Herne. . Als eine von zwei Einrichtungen im Ruhrgebiet ist das Weaning-Zentrum am Evangelischen Krankenhaus in Herne-Eickel nach vier Jahren fürs Weaning zertifiziert worden. Bei dieser Methode werden Intensivpatienten schonend von einer künstlichen Beatmung entwöhnt.
Und wieder einmal kann eine Herner Klinik punkten: Als eine von nur zwei Einrichtungen im Ruhrgebiet ist das so genannte Weaning-Zentrum am Evangelischen Krankenhaus in Eickel nach vier Jahren nun zertifiziert worden. Die andere Klinik befindet sich in Dortmund, in ganz Deutschland gibt es 32 solcher Einrichtungen. „Wean“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „entwöhnen“. In der Medizin steht Weaning für Beatmungsentwöhnung. Schritt für Schritt werden Intensivpatienten am Evangelischen Krankenhaus vom Beatmungsgerät genommen.
Vor vier Jahren wurde das zum Thoraxzentrum Ruhrgebiet gehörende Weaning-Zentrum von dem Chefarzt für Pneumologie, Prof. Dr. Santiago Ewig, und dem Chefarzt für Anästhesiologie, Prof. Dr. Eckhard Müller, eingerichtet und kontinuierlich ausgebaut. Heute stehen elf Betten, eine entsprechend moderne technische Ausstattung und ein 32-köpfiges Team unter der Leitung von Oberarzt Lars Heining bereit, um Menschen mit chronischem Lungenversagen zu behandeln. Über 50 Patienten kommen jährlich zumeist aus externen Kliniken nach Eickel. Für die meisten, so der Tenor, bedeutet es die letzte Hoffnung auf ein Leben ohne Beatmungsmaschinerie.
Zwerchfell wird in Mitleidenschaft gezogen
„Es handelt sich dabei um sehr, sehr kranke Patienten“, erklärt Prof. Ewig. Durch Bettlägerigkeit und Krankheit sind sie schwach, die Muskulatur hat abgebaut. „Wenn jemand bloß einen Tag nur im Bett liegt, baut seine Muskulatur bereits ab“, so der Pneumologie-Chefarzt. Die Medizin spricht vom „katabolen“ Patienten (das Gegenteil ist anabol). Und auch das Zwerchfell, der für die Atmung wichtigste Muskel, werde dabei in Mitleidenschaft gezogen. Ewig: „Das Zwerchfell ist für 90 bis 95 Prozent der Atmung zuständig.“
Zwei Drittel der Patienten am Weaning-Zentrum des EvK werden aus anderen Kliniken eingeliefert, sagt Oberarzt Lars Heining. „Meist nehmen die Kollegen Kontakt mit uns auf, wenn sie der Meinung sind, dass das ursprüngliche Problem behoben ist“, ergänzt Anästhesiologie-Chefarzt Eckhard Müller. Das „Weaning“ könne theoretisch auch in den anderen Kliniken stattfinden, dort aber fehle das nötige Know-how, sind die Ärzte sicher.