Herne. Lange Gänge, in denen sich Büro an Büro reiht. So sieht es immer noch in vielen Firmen aus. Der Herner NWB Verlag bricht aus diesem Schema aus.

Das erlebt man auch nicht alle Tage: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen von Kollegen eine Führung im eigenen Unternehmen. Der Grund: Der Herner NWB Verlag hat damit begonnen, seine Büros umzukrempeln. Seit wenigen Wochen ist die Musteretage vollendet und die „Pioniere“ zeigen ihren Kollegen, wie es sich dort arbeitet.

„Kleine Büros passen nicht mehr zur heutigen Arbeitsweise“

Die alte Arbeitswelt kann man noch in den anderen Etagen besichtigen: eben jene Gänge mit kleinen Büros. „Das passt aber nicht mehr zu unserer heutigen Arbeitsweise“, erzählt Anja Willich, Leiterin der Abteilung „Menschen & Kultur“ bei NWB. Früher hätten die Mitarbeiter sehr spezialisiert gearbeitet, längst gebe es aber viele teamübergreifende Projekte. Dass dann die Mitarbeiter alle in ihren Büros sitzen, sich aber nur in einer Videokonferenz sehen, dürfte kaum einleuchten.

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Also entschied sich das Unternehmen dazu, Mauern einzureißen, um Raum für Neues zu schaffen. Selbstverständlich habe man sich auch Anregungen von außerhalb geholt, doch die rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Etage seien von der ersten Sekunde an in die Planungen miteinbezogen worden, damit nicht plötzlich Mauern im Kopf entstehen. Willich: „Wir haben mehrere Workshops durchgeführt, die Kollegen konnten Wünsche, Ängste und Sorgen äußern.“ Wenn es Ängste und Sorgen gegeben haben sollte, sind sie offenbar im Laufe der Planungen ausgeräumt worden. Und Wünsche? Die gab es, darunter sogar einen recht ausgefallenen: eine gemeinsame Toilette für Frauen und Männer.

Verlag ist auf dem Weg zum papierlosen Büro

Die Gestaltung und Aufteilung hat die Etage in eine neue Büro-Zeit befördert, die allerdings in ähnlicher Form auch in manch anderen Unternehmen bereits angebrochen ist. Es gibt eine Gemeinschaftsfläche mit zahlreichen Schreibtischen. So können die Beteiligten an einem Projekt direkt miteinander kommunizieren. „Eigene Schreibtische gibt es nun nicht mehr“, erläutert Willich, sodass jeder und jede Beschäftigte den Platz am Abend „sauber“ hinterlassen muss. Und das ganze Papier? Immerhin handelt es sich um einen Verlag? So viel Papier gebe es gar nicht mehr, im Zuge des Umzugs sei sehr viel entsorgt worden. Und als sehr nachhaltig handelndes Unternehmen sei sowieso das papierlose Büro seit Jahren ein erklärtes Ziel. Für räumliche Flexibilität sorgen rollbare Raumteiler, teilweise mit Pflanzen bestückt. Die sorgen für ein gutes Raumklima. Und wer Ruhe braucht, entweder für Telefonate oder für kleine Teamsitzungen, kann einen von mehreren separaten Räumen buchen.

In mehreren abgetrennten Büros können Mitarbeiter in Ruhe arbeiten, telefonieren oder kleine Konferenzen durchführen.
In mehreren abgetrennten Büros können Mitarbeiter in Ruhe arbeiten, telefonieren oder kleine Konferenzen durchführen. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

„Das Arbeitsumfeld prägt die Kultur im Unternehmen, und die Räume unterstützen das“, so Willich. In den kommenden Wochen und Monaten werde getestet, wie sich die neue Umgebung bewährt, wo eventuell nachgesteuert werden muss. Inwiefern dieser Prototyp auf die anderen Etagen übertragen werden kann, ist zum jetzigen Zeitpunkt offen. Willich: „Es gibt nicht die Lösung, die überall passt.“

NWB Verlag ist von Kununu erneut als „Top Company“ ausgezeichnet worden

Anja Willich und NWB-Geschäftsführer Ludger Kleyboldt freuen sich über die erneute Kununu-Auszeichnung als „Top Company“.
Anja Willich und NWB-Geschäftsführer Ludger Kleyboldt freuen sich über die erneute Kununu-Auszeichnung als „Top Company“. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Der NWB ist zum zweiten Mal nach 2023 von der Plattform Kununu als Top Company ausgezeichnet worden. Auf Kununu können Mitarbeiter ihre Firma bewerten und sie weiterempfehlen. NWB übererfülle die meisten Bewertungskriterien, so Anja Willich im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Was sie besonders freut: Es werde zwar Kritik geäußert, doch die Weiterempfehlungsquote liege wie 2023 bei 100 Prozent.