Herne. Zweimal wurde der Tauschschrank in Wanne-Süd Opfer von Brandanschlägen. Nun wurde der dritte eingeweiht. Warum es diesmal besser laufen könnte.
Das Entsetzen war groß im vergangenen Jahr: In der Nacht zu Ostersonntag hatten unbekannte Täter den Tauschschrank in Wanne-Süd abgefackelt. Es war bereits das zweite Mal, dass der Schrank in Flammen aufging. Schon im August 2020 war die erste Version in Flammen aufgegangen. „Die blinde Zerstörungswut macht einen fast sprachlos“, kommentierte Eickels Bezirksbürgermeister Arnold Plickert die Brandstiftung im vergangenen Jahr im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion.
Doch sowohl Plickert, als auch der Verein „Wir machen Herne schön“ - der den zweiten Schrank gebaut hatte -, ließen sich von den unbekannten Vandalen nicht entmutigen. Der Verein, in dem unter anderem verschiedene Handwerksunternehmen versammelt sind, beschloss, einen weiteren Anlauf zu nehmen und einen neuen Schrank zu bauen.
Am Samstag wurde er offiziell seiner Bestimmung übergeben, Vereinsvorsitzender Thorsten Panhorst bestückte den Schrank symbolisch mit einem Bierkrug. „Wir lassen uns vom Vandalismus nicht unterkriegen“, erklärte er die Hartnäckigkeit des Vereins. „Wir wollen etwas in der Stadt bewegen.“ Der Verein hat die neue Schrankversion, die durch eine stattliche Spende des Vereins „Wohnen in Herne“ unterstützt wurde, anders gestaltet als das Vorgängermodell: Sie besteht komplett aus Metall und kann nur noch von einer Seite befüllt werden. Auf der Rückwand steht das Wort „Tauschschrank“ in 15 verschiedenen Sprachen, sodass vielleicht auch andere Bevölkerungsgruppen das nachhaltige Tauschen für sich entdecken. An dieser Stelle betonte Panhorst, dass Bücher im Schrank nach wie vor nicht erwünscht seien. Dafür gebe es den Bücherschrank wenige hundert Meter entfernt in Eickel im Schatten des Sud- und Treberhauses.
Eickels Bezirksbürgermeister Arnold Plickert freute sich, dass er den „Tauschschrank 3.0“ mit einweihen durfte. Er wies auf zwei wesentliche Punkte hin, die die Hoffnung nähren, dass der Schrank nicht mehr ein Opfer der Flammen wird. Eine sehr wichtige Rolle spielt der neue Standort - direkt gegenüber der Polizeiwache an der Hauptstraße. Theoretisch müssen die wachhabenden Beamtinnen und Beamten nur aus dem Fenster schauen, um Schrank zu sehen.
Kadesch-Projekt als Schrank-Pate
Soziale Kontrolle sei sehr wichtig, so Plickert und verwies auf die Stadtterrasse, die im vergangenen Jahr am alten Eickeler Markt aufgestellt wurde. Damals hätten viele Menschen vorausgesagt, dass die Holzkonstruktion innerhalb von wenigen Wochen beschädigt oder zerstört sein werde, doch die Terrasse sei nach fünf Monaten ohne Beschädigung abgebaut worden. Für Plickert liegt der Grund auf der Hand: Der alte Eickeler Markt sei mit seinen zahlreichen Gastronomien einfach sehr belebt. Das lässt sich teilweise auf den neuen Schrankstandort übertragen. Denn neben der Polizei gehen viele Menschen beim benachbarten Supermarkt aus und ein.
Hinzu kommt, dass der Schrank nun mit Kadesch einen Paten hat. Die gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung der Jugend- und Suchtkrankenhilfe Herne hat vor einigen Monaten in einer ehemaligen Gaststätte ganz in der Nähe das Projekt „Blickwechsel 1a“ gestartet. Dabei erhalten zwölf Menschen mit Suchterfahrung einen Job und engagieren sich im Stadtteil. Dazu werde gehören, dass sich die Teilnehmer der Maßnahme und den Schrank kümmern und beispielsweise ungewollte Bücher oder Unrat entfernen, so Maßnahmenleiter Jonas Vöcklinghaus zur Herner WAZ.
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