Herne. . Die ev. Krankenhausgemeinschaft Herne/Castrop-Rauxel und die St.-Elisabeth-Gruppe gehen im Rahmen einer bundesweiten Krankenhaus-Initiative in die Offensive. Sie wehren sich gegen Vorwürfe von zu vielen Operationen, zu vielen Betten und mangelnder Hygiene.

Am kommenden Freitag dürfte die Stimmung prächtig sein - wenn das neue Rheumazentrum eingeweiht wird (siehe auch Lokalseite 5). Doch hinter den Krankenhausfassaden ist die Laune in den vergangenen Wochen mächtig gesunken. Zu viele Operationen, zu viele Betten, zu wenig Hygiene, so lautete der Dreiklang der Vorwürfe. Deshalb gehen die ev. Krankenhausgemeinschaft Herne/Castrop-Rauxel und die St.-Elisabeth-Gruppe nun - im Zuge einer bundesweiten Krankenhausinitiative - in die Offensive.

Kernaussage: Die politischen Rahmenbedingungen erschweren es zunehmend, die hohe Qualität in der Patientenversorgung aufrecht zu erhalten. Die Krankenhäuser seien unterfinanziert, die Lücke zwischen den Personalkosten und dem zugewiesenen Budget öffne sich immer weiter. Bei der Investitionskostenfinanzierung pro Bett liegt Nordrhein-Westfalen im Ländervergleich an letzter Stelle. Auch beim Landesbasisfallwert, der entscheidend für die Erstattung der Behandlungskosten ist, rangiert NRW unter dem Durchschnitt.

Genauer Blick auf die Pflegequalität

Das klingt nach roten Zahlen, doch beide Herner Krankenhausträger schreiben schwarze Zahlen. Der Grund, so die beiden Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter und Theo Freitag: Von den 82 650 Patienten, die im vergangenen Jahr stationär in den Herner Krankenhäusern versorgt worden seien, kamen etwa 30 Prozent nicht aus der Stadt, sondern aus dem Umland. Der Grund: hohe Qualität und zahlreiche Innovationen. Die Auslastung der Betten liege bei über 90 Prozent. Durch diese Patientensteigerung sei es gelungen, die Kostenschere zu schließen. Die Frage sei, ob man diese Qualität in Zukunft aufrechterhalten könne.

„Wir brauchen in Herne eher mehr Betten als weniger“, so Bitter. Freitag weist darauf hin, dass die Krankenhäuser mit zusammen 4140 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in der Stadt seien und mit den zahlreihen Investitionen ein erheblicher Wirtschaftsfaktor.

Prof. Ulrich Eickhoff, Ärztlicher Direktor des EvK Herne, trat dem Eindruck entgegen, dass zu viel operiert werde. „Wir lassen uns von externen Fachleuten begutachten, es ist sehr gut nachweisbar, dass nicht zu viel operiert wird.“

Gleiches gelte für das Thema Hygiene. Im EvK werde jeder Patient vor seiner Aufnahme auf MRSA-Keime untersucht, so Beate Schlüter-Rickert, Pflegedirektorin. „Der Blick auf die Qualitätsstandards war noch nie so genau wie jetzt.“ Noch nie habe es so viele Fort- und Weiterbildungen gegeben. Es gebe eine Vielzahl von Qualitätssicherungsmaßnahmen. „Es ist bedauerlich, dass dieses immer weniger Anerkennung findet“, betonen Bitter und Freitag.