Herne. . Das evangelische Krankenhaus führt seit einem Jahr bei jedem Patienten ein Ernährungs-Screening durch. So soll die optimale Nährstoffversorgung während der Behandlung gewährleistet werden. Weit über 1000 Patienten wurden in dieser Zeit „durchleuchtet“.
Womöglich wird sich der ein oder andere Patient, der im vergangenen Jahr im evangelischen Krankenhaus aufgenommen wurde, darüber gewundert haben, dass er gefragt wurde, ob er in den vergangenen drei Monaten Gewicht verloren oder weniger als üblich gegessen hat. Die Auflösung: Das EvK hat vor einem Jahr für alle Patienten, die stationär aufgenommen werden, ein Ernährungs-Konzept auf den Weg gebracht. Hintergrund: Die richtige Ernährung kann die Heilung nach der Operation fördern. „Die Ernährung ist dabei ein so wichtiger Baustein, dass wir darauf allergrößte Aufmerksamkeit verwenden“, betont EvK-Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) hatte im Rahmen einer Studie veröffentlicht, dass vor allem der alte Mensch stark gefährdet ist. In deutschen geriatrischen Einrichtungen wurde festgestellt, dass 56,2 Prozent aller Patienten unter Mangelernährung leiden. Darüber hinaus galten gastroenterologische und onkologische Patienten, die aufgrund ihrer Erkrankungen mit starkem Gewichtsverlust zu kämpfen haben, als besonders gefährdet.
Inzwischen sind am EvK weit über 1000 Patienten schon vor Beginn der Behandlung untersucht worden, um festzustellen, ob eine Mangelernährung vorliegt. „Die Patienten reagieren sehr dankbar auf unser sogenanntes Ernährungs-Screening“, erläutert Prof. Matthias Kemen, Chefarzt und Leiter der Ernährungskommission am EvK. Auch bei den Mitarbeitern wachse zunehmend die Akzeptanz, auch wenn das Screening zunächst Mehrarbeit bedeute. Doch diese lohne sich.
Über 1000 Patienten „durchleuchtet“
Was geschieht beim Screening? Die Patienten bekommen zunächst vier Fragen gestellt. Wird nur eine mit Ja beantwortet, leitet das Krankenhaus eine weitere Stufe ein. „Patienten, die aufgefallen sind“, so Diätassistentin Julia Iding, „werden von einer Diätassistentin besucht.“ Sie analysiere die Ernährung des Patienten und schaue, ob ein Nährstoffmangel vorliege. Je nach Ergebnis werde nach bestimmten Faktoren die nötige Nährstoffmenge errechnet und mit dem behandelnden Arzt die Maßnahmen besprochen. Die können von Wunschkost über Trinknahrung bis zur Ernährung über eine Sonde reichen. Das Krankenhaus habe sein Essensangebot im Zuge der Screening-Einführung nicht verändert, da man bereits über mehrere Komponenten verfüge.
Was für Laien überraschend ist: Die richtige Ernährung unterstützt auch die Wundheilung. Ein Mangel könne zu einer Störung des Gewebeaufbaus führen. Gerade bei einer zu geringen Eiweißzufuhr könne es zu Komplikationen kommen, weil die Durchblutung verringert werde. „Deshalb arbeitet nun auch das Wundheilteam mit dem Ernährungsteam zusammen“, so Kemen. Durch das Screening bildeten sich ganz neue Kooperationen.