „Wir müssen die Jugendarbeit in Mülheim ausbauen, wir müssen die Jugend von der Straße holen.“ Mit Schlamm- und Ascheplätzen ist die heute nicht mehr zu locken.