Herne. . Die Zahl der Asylbewerber ist in Herne explodiert, die städtischen Unterkünfte und angemieteten Wohnungen reichen nicht mehr aus. Deshalb errichtet die Verwaltung ein Containerdorf. Doch die Zuweisungen des Landes decken nur 14 bis maximal 30 Prozent der Kosten für Asylbewerber.
Die Stadt baut am Zechenring in Horsthausen ein Containerdorf für Asylbewerber. Das teilt die Verwaltung auf Anfrage der WAZ mit. Der Grund: Die Zahl der Flüchtlinge ist explodiert, die Platzkapazität in den städtischen Unterkünften sei „nahezu erschöpft“. Ende Februar, so Jürgen Auf’m Kamp, Leiter des Fachbereichs Soziales, könnten die Container-Wohnungen bezugsfertig sein. Sie bieten Platz für 60 Personen.
Mit 280 Asylbewerbern seien die drei Gemeinschaftsunterkünfte am Zechenring, an der Dorstener- und an der Buschkampstraße voll. Ebenso das gute Dutzend Wohnungen, das die Stadt für Flüchtlinge in Herne und Wanne-Eickel angemietet habe. Deshalb wird nun das Containerdorf errichtet, das die Politik für diesen Fall vorgesehen hat.
Zum Stichtag Ende Dezember waren in Herne 409 Flüchtlinge gemeldet. Im vergangenen März waren es nur knapp 150, im August dann 190. Anschließend schossen die Zahlen weiter kräftig in die Höhe. Nach Angaben der Stadt kommen die meisten Asylbewerber aus dem ehemaligen Jugoslawien, also etwa aus Serbien und Mazedonien (rund 130), weitere jeweils rund 25 aus der russischen Föderation und Syrien, weitere knapp 120 aus 15 Staaten in Afrika und Asien. Ein Ende der Fahnenstange sei nicht erreicht, im Gegenteil „die Tendenz ist kontinuierlich steigend“. Die Stadt, so Auf’m Kamp, werde die Entwicklung genau verfolgen. Überlegungen zur Errichtung weiterer Unterkünfte gebe es nicht.
Folgeantragsteller sind ein Problem
Die steigenden Flüchtlingszahlen schlagen im Sozial-Etat kräftig zu Buche. 1,72 Millionen Euro habe die Stadt 2013 allein an Transferleistungen bezahlt, Bund und Land hätten davon nur rund 640.000 Euro geschultert. Hinzu kämen die Kosten für Betrieb und Unterhaltung der Unterkünfte. Nach Einschätzung der Stadt werden die zunehmenden Flüchtlingsströme den städtischen Etat künftig „immer stärker belasten“. Nach Auskunft des Deutschen Städtetages deckt die Zuweisung des Landes an die Städte nur 14 bis 30 Prozent der Kosten für Asylbewerber. Hier sieht Auf’m Kamp das Land gefordert. „Man lässt die Stadt im Regen stehen“, kritisiert der Chef im Sozialamt.
Kräftig zu Buche schlagen die so genannten Folgeantragsteller. Laut Auf’m Kamp kommen rund 40 Prozent der Flüchtlinge immer wieder nach Herne - nicht aus Krisengebieten, sondern aus wirtschaftlicher Not. Diese Menschen, vorwiegend aus Serbien, Bosnien-Herzegowina, dem Kosovo und Albanien, hätten keine Chance auf Asyl und reisten nach einer Ablehnung regelmäßig aufs Neue ein. Dieses Bumerang-Prinzip spreche sich herum. Folge: Es mache Schule. Auch hier fordert der Leiter des Sozialamts eine klare Regelung.